Dr. Roland Spahr, Dirk Schäfer
Schaffung von Transparenz
Fehlendes einheitliches Supply Chain Risk Management führt dazu, dass eine unzureichende Transparenz hinsichtlich der Risiken in der Supply Chain existiert. Unvorhergesehene finanzielle Einbußen durch Lieferantenausfälle können die Folge sein. Supply Chain Risk Management (SCRM) soll daher zunächst Transparenz für die tatsächlichen Risikokosten von Risikoobjekten entlang der Supply Chain schaffen.
Quantifizierung von Opportunitätskosten
Zudem sollen bislang verdeckte Opportunitätskosten in Form von Umsatzausfällen und Marktanteilsverlusten sowie ex ante abschätzbare Zusatzkosten eines Ausfalls quantifiziert werden. Eine derartige Quantifizierung ist wiederum die Basis für verbesserte strategische und operative Entscheidungen für angemessene Maßnahmen gegen die Risiken.
Beherrschbarkeit von Schadensereignissen
Weiterhin werden durch die Analyse der Risiken und Bedrohungsszenarien Schadenereignisse besser beherrschbar. Durch das, auf die geschaffene Transparenz aufbauende, Business Continuity Management können die Auswirkungen von Schadensereignissen limitiert werden, was wiederum zu Wettbewerbsvorteile führen kann, falls eine gesamte Branche von einem Ereignis betroffen ist und das eigene Unternehmen besser auf die Herausforderungen reagieren kann, als die Wettbewerber.
Um den Nutzen des Supply Chain Risk Managements zu maximieren sollten folgende Prozesse etabliert werden:
- Effektive Erfassung von Lieferantenrisiken und Berücksichtigung bei der Lieferantenauswahl.
- Abgleich zwischen Einkaufpreis und spezifischem Lieferantenrisikoprofil.
- Kontinuierliches Supply Chain Risk Management, um möglichst früh auf zwischenzeitlich entstehende Risiken reagieren zu können.
- Rechtzeitiges Festlegen von Risikofinanzierungs- und Risikotransferlösungen für Residualrisiken.
Kosten-Nutzen-Vergleiche
Die Einführung von SCRM ist von Unternehmen zu Unternehmen verschieden, trotzdem kann man einen generischen Überblick über die wesentliche Kosten-/Nutzenkategorien aufstellen. Besonders zu beachten ist in diesem Zusammenhang der unterschiedliche Charakter von Kosten und Nutzen. Die Kosten werden im Rahmen von SCRM generell in absoluten Beträgen ausgedrückt, der Nutzen ist eine stochastische Größe, die sich aus durch SCRM verringerten Schadenerwartungswerten und damit auch geringeren Ergebnisschwankungen ergibt. Der Schadenerwartungswert soll als "Expected Cost of Supply Chain Interruption (ECOSCI)" bezeichnet werden. Die ECOSCI beinhalten die
- erwarteten Zusatzkosten, verursacht durch Pönalen,
- Kosten für Ersatzbeschaffung, die entstehen, wenn ein Ereignis eingetreten ist und durch die das Ausmaß der Schäden minimiert werden soll und
- im Betriebsunterbrechungsfall entstehenden Opportunitätskosten durch den Verlust der Produktmarge.
Die Kosten schlüsseln sich auf in
- Kosten für die Entwicklung und Implementierung von Methoden, Prozessen und Informations- und Kommunikationstechnologie zur Herstellung der Transparenz in der Supply Chain und
- laufende Monitoring- und Änderungskosten (Software, Informationsprovider, Simulationen, Test).
Der Nutzen des SCRM ist bestimmt durch
- verringerte "Expected Cost of Supply Chain Interruption (ECOSCI)" der SCR-Szenarien,
- die Reduktion der Eintrittswahrscheinlichkeit von Reputationsschäden und Kundenverlusten, wegen Non-Performance und
- die Möglichkeit des effizienten Transfers von Residualrisiken in den Versicherungsmarkt durch geschaffene einheitliche Transparenz.
Neben einer Einschätzung des Verhältnisses von Kosten und Nutzen beschreibt der Leitfaden eine "best practice", anhand derer Unternehmen Lücken im SCRM abschätzen können.