Das ACE@S/4-Projekt hatte zunächst als reine FICO-Initiative begonnen. Doch schnell wurde klar, dass es eines funktionsbereichs-übergreifenden S/4-Programms bedarf, um die ERP-Landschaft von (über-)morgen zu bauen (Stichwort "E2E-Prozesse"). Daher haben sich bereits vor 4 Jahren die Product Owner der Kernfachbereiche (FICO, Vertrieb, Produktion, Logistik, Kundendienst) gemeinsam mit den jeweiligen IT-Experten unter dem Programmnamen "S/4 Digital Core" auf die S/4-Reise begeben.
Im Sinne eines Minimum Viable Ansatzes wurde sehr früh eine erste S/4-Pilot-Entität in Form einer kleineren Vertriebsgesellschaft identifiziert. Bei dieser waren eine möglichst überschaubare Kernprozess-Komplexität als auch ein veränderungsoffenes Team vor Ort anzutreffen. Vor etwas mehr als zwei Jahren gelang in dieser Konstellation der erste S/4 Go-Live. Seitdem werden sukzessive die ca. 90 Entitäten der BSH (Mix aus Rechts- und Funktionseinheiten) schrittweise umgestellt, wobei die Fähigkeiten des zugrunde liegenden S/4 Templates kontinuierlich erweitert werden.
Hybrid-Phase im Reporting mit SAP Analytics Cloud abdecken
Auch mit einer noch so hohen Roll-In-Geschwindigkeit wird ein Konzern der Größe einer BSH einige Jahre brauchen, bis alle Entitäten auf S/4 umgestellt sein werden. Daraus ergibt sich der Bedarf einer vom Ende her durchdachten "Hybridphase", während derer alle Konzernsteuerungsinformationen unverändert zur Verfügung gestellt werden müssen. Dies muss auf Basis eines Mix aus "alten" R/3- und "neuen" S/4-Entitäten erfolgen.
Im FICO-Kontext heißt das:
- Die komplett neuen Konzepte im S/4-Template müssen bereits angelegt/angedacht sein.
- Gleichzeitig sind jedoch auch die laufenden Reporting-Aktivitäten des externen und internen Rechnungswesens störungsfrei durch "Back-Mapping" zu bedienen.
Im Falle der BSH war im FICO-Bereich hierfür auch ein letztes, konzeptionelles Update in R/3 notwendig, um die CO-Daten der "Alt"-Systeme noch stärker an IFRS-Inhalte anzugleichen. Da die "ERP-Kärrnerarbeit" mehrheitlich im "Maschinenraum" unterhalb der Sichtbarkeit des Konzern-Reportings stattfindet, würde es Jahre dauern, bis Erfolge dort in der Breite visibel wären. Daher traf man bei der BSH die Entscheidung, parallel zum ERP-Projekt eine Art "Zwischenlayer-Initiative" zu starten, angelehnt an die Digital-Boardroom-Story der SAP. Technologische Basis hierfür die SAP Analytic Cloud (SAC). Grundidee dahinter war, dass man die SAC-Fähigkeiten bereits vor Konzernumstellung auf S/4 nutzen könnte, um die diversen, über die Jahre entstandenen Business Warehouse Data Cubes dynamisch auswertbar zu gestalten. Gleichzeitig will man daraus die Plattform erschaffen, aus welcher heraus in fernerer Zukunft der analytische Sprung bis hinein ins transaktionale S/4-System möglich sein wird (Abb. 5).
Abb. 5: Berichtskonzept für die hybride Übergangsphase
Mit dieser Initiative wird die Controlling-Community in die Lage versetzt werden, alle Fragen im Rahmen eines Management-Meetings "on the spot" beantworten zu können bis runter zum tiefsten BW-Granulat. Dies auch dann, wenn dafür im Vorfeld kein spezifischer Bericht erstellt wurde. Des Weiteren wird es möglich sein, bis dato via Download / Pivoting erzeugte Cross-Cube-Analyse-Berichte dynamisch über SAC erzeugen zu lassen. Damit dies gelingt, sind einige historisch-datenstrukturelle als auch technisch bedingte Herausforderungen zu überwinden. Daran wird aktuell mit Hochdruck gearbeitet.
Das Top Management konnte man dafür gewinnen, das für sie zur Verfügung gestellte Reporting auf diese neue, dynamische Basis umzustellen, d. h. weg von hübsch aufbereiteten, jedoch statischen Reports. Seit Mitte 2021 läuft der erste Teil der Top Management-Berichterstattung auf SAC und "top-down" wird das gesamte Konzern-Reporting schrittweise umgestellt. Ein eigenes Strategieprojekt-Team treibt diesen Wandel und versucht gleichzeitig, die "Berichts-Inseln" der einzelnen Fachbereiche in SAC zusammenzuführen.