Zu Beginn müssen Verantwortliche die Risiken für Compliance-Verstöße in ihrem Unternehmen identifizieren. Dabei sollte sich die Vorgehensweise am Aufbau einer Strukturanalyse orientieren. Falls bei der Strukturanalyse eine Unterteilung in Arbeitsbereiche vorgenommen wurde, so sollte die Risikoanalyse demselben Schema folgen. Andernfalls kann die Analyse anhand konkreter Handlungen und Prozesse durchgeführt werden. Im ersten Schritt müssen sich Verantwortliche folgende Fragen stellen:

Wie verhält sich das Unternehmen in dieser Situation und könnte dieses Handeln zu einem Compliance-Verstoß führen?

Häufig zeigt sich bereits in diesem Stadium, dass viele unbekannte Probleme existieren. Dies liegt daran, dass den Verantwortlichen oft nicht bewusst ist, dass einzelne Handlungen oder Arbeitsweisen bereits das Risiko eines Compliance-Verstoßes bergen.

 
Praxis-Beispiel

Risikoidentifikation bei Geschäftsessen

Ein alltägliches Beispiel hierfür ist der Umgang mit Einladungen zu Geschäftsessen: Geschäftsessen mit Geschäftspartnern sind heutzutage alltägliche Prozesse und stellen nicht von Anfang an ein korruptes Verhalten dar. Allerdings können häufige und insbesondere teure oder extravagante Einladungen den Anschein einer Bestechung hervorrufen oder sogar den Eingeladenen tatsächlich beeinflussen. Verantwortliche sollten die Situation daher unter folgenden Aspekten betrachten:

  • Wie häufig kommt es in unserem Unternehmen zu Geschäftsessen?
  • Werden wir eingeladen oder laden wir ein?
  • Um welche Preiskategorie handelt es sich?
  • Erscheinen nur die Mitarbeiter oder auch deren Familien?

Insbesondere bei teuren Geschäftsessen, Übernachtungen sowie der Anwesenheit von Familienmitgliedern kann schnell der Anschein erweckt werden, dass es sich um korruptes Verhalten handelt. Wird ein solches Risiko im Unternehmen festgestellt, sollte anhand der Häufigkeit beurteilt werden, wie hoch die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Bestechungsvorwurfes ist.

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