Güter-, Informations- und Geldflüsse als Stellhebel

Die Supply Chain ist ein Netzwerk von Güterflüssen, Informationsflüssen und Geldflüssen (vgl. Abb. 2). Dementsprechend liegen hier auch die 3 wesentlichen Stellhebel, die im Rahmen des Supply-Chain-Controlling gesteuert werden müssen.

Abb. 2: Material-, Informations- und Finanzflüsse in der Supply Chain[1]

[1] In Anlehnung an Gadatsch, 2012, S. 268.

3.1 Steuerung der Materialflüsse

Zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Menge und Qualität

Häufig sind Supply-Chain-Management-Lösungen güterwirtschaftlich geprägt: Güter- bzw. Materialflüsse sind der augenscheinlichste Bestandteil einer Supply Chain. Wie kleinteilig eine Liefer- und Produktionskette auch sein mag – es muss sichergestellt sein, dass Material zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Menge und in der richtigen Qualität beim richtigen Unternehmen ankommt. Material bindet Kapital. Der Materialfluss hat daher einen großen Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg des einzelnen Unternehmens in der Kette – und der Supply Chain insgesamt. Das Controlling muss sicherstellen, dass es weder zu einer Knappheit noch zu einer Verschwendung von Material und Gütern auf den einzelnen Stufen der Supply Chain kommt:

  • Wo sind Bestände in welcher Höhe notwendig?
  • Wie kann der Materialfluss zwischen den Partnern möglichst unterbrechungsfrei gestaltet werden?
  • Wer übernimmt dabei welche Aufgaben?
  • Wie werden die wertschöpfenden Tätigkeiten zwischen den Partnern verteilt?

3.2 Steuerung der Informationsflüsse

Abstimmung des Informationsflusses mit dem Materialfluss

Damit der Materialfluss gewährleistet ist, müssen die Informations- und Kommunikationsprozesse über Abteilungs- und Unternehmensgrenzen hinweg organisiert und mit den Güterflüssen abgestimmt werden.[1] Damit ist der 2. wichtige Stellhebel für das Supply-Chain-Controlling genannt: die Informationsflüsse, die nicht nur innerhalb eines Unternehmens, sondern im gesamten Netzwerk funktionieren müssen. Das Controlling muss den Informationsbedarf der Beteiligten decken: Wer benötigt für welches Handeln welche Information? Aus welchen Quellen kann diese Information gewonnen und wie muss sie aufbereitet werden, damit sie das Supply-Chain-Management optimal unterstützt? Informationsversorgung findet dabei in mehrfacher Hinsicht "grenzüberschreitend" statt:

  • über verschiedene hierarchische Ebenen innerhalb des Unternehmens hinweg,
  • zwischen verschiedenen funktionalen Bereichen des Unternehmens (z. B. Vertrieb, Logistik, Produktion) und vor allem
  • zwischen verschiedenen Unternehmen, die jeweils auf unterschiedlichen Stufen der Supply Chain tätig sind.

Die vollkommen transparente Supply Chain als Idealfall

Aus der Perspektive der Informationsflüsse besteht der Idealfall aus einer nahezu vollkommenen Transparenz über die gesamte Supply Chain. Idealerweise werden alle Abläufe der Supply Chain bis hin zum Endkunden papierlos in der IT abgebildet. Die IT-Branche bietet hierfür eine Vielzahl von Systemen zur Unterstützung, so z. B. Assistenzsysteme zur Material- und Transportdisposition, Assistenzsysteme zur Auftragsreihenfolgeplanung für die Produktion oder Analysetools und Prozessbegleitung zur Lieferantenentwicklung.

Für das Supply-Chain-Controlling entsteht dadurch die Möglichkeit, an jedem relevanten Punkt des Netzwerks die benötigten steuerungs- und performancebezogenen Informationen abzurufen.

[1] Vgl. Buscher, 1999, S. 450.

3.3 Steuerung der Finanzflüsse

Finanzflüsse als 3. Stellhebel

Das Supply-Chain-Management fokussiert traditionell auf die technischen und logistischen Herausforderungen. Daher werden häufig die ersten 2 o. g. Stellhebel (Güterflüsse und Informationsflüsse) in den Vordergrund gerückt.[1] Für das Supply-Chain-Controlling sind aber die Geldflüsse als 3. Stellhebel mindestens ebenso bedeutend. Die Materialflüsse sind gewissermaßen in die Informations- und Finanzflüsse eingebettet (vgl. Abb. 2). Begleitend zu den Güter- und Informationsflüssen fließen Finanzgrößen im Netzwerk von Schnittstelle zu Schnittstelle. Doch die Finanzflüsse werden meistens als den physikalischen Produktionsprozess begleitend behandelt und selten als Quelle eigenständiger Verbesserungspotenziale.[2] Hier setzt die Geld- oder Finanzflussperspektive des Supply-Chain-Controlling an. Das Controlling muss den Partnern der Supply Chain die Erreichung ihrer Finanzziele ermöglichen:

  • Rentabilität (Überschuss auf das eingesetzte Kapital) sowie
  • Liquidität (Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit).

Hier gilt es vor allem, einen Ausgleich zwischen den Interessen der einzelnen Partnerunternehmen und dem Optimum für die gesamte Supply Chain zu finden.

Profitabilitätsbetrachtung

Das Controlling der Finanzflüsse einer Supply Chain kann in eine Liquiditäts- und eine Profitabilitätsbetrachtung unterschieden werden. Die Profitabilitäts- oder Erfolgsdimension bezieht sich auf Erlöse, Kosten und somit den Periodenerfolg, gemessen durch Kennzahlen wie sie der Gewinn- und Verlustrechnung zu entnehmen sind oder der Berechnung einer Wertsteigerung mittels Residualgewinngrößen wie Economic Value Added (EVA).

Liquiditätsb...

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