Dipl.-Wirt.-Ing. Jens Gräf
Viele Risikomanagementlösungen werden aufgrund von gesetzlichen Vorschriften eingeführt. Da sich im Gesetz keine expliziten Regelungen finden, wie ein Risikomanagementsystem zu gestalten ist, treffen wir in den Unternehmen heute auf verschiedene Evolutionsstufen von Risikomanagementlösungen. Das Spektrum reicht dabei vom impliziten Risikomanagement mit nur intuitiven Vorstellungen, wie sicher bzw. risikobehaftet die Unternehmensplanung ist (Evolutionsstufe 1), bis hin zum expliziten Risikomanagement mit weitgehender Transparenz in Bezug auf potenzielle, risikobehaftete Abweichungen von bedeutenden Unternehmenszielen (Evolutionsstufe 4) (vgl. Abb. 1).
Charakteristika |
Evolutionsstufe 1 |
Evolutionsstufe 2 |
Evolutionsstufe 3 |
Evolutionsstufe 4 |
Bezeichnung |
Implizites Risikomanagement |
Explizites, einfaches Risikomanagement |
Explizites, systematisches Risikomanagement |
Explizites, in das Führungssystem integriertes Risikomanagement |
Verankerung im Unternehmen |
Intuitives, risikobewusstes Handeln |
Kommunikation durch wenige Mitarbeiter und Führungskräfte |
Unternehmensweite Information und Integration |
Unternehmensweite Information und Integration |
Laufende Risikoindikatoren- oder Schadensverfolgung |
Nein |
Nein |
Teilweise |
Ja |
Quantitative Risikobewertung |
Nein |
Nein |
Ja |
Ja |
Planung und Budgetierung der Maßnahmen zur Risikosteuerung |
Nein |
Nein |
Ja |
Ja |
Analyse und Simulation der Auswirkung auf den Planerfolg |
Nein |
Nein |
Nein |
Ja |
RM-Organisation |
Keine |
RM-Verantwortliche(r) |
RM-Verantwortliche(r) |
RM-Verantwortliche(r) |
RM-Erfahrung |
Gering |
Gering |
Mittel |
Hoch |
Abb. 1: Evolutionsstufen des Risikomanagements
Kosten-Nutzen-Relation schwierig zu beurteilen
Bezüglich der Kosten-Nutzen-Relation der einzelnen Evolutionsstufen ist keine allgemein gültige Aussage möglich. Zwar steigen die Kosten tendenziell mit den Evolutionsstufen des Risikomanagements, die konkrete Höhe wird jedoch durch die unternehmensindividuelle Vorgehensweise beim erstmaligen Aufbau bzw. der Weiterentwicklung bestimmt. Die Beurteilung des unternehmensindividuellen Nutzens gestaltet sich ebenfalls schwierig, da die Abschätzung der künftigen Vorteile eines präventiven Risikomanagements nur begrenzt möglich ist. Der Nutzen einer Risikomanagementlösung hängt vielmehr primär davon ab, ob das Management und die Mitarbeiter von der Wirkung des Risikomanagements überzeugt sind und darin ein betriebswirtschaftliches Instrument sehen, das sie in der Entscheidungsfindung unterstützt.