Jörg Hanken, Guido Kleinhietpaß
In diesem Kapitel wird das Thema ›VP-Modellierung‹ erläutert.
Abb. 8: Verrechnungspreiszyklus – VP-Modellierung
Unter VP-Modellierung verstehen wir die Identifizierung und Ausprägung der ›richtigen‹ Methoden für die sachgerechte Kalkulation von VP für alle denkbaren konzerninternen Transaktionen, die wie folgt beispielhaft aufgeführt werden:
- Lieferung von fertigen/halbfertigen Produkten
- Lieferung von Roh-/Hilfs-/Betriebsstoffen
- Lieferung von Ersatzteilen, -geräten
- Lieferung von (konzernexterner) Handelsware
- Leistungen im Bereich Auftragsfertigung, Beistellung/Tolling, Lohnveredelung
- Leistungen im Bereich Auftragsentwicklung
- Sonstige Dienstleistungen
- Entsendungen
- Lizenzierung von Know-how, Patente, Marken, Kundenstämmen
- Finanztransaktionen wie Darlehen, Cash Pool, Gewährung von Garantien
- Außergewöhnliche Geschäftsvorfälle wie Restrukturierungen, Funktionsverlagerungen
Die VP-Methoden müssen im Einklang mit der unter Schritt 1 definierten abgestimmten VP-Strategie sein. Das heißt, sie müssen sowohl controllerische als auch steuerliche strategische Anforderungen berücksichtigen. Nachdem die Einhaltung der steuerlichen Compliance qua gesetzlicher Vorgabe nicht diskutabel ist, muss man sich zwingend mit der VP-Modellierung aus steuerlicher Sicht befassen.
Teil B dieses Buchs behandelt daher die praxisrelevanten deutschen und internationalen steuerlichen Vorgaben sowie erprobte Vorgehensmodelle zur Findung der ›richtigen‹ steuerlichen VP-Methode. Teil B ist bewusst für den – auch nicht steuerlich vorgebildeten – Praktiker geschrieben und gliedert sich folgendermaßen:
Selbstverständlich ist im Rahmen der VP-Modellierung auch die Controllingsicht zu berücksichtigen. Wie oben beschrieben sind die steuerlichen Vorgaben zumindest im externen Rechnungswesen zwingend zu berücksichtigen. Das heißt, Controller haben nun die Herausforderung, ihre eigenen Steuerungsziele außerhalb des externen Rechnungswesens umzusetzen. In der Praxis sind unterschiedliche Umsetzungsvarianten (z. B. 2-Preis-Systeme, Management Reporting, Abgriff von Kosten und Preisen vor steuerlichen Zu-/Abschlägen) existent, die von einer Vielzahl von konzernspezifischen Parametern (z. B. Branche, Produktportfolio, Reifegrad und Homogenität/Heterogenität der IT-Landschaft, zentrale/dezentrale Führung, Projektgeschäft vs. Serienfertiger vs. Dienstleister, Incentivierungs-/Bonus-Philosophie etc.) abhängen. Teil C widmet sich daher der VP-Modellierung aus Controllingsicht. Teil D führt die unterschiedlichen Sichten wieder zusammen und beschreibt:
- Konflikte in der Vertriebssteuerung bei 1-Preis-Systemen: Kapitel 21
- die Harmonisierbarkeit von VP-Methoden je Transaktionsart: Kapitel 22.1
- sechs modellhafte Umsetzungsvarianten für Lieferungen vom Strategieträgerproduzenten an Routinevertriebsgesellschaften aus Controlling und Steuer-Sicht: Kapitel 22.2
- die tatsächlichen Steuerungs-Kennzahlen-Systeme von vier ausgewählten Konzernen: Kapitel 22.4