Anhand des Beispiels der CCC AG werden Risiken und Chancen mittels einer stochastischen Szenarioanalyse bzw. einer Monte-Carlo-Simulation analysiert. Als Simulationstool wurde das Microsoft Excel-Add-On "RiskKit" der Wehrspohn GmbH & Co KG verwendet.

Ausgangsdaten

Die Geschäftsleitung hat folgende Planungsrechnung für das nächste Geschäftsjahr, basierend auf der im Unternehmen standardmäßig verwendeten Zielgröße EBT (= earnings before taxes), zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, den Einfluss der identifizierten Risiken und Chancen auf die Planzahlen möglichst realistisch einzuschätzen.

 

Cold Coffee Connection AG, EBT-Planung

Position Planwert (in TEUR)
Umsatz 95.000
Wareneinsatz 64.800
Personalkosten 8.200
Abschreibungen 3.500
Zinsaufwand 750
Sonstige Kosten 2.200
EBT 15.550

Abb. 2: EBT-Planung, Cold Coffee Connection AG

Die Planrechnung zeigt, dass der Wareneinsatz Hauptkostentreiber ist. In den sonstigen Kosten wurden bereits 2 Mio. EUR für eine geplante Markterschließung einkalkuliert. Mithilfe der Monte-Carlo-Simulation soll überprüft werden, ob die sich aus der Markterschließung ergebende Chance genug Rendite abwirft, um die Kosten für den Markteintritt (Werbung, Eröffnung von Vertriebswegen etc.) zu decken.

 
Risiko 1: Umsatzrückgang durch Wirtschaftskrise
Zielgröße für risikoadjustierte Planung: Umsatzerlöse
Verteilungsannahme: Dreiecksverteilung
Worst Case Realistic Case Best Case Zufallswert
-20 % -7 % 5 % -10,31 %
Risiko 2: Erhöhung der Preise für Rohwaren
Zielgröße für risikoadjustierte Planung: Wareneinsatz
Verteilungsannahme: PERT-Verteilung
Worst Case Realistic Case Best Case Zufallswert
10 % 2 % -3 % 4,65 %
Risiko 3: Personalkostenschwankung
Zielgröße für risikoadjustierte Planung: Personalaufwand
Verteilungsannahme: Normalverteilung
Erwartungswert Standardabweichung   Zufallswert
1 % 1 %   -0,01 %
Chance 4: Erschließung eines neuen Absatzmarktes
Zielgröße für risiko- bzw. chancenadjustierte Planung: Umsatzerlöse
Verteilungsannahme: PERT-Verteilung
Worst Case Realistic Case Best Case Zufallswert
0 % 4 % 16 % 9,84 %

Abb. 3: Angenommene Auswirkungen und ermittelte Zufallswerte

Risikoannahmen

Die in der Darstellung (s. Abb. 3) angenommenen Werte der einzelnen "Cases" wurden im Rahmen einer klassischen Risikoquantifizierung ermittelt bzw. durch Fachexperten geschätzt. Sie bilden den Rahmen, in dem sich die Szenarien bewegen.

  • Für Risiko 1 wurde eine Dreiecksverteilung der Inputwerte angenommen, da diese aufgrund ihres linearen Verlaufs typisch für eine zukünftige Verkaufs- bzw. Umsatzentwicklung ist.
  • Für Risiko 2 und Chance 4 wurde eine PERT-Verteilung angenommen, da angenommen wird, dass die Worst- und Best-Case-Werte, anders als in der Dreiecksverteilung, im Verhältnis zum Abstand zum Realistic Case exponentiell stark fallen, die Ausprägung aber dennoch nicht normal verteilt ist.

     
    Praxis-Tipp

    Die Wahl der richtigen Verteilungsfunktion

    Die Wahl der richtigen Verteilungsfunktion fällt leichter, wenn man sich die mögliche Auswirkung eines Risikos oder einer Chance bildhaft vorstellt, denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte, was auch auf die Auswahl der passenden Verteilungsfunktion für ein Szenario zutrifft. Verteilungsfunktionen sind im übertragenen Sinne Bilder, Bilder die den möglichen bzw. wahrscheinlichen Verlauf eines Risiko- und Chancenszenarios beschreiben.

    Hinsichtlich des Risikos 2 zeigt die Wahl der PERT-Verteilung, dass die CCC AG davon ausgeht, dass der Mittelpunktswert der Verteilung am ehesten eintrifft. Da Rohwarenpreise üblicherweise um einen bestimmten Mittelwert schwanken, ist diese Entscheidung nachvollziehbar. Dennoch wird durch die Berücksichtigung des Worst Case in Höhe von 10 % eine mögliche Preisspitze, und durch den Best Case in Höhe von -3 % eine Preissenkung berücksichtigt. Bei der Chance 4 zeigt die Wahl der PERT-Verteilung hingegen, dass die CCC AG relativ zuversichtlich und zielgerichtet von einem mittelwertorientierten Szenario ausgeht, das hinsichtlich der erwarteten Spannweite überproportional in seiner relativen Eintrittswahrscheinlichkeit abnimmt. Dies ist in Ansehung einer Markterschließung auch naheliegend, da es eher unwahrscheinlich ist, dass der Worst Case eintritt und gar kein Geld verdient wird. Auf der Seite des Best Case verhält es sich ähnlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass mit Marktschließung ad hoc 16 % mehr Umsatz generiert werden kann ist nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich und letztendlich auch durch die Ressourcen der CCC AG begrenzt.

  • Risiko 3 wurde aus Ermangelung genauerer Informationen eine Normalverteilung zugrunde gelegt, die bei -1 % und +1 % trunkiert wird. Die Normalverteilung ist immer dann besonders gut zur Beschreibung eines Szenarios geeignet, wenn keine Anhaltspunkte für eine bestimmte Verteilungsfunktion vorliegen und daher von einem natürlichen Verlauf ausgegangen werden muss.[1] Bei Risiko 3 ist die Streuung bzw. Standardabweichung, in der sich Personalkosten bewegen, jedoch durch arbeitsvertragliche Regelungen sowie Tarifvereinbar...

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