Die weitere Entwicklung der Rüstkosten als Kostenblock im Unternehmen wird im Wesentlichen von der weitergehenden Digitalisierung bestimmt. Mithilfe eines digitalen Informationsaustausches zwischen den Herstellern, Händlern und Verbrauchern von Waren wird eine größtmögliche Abstimmung über Liefer- und Fertigungsmengen erreicht. Dabei werden auf allen Produktions- und Handelsebenen die Lagerbestände minimiert, die Planung der Warenströme erfolgt zum großen Teil autonom in digitalen Abläufen. Grundsätzliche Voraussetzung in den Fertigungsunternehmen dieser Wertschöpfungsketten ist die Ausstattung mit flexiblen Fertigungsanlagen.
Moderne digital gesteuerte Fertigungsanlagen, nur diese können in Industrie 4.0 eingebunden werden, können sich sehr flexibel auf wechselnde Anforderungen einstellen. Die Umstellung von einem zu fertigenden Produkt auf ein anderes erfolgt im Idealfall durch die Maschine selbst oder durch einen Roboter. Diese autonomen Abläufe sind so weit optimiert, dass sehr individuelle Fertigungsabläufe bis zu einer Losgröße von einem Stück möglich und wirtschaftlich sind. In Zukunft werden die Rüstkosten also an Bedeutung verlieren, da
- die automatisierten Funktionen in den digital gesteuerten Maschinen eine autonome Umrüstung möglich machen, die ohne Einsatz von Menschen auskommt,
- die automatisch durchgeführten Einstellungsarbeiten in den Fertigungsanlagen von den Maschinenherstellern optimiert sind,
- die autonome Disposition innerhalb von Industrie 4.0 eine Optimierung der verbleibenden echten, nicht durch die Maschine selbst durchzuführenden Rüstarbeiten sorgt,
- die Entwickler die Produkte und Bauteile auf die flexiblen Möglichkeiten der modernen Fertigungsanlagen angepasst haben.
Durch die autonomen Rüstungsvorgänge werden die Fertigungsanlagen sehr flexibel. Das ermöglicht zum einen die Nutzung in den digitalen Geschäftsmodellen, die auf Industrie 4.0 als Modell der Zusammenarbeit setzen. Zum anderen bedienen sie den Wunsch der Kunden nach individuellen Produkten, was zu geringen Losgrößen führt. Die steigende Flexibilität führt in digitalen Modellen nicht mehr zu dramatisch hohen Rüstkosten.
Dennoch verbleibt die Notwendigkeit, Fertigungsanlagen an die verschiedenen Produkte anzupassen. Geschieht dies autonom und automatisch in den Anlagen selbst, werden dazu auch die für eine Abrechnung der Kosten notwendigen Daten zur Verfügung gestellt. Der Controller greift darauf zu und kann sie sehr exakt den einzelnen Produkten zuordnen. Die verbleibenden Rüstkosten, die durch nicht automatisch durchgeführte Arbeiten entstehen (z. B. eine generelle Reinigung zwischen zwei Fertigungsabläufen) werden weiter nach den bewährten Methoden auf die Produkte verteilt.
Tausch des Kostencharakters
Die für die flexible Produktion notwendigen automatischen Einstellungsfunktionen verteuern die Fertigungsanlagen wesentlich. Das erhöht die Abschreibungen und damit die Maschinenstundensätze. Gleichzeitig werden die Rüstkosten eliminiert, oder zumindest minimiert. Rüstkosten sind variabel, sie fallen nur an, wenn ein Produkt auch hergestellt wird. Abschreibungen sind, wenn sie zeitbezogen erfolgen, fix. Durch die Digitalisierung erfolgt auch an dieser Stelle eine Veränderung der Kosten von variabel nach fix.
Verursachung prüfen
Nutzen Sie die Gelegenheit, wenn sich die Rüstkosten dramatisch durch neue flexible, digital gesteuerte Maschinen verändern, um die Verursacher der verbleibenden Rüstkosten zu prüfen. In vielen Fällen ist vor jedem zu fertigenden Teil eine Einstellung vorzunehmen. Andererseits werden verbleibende manuelle Arbeiten oft nicht mehr in Abhängigkeit von Produktwechseln erledigt, sondern haben eher den Charakter einer Instandhaltung. In beiden Fällen macht eine Zuordnung als Rüstkosten keinen Sinn mehr. Die bei jedem Teil anfallenden Einstellungen können als Maschinenzeit behandelt werden, die Rüstarbeiten mit dem Charakter von Instandhaltungen erhöhen den allgemeinen Maschinenkostensatz.
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