3.1 Kostenrechnerische Abbildung der Produktionsprozesse

Prozesskostenrechnung für Standardservices

Die Erfahrung des Projekts hat gezeigt, dass die Prozesskostenrechnung sehr gut geeignet ist, um die Produktion standardisierter Dienstleistungen betriebswirtschaftlich abzubilden.

Um eine einheitliche Abbildung der "Servicestücklisten" zu garantieren, mussten den Produktionsbereichen Regeln und Erfassungsbögen für die Abbildung ihrer Services und Komponenten zur Verfügung gestellt werden. Abb. 3 gibt dazu eine Erläuterung zur Verwendung der Prozessebenen.

Abb. 3: Prozessebenen

Komplexe Fertigungsstrukturen und deren Verrechnungen lassen sich mittels mehrstufiger Prozessstrukturen und der Verrechnung mittels Template-Technik (Pull-Prinzip) gut automatisieren. Im nachstehenden Schaubild ist die mehrstufige Prozesskostenrechnung und die Verrechnung entlang der Prozessstrukturen schematisch vereinfacht dargestellt (vgl. Abb. 4).

Abb. 4: Verrechnung mittels Template-Technik (Pull-Prinzip)

Das der Prozesskostenrechnung zugrundeliegende Pull-Prinzip sorgt dafür, dass die aus unternehmerischer Sicht geforderte bedarfsgerechte Ressourcenallokation automatisch stattfindet. Als Messgrößen für den Ressourcenverbrauch dienen dabei die produkt- und prozessspezifischen Leistungsstandards (Stück, Stunden etc.). Prozesshäufigkeit und Zeitstandards werden in Verrechnungstemplates hinterlegt, welche die Verrechnung von Prozessen zu Kostenstellen sowohl im Plan als auch im Ist durchführen. Die Verwendung der Template-Technik hat zusätzlich den Vorteil, dass die Prozessstrukturen (Servicestücklisten) durchgängig über alle Verrechnungsstufen darstellbar sind.

Abb. 5: Template Strukturanzeige

3.2 Servicekalkulation

Die Servicekalkulation (Ermittlung der Stückherstellkosten je Service auf Basis Stückliste/Arbeitsplan zu Planressourcenkosten) erfüllt folgende Zwecke:

  • Kostenplanung der Leistungen.
  • Transparente Kostendarstellung und Dokumentation.
  • Verfahrenswahl der Leistungserstellung.
  • Kostenvorgabe für die Services (→ "target costing")
  • Ansätze zur Kostenoptimierung in den Prozessen.
  • Grundlage für "make or buy" – Entscheidungen bzw. Benchmarks.
  • Herstellkostenermittlung.
  • Ressourcenbedarfsplanung.

Klare Strukturen lassen bereits erste Ansatzmöglichkeiten zur Senkung der Herstellkosten erkennen. Ein weiterer wesentlicher Zweck der Kalkulation innerhalb der Kostenträgerrechnung besteht darin, Aufschluss über die Wirtschaftlichkeit der Services zu geben. Zur Wirtschaftlichkeitskontrolle sind den kalkulierten Kosten der Kostenträger die zugehörigen externen und internen Umsätze gegenüberzustellen. Die Ergebnisse der externen Gegenüberstellungen werden in der Deckungsbeitragsrechnung dargestellt (s. Abschn. 4), während die Profit-Center-Rechnung die interne Sicht wiedergibt.

Interne Verrechnungspreise bilden

Zur Bildung und Dokumentation interner Verrechnungspreise für die zwischenbetrieblichen Leistungen, die bei organisatorisch und abrechnungstechnisch selbständigen Konzernunternehmen als interner Umsatz erscheinen, ist die Kostenträgerrechnung ein wichtiges Instrument für den Dienstleister. Die Kostenträgerrechnung liefert die notwendigen Kosteninformationen für preispolitische Entscheidungen.

Gesetzliche Vorschriften bei grenzüberschreitenden Tätigkeiten

Wenn Leistungen in einem internationalen Konzern zentral erbracht und dezentral genutzt werden, können steuerrechtlich unzulässige Gewinnverschiebungen (Deutschland: Außensteuergesetz AStG 2008) entstehen. Einen Lösungsansatz hierfür stellt die differenzierte Leistungsverrechnung dar, die auf einer methodisch anerkannten und dokumentierten betriebswirtschaftlichen Kalkulation beruht. Die gesetzlichen Nachweispflichten werden durch die beschriebenen Verfahren der Kalkulation und Verrechnung der Leistungen der Servicegesellschaft voll erfüllt.

Vorgehen bei der Kalkulation

Für Services werden die industriellen Standardherstellkosten auf der Basis von Planabsatzmengen und Kosten der Planressourcenverbräuche berechnet. Dazu wird die Leistungs-und Kostenzusammensetzung eines jeden Standardservices im Sinne einer Stückliste bzw. eines Arbeitsplans mittels Prozessen und Kostenstellen im System abgebildet. Die Kalkulation erfolgt innerhalb des Verrechnungsmodells automatisiert über Mengen-Bezugsgrößen (sogenannte Kostentreiber = Leistungsarten). Services empfangen also Leistungen (Personal und Sachleistungen) der operativen Kostenstellen und verrechnen diese an die internen Abnehmer (Kunden) weiter.

Die in der Kostenartenrechnung erfassten Einzelkosten werden direkt, die Kostenträgergemeinkosten indirekt über Prozesse auf die Kostenträger zugeordnet.

Als Kostenträger wurden sowohl marktgerichtete, verkaufbare Leistungen (Produkte, Services) als auch innerbetriebliche Leistungen (Eigenverbrauch, Beistellungen) für den unmittelbaren Verbrauch im Unternehmen bzw. zur Deckung des Eigenbedarfes geschaffen. Abb. 6 zeigt schematisch am Beispiel eines IT-Services, wie Prozesse und Kostenstellen im Sinne einer Stückliste integriert werden.

Abb. 6: Servicestückliste

Durchführung der Servicekalkulatio...

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