Grundsätzlich sollten Anwender davon ausgehen können, dass die Systemarchitektur und auch die Anwendungsszenarien durch den Einsatz von S/4HANA extrem vereinfacht und flexibel werden. Grundsätzlich stimmt das auch. Jedoch schafft genau die neugewonnene Flexibilität gleichzeitig eine Vielzahl möglicher Optionen und Szenarien, welche bei der Architekturentscheidung in Betracht gezogen werden müssen. Wichtig ist es daher, frühzeitig und sorgfältig eine Grundsatzentscheidung zu fällen:
- Setzt das Unternehmen auf ein separates Data Warehouse?
- Oder sollen Berichte direkt in der S/4HANA Business Suite aufgebaut werden bzw. sollen die von SAP im Standard ausgelieferten analytischen Fiori-Apps genutzt werden?
Zur Beantwortung dieser Kernfrage gibt es keinen, für alle Unternehmen funktionierenden, Best-Practice-Ansatz. Grundsätzlich lassen sich jedoch drei unterschiedliche Optionen des Datenzugriffs unterscheiden (s. Abb. 4).
Abb. 4: Optionen des Datenzugriffs
Option 1: Vollständige Integration
Bei Option 1 erfolgt eine vollständige Integration der Berichtslösung in die Business Suite (direkter Zugriff auf die Daten in Echtzeit über Core Data Services, CDS), ohne Einsatz eines zusätzlichen Data Warehouse. Diese Option bietet alle Vorteile der neuen Technologie (bspw. real-time, hohe Datengranularität und -integrität, Einbindung in die transaktionalen Prozesse) und ermöglicht so eine schnellstmögliche Reaktion auf Veränderungen im Reporting. Planungsfunktionalität mittels CDS ist jedoch nicht verfügbar. Die Ausrichtung des Berichtswesens ist stark operativ.
Option 2: Embedded BW
Bei der Nutzung des Embedded BW werden die Daten mit Hilfe der Core Data Services über das Embedded BW zur Verfügung gestellt. Diese Option ist dann von Vorteil, wenn kein eigenständiges Data Warehouse zur Verfügung steht und der spezifische, von der SAP ausgelieferte Content für die operative Planung genutzt werden soll.
Option 3: Hybrides Szenario
Bei dem hybriden Szenario werden die operativen Daten in Echtzeit aus der Business Suite zur Verfügung gestellt und mit weiteren Informationen im Data Warehouse verknüpft. Diese Option ermöglicht die Realisierung weiterer Potenziale und adressiert sowohl das strategische als auch operative Reporting. Sinnvoll ist diese Option, wenn ein bestehendes SAP BW-System auch weiterhin genutzt werden soll und die Vorteile des Reportings in Echtzeit integriert werden sollen.
Fiori-Apps als zentraler Einstiegspunkt
Mit den Fiori-Apps als zentralem Einstiegspunkt für den Anwender stellen die Anwender keinen Unterschied fest, da bestehende Berichte integriert werden können. Es gibt Fiori Apps sowohl für operative Transaktionen, wie bspw. die Buchung von Hauptbuchbelegen, als auch für analytische Anwendungen. Die Grenzen zwischen Transaktion und (Management) Reporting verschwimmen dabei immer mehr.