Maßnahme und Nutzen

Mit einem Warengruppenmanagement strukturieren Unternehmen Ihre Beschaffungsaktivitäten, um bestmöglich ähnliche Produktgruppen, Materialien und Fertigungstechnologien zu bündeln und damit eine erhöhte Effizienz und Konsolidierung zu erreichen. In jeder dieser Warengruppen wird dann eine spezifische Strategie verfolgt. Diese Warengruppenstrategien sind der Ansatzpunkt für die Integration der ersten Nachhaltigkeitsaspekte im Einkauf – durch Beschaffung von nachhaltigen Materialien oder durch Lieferbeziehungen mit nachhaltig operierenden Lieferanten.

 
Praxis-Beispiel

Nachhaltige Aspekte in Warengruppenstrategien (Auszug)

  • Bei der Wahl von Immobilien, für z. B. Büros, sollten die Kriterien von Energie- und Wassersparstandards oder der Zugang zu erneuerbaren Energien (z. B. Photovoltaik auf dem Dach) bei Einkaufsentscheidungen berücksichtigt werden.
  • Im Marketing sollte bei der Wahl der verwendeten Materialien, z. B. auf zertifiziertes Papier, das Vermeiden von Plastik oder auf digitale Produktunterlagen ein Fokus gelegt werden.
  • Bei Beschaffung von IT-Equipment sollte vor allem der Aspekt der Energieeffizienz hoch gewichtet werden. Zusätzlich sind die Langlebigkeit und das Begrenzen von gefährlichen chemischen Materialien weitere mögliche Kriterien.
  • Für die Beauftragung von Transportdienstleistern spielt die dahinterliegende Flotte und ein umfassendes Energie- und Effizienzprogramm des Spediteurs eine große Rolle, um den externen Transport in seinen Emissionen zu kontrollieren. Mehr dazu in einem der nächsten Abschnitte.
  • In der Beschaffung von Industrieunternehmen spielen Rohstoffe wie Lithium, Cobalt oder Kupfer eine zentrale Rolle. Ein wesentlicher Punkt in dieser Warengruppe ist die Selektion von Lieferanten, die vor allem soziale Standards einhalten und sich z. B. aktiv gegen Ausbeutung in Minen einsetzen. Diese Standards sind mittels Tools, wie in Kapitel 2.1 vorgestellt, aktiv umzusetzen. Weitere strategische Überlegung bei Warengruppen mit kritischen Rohstoffen ist die Entwicklung von Alternativen hinsichtlich Materialien und Beschaffung.

Analog zu den Beispielen gilt es, das Thema Nachhaltigkeit in jeder einzelnen Warengruppenstrategie unternehmensspezifisch zu verankern, sowohl im indirekten Bereich als auch in den direkten Warengruppen.

 
Praxis-Beispiel

Zertifiziertes Umweltmanagementsystem als Anforderung

Ein deutscher OEM hat einen umfangreichen Anforderungskatalog für die Lieferanten von Rohmaterialien in jeder der drei ESG-Dimensionen eingeführt. So wird in der Dimension Umwelt gefordert, dass Lieferanten ein zertifiziertes Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 oder Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) betreiben, um den Ressourcenverbrauch (v.a. Energie, Wasser, Rohstoffe, Primärmaterial) und die Umweltauswirkungen (v.a. Emissionen, Schadstoffe, Abfälle) kontinuierlich zu minimieren.

Anforderungen an Controlling und KPI-System

Das Controlling hat mittels eines geeigneten KPI-Systems die Aufgabe die Realisierung der veränderten Warengruppenstrategien zu überwachen. Hierzu müssen neue Kennzahlen etabliert werden und jeweils auf die verschiedenen Warengruppen herunter kaskadiert werden. Nur so können die Umsetzung der neu definierten Warengruppenstrategie wirksam überwacht und frühzeitig Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.

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