Dr. Walter Schmidt, Dr. Herwig R. Friedag
Eine Vision (Was streben wir an?), eine Mission (Für wen sind wir da?) und gemeinsame Werte (worauf sind wir stolz?) waren in der Lorenz-Gruppe schon 2003 latent vorhanden. Wir mussten sie nur noch gemeinsam in einem Workshop formulieren:
- "Wir werden als Experten angesprochen" (Vision).
- "Wir sind DAS Netzwerk persönlicher Partner für alles, was Zahnärzte stark macht" (Mission).
- "Unsere Zusammenarbeit beruht auf menschlicher Kompetenz, Verantwortungsbewusstsein, Qualität & Perfektion sowie auf Erfolg" (Werte).
Die Worte fanden sich schnell. Doch in den folgenden Jahren wurde mehr und mehr spürbar, dass hinter den Formulierungen ein Identitätswechsel verborgen war, der das Selbstverständnis der meisten Mitarbeiter infrage stellte. Produktorientierte Zahntechniker wollten Partner von Zahnärzten sein. Also mehr als Service bieten. Und wirtschaftlichen Erfolg auch für die Zahnärzte. Sie waren zu Lorenz gekommen, weil sie sich als Handwerker verstanden. Die ganz in diesem Sinne stolz sein wollten auf die Produkte, die sie mit eigenen Händen erzeugen. Expertentum, menschliche Kompetenz, Verantwortung und Qualität – das alles war damit vereinbar. Ein hoher Anspruch zwar. Doch für einen Handwerker erstrebenswert und möglich. Aber Partnerschaft zu Zahnärzten und wirtschaftlicher Erfolg? Auf der Vernunftebene lässt sich das alles argumentieren und akzeptieren. Nur, Identifikation schließt Herz und Gefühl mit ein. Und das Herz eines Handwerkers tickt anders. Wir befanden uns mit diesen Problemen unmittelbar im Zentrum unserer Strategie. Identifikationsfragen sind kulturelle Fragen. Sie berühren die Selbstverständlichkeiten, das Selbstverständnis der Menschen. Daran kann jede Strategie scheitern.
Heute lässt sich das so leicht aufschreiben. Aber vor 10 Jahren haben wir eine ganze Weile gebraucht, um zu begreifen, was passierte. Es war ja kein aktiver Widerstand da. Wir waren uns alle einig. Und dennoch ging es nur langsam voran. Die angestrebten Veränderungen konnten sich im Alltag nicht wirklich durchsetzen.
Ende 2007 nutzte ich eine längere gemeinsame Autofahrt mit Walter Schmidt, um uns zu verständigen. Danach haben wir die Herausforderungen offen angesprochen und zur Diskussion gestellt. Und Bilder malen lassen.
Das waren keine Meisterwerke, aber sie verdeutlichten die Situation – und 3 verschiedene Selbstverständnisse:
- das Bild der Sicherheit, der Geborgenheit in der Gruppe;
- das Bild des gemeinsamen Basislagers, von dem einige aufbrechen zu hohen Gipfeln;
- das Bild der gemeinsamen Expedition zu neuen Ufern, zu einer Insel, auf der der Baum des Erfolges wächst und Früchte trägt und die wir Schritt für Schritt vergrößern.
Wir haben bewusst darauf verzichtet, die 3 Bilder in ein gemeinsames zu überführen. Das hilft uns bis heute, die verschiedenen Menschen von Lorenz Dental in die Veränderungen einzubinden. Weil sie sich in ihren unterschiedlichen Gefühlen und Bildern respektiert fühlen. Das hat den kulturellen Wandel schließlich möglich gemacht. Und das hilft uns bei den aktuellen Herausforderungen nach wie vor.
Die "Expeditionäre" hatten sich bereits auf das Abenteuer eingelassen. Andere zogen etwas später nach. Inzwischen haben die meisten gelernt, dass Partnerschaft und Erfolg auch etwas mit der eigenen Wertschätzung zu tun hat. Das spornt an. Doch die Erfahrungen mussten sie erst einmal selbst erleben. Das kostet Zeit und benötigt Geduld. Aber es hat sich gelohnt.
Inzwischen ist die Geschäftsidee im Alltag angekommen. Die Experten-Orientierung haben wir in die Mission integriert. Und die Vision umreißt stärker die Entwicklung zu einem Netzwerk von Dienstleistern. Heute (2017) heißt es:
- "Lorenz Dental wird als Marke für Dienstleistungen in Zusammenarbeit mit erfolgreichen Zahnärzten wahrgenommen" (Vision).
- "Wir sind persönliche Partner erfolgreicher Zahnärzte. Wir werden als DIE Experten angesprochen" (Mission).
Für die Werte haben wir ein eigenes Haus entwickelt (s. Abb. 3).
Abb. 3:Das Werte-Haus der Lorenz-Gruppe
Vor allem aber haben die treibenden Kräfte der Lorenz-Gruppe verinnerlicht, dass die Geschäftsidee in einem wachsenden Unternehmen eine ständige Herausforderung darstellt. Es reicht nicht, sie "richtig" zu formulieren. Sie muss immer wieder erläutert, neuen Mitarbeitern nahegebracht und regelmäßig diskutiert, auf den Prüfstand gestellt werden. Das werden mein Führungsteam und ich auch in der Zukunft deutlich zu spüren bekommen. Wenn Lorenz Dental sich aufmacht in die digital vernetzte Welt. Datenmanagement, maschinelle Herstellung von Zahnersatz bzw. Komponenten oder 3-D-Druck werden sich auch in unserer Branche durchsetzen. Wir wollen "vorn sein" bei dieser Entwicklung. Das gilt zwar noch nicht für alle. Aber es ist zu spüren.
Wille und Gründe
Woran? Es gibt einen guten Spruch: "Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Wo kein Wille ist, gibt es Gründe." Die Suche nach Gründen hat abgenommen. Sie wird allmählich ersetzt durch das Bestreben, einen Weg zu finden.