Tobias Kocholl, Dominik Klehr
Die Fallstudie legt ihren Schwerpunkt auf den konzeptionellen Aufbau der Planungsplattform und zielt darauf ab, die zugrundeliegenden Gedanken und Potenziale zu erläutern, wobei die Implementierung eines modernen Planungstools (in diesem Fall die SAP Analytics Cloud) nicht berücksichtigt wird. Zunächst wird die zugrundeliegende Logik beschrieben. Anschließend wird auf den übergreifenden Ansatz eingegangen, gefolgt von einer Beschreibung des umgesetzten Treibermodells. Abschließend erörtert das Kapitel die Integration der einzelnen Planungsanlässe.
3.1 Ein einheitlicher Modell- und Logikaufbau als Grundlage
Die Grundlogik des Modells soll eine möglichst hohe Flexibilität gewährleisten, um Marktumfeld-Veränderungen schnell und effizient abbilden sowie ein proaktives Durchdenken unterschiedlicher Entwicklungen ermöglichen zu können. Abb. 1 illustriert die Grundlogik des Konzepts.
Abb. 1: Einheitlicher Logikaufbau für alle Modelle
Dazu wurde ein Treiberbaum (vgl. Kapitel 3.3) definiert, der auf einer flexibel wählbaren Baseline (z. B. Ist-, Forecast- oder Budget-Zahlen) basiert, um Ursache-Wirkungs-Beziehungen transparent und konsistent darzustellen. Durch die Befüllung der Treiber mit Annahmen (Assumptions) zur Geschäftsentwicklung wird die Baseline weiterentwickelt und bildet einen Vorschlagswert (Prefill) für die weitere Diskussion auf Basis der zentralen Geschäftstreiber. Anschließend können individuelle Anpassungen (Manual Adjustments) vorgenommen werden, um den Vorschlagswert unter Berücksichtigung geschäftsspezifischer Einzeleffekte gezielt anzupassen. Maßnahmen und Einmaleffekte, die über das Basisgeschäft hinausgehen, können separat als Initiative geplant und in die Gesamtplanung integriert werden. Diese Logik ermöglicht es dem Controlling als Business Partner des Managements, gezielt Szenarien zu modellieren und Einzeleffekte abzubilden.
Diese Grundlogik erlaubt es, auf Basis geänderter Treiberannahmen und aktivierter Initiativen verschiedene Entscheidungsoptionen über Szenarien objektiv zu vergleichen und fördert gleichzeitig die proaktive Auseinandersetzung mit möglichen Marktentwicklungen und den damit verbundenen Auswirkungen auf das Unternehmen, unabhängig vom Planungsanlass.
3.2 Top-down orientierte Zielsetzung unter Berücksichtigung von internen und externen Faktoren
Die konzipierte Grundlogik fördert eine Top-down Orientierung. Die in das Modell eingegebenen Treiberannahmen lassen sich zentral durch den Konzern vorgeben und geben damit dem Unternehmen eine klare Richtung vor, die im Einklang mit den übergeordneten Zielen der Konzernstrategie stehen. Dadurch können eine effektive Integration und Umsetzung dieser Ziele und strategischen Maßnahmen in die gesamte Planung sichergestellt werden. Gerade in Zeiten des Wandels ist die Übersetzung der Strategie in die finanzielle Zielsetzung essenziell für eine zentrale Steuerung.
Zudem berücksichtigt das Unternehmen nicht nur eine top-down orientierte Zielsetzung durch Treiber, sondern integriert auch externe Faktoren wie die Inflationsrate und das Wachstum der relevanten Märkte mit in das Modell. Mit der in Kapitel 3.1 beschriebenen Logik wird sichergestellt, dass die richtungsweisenden, zentralen und konzernweit gültigen Treiberannahmen dezentral adjustiert werden können.
3.3 Integriertes Treibermodell als Herzstück der Finanzplanung
3.3.1 Ziele und Vorteile des entwickelten Treibermodells
Das Treibermodell wurde mit dem Ziel entwickelt, die Komplexität der Geschäftseinheiten für die Planung zu reduzieren, indem die Hauptfaktoren herausgefiltert werden, die den größten Einfluss besitzen. Durch die Fokussierung auf diese Hauptfaktoren soll besser erklärt werden, wie sich verschiedene Effekte (z. B. die Erhöhung der Inflation, die strategische Rohstoffbeschaffung) oder Entscheidungen auf den finanziellen Unternehmenserfolg auswirken. Das harmonisierte Treibermodell soll dem Konzern helfen, eine gemeinsame Sprache und Struktur für Diskussionen und Entscheidungen auf Konzernebene zu etablieren. Es ermöglicht verschiedenen Interessengruppen, sich auf die wichtigsten Faktoren zu konzentrieren, anstatt sich in Details zu verlieren. Insgesamt stellt das Treibermodell ein nützliches Instrument für die Planung dar, da es dabei hilft, komplexe Situationen zu verstehen, fundierte Entscheidungen zu treffen und somit effektive Strategien zu entwickeln.
Als die wichtigsten Treiber der Finanzplanung wurden das Marktwachstum, die Preisentwicklung, die Rohmaterialpreisentwicklung, die Inflation und Gehaltssteigerungen identifiziert.
3.3.2 Auszug aus dem Treibermodell bis zum Deckungsbeitrag
Das Modell (s. Abb. 2) verbindet die GuV-Positionen bis zum Deckungsbeitrag mit dem Verkaufsvolumen in Kilogramm (kg) als unabhängige Variable. Eine Erhöhung des Absatzes durch eine Anpassung des Marktwachstums beeinflusst direkt die volumenabhängigen Konten. Die Multiplikation mit dem Verkaufspreis pro Kilogramm treibt die externen Umsätze voran, während die Multiplikation mit den variablen Kosten pro Kilogramm und den Sonderkosten pro kg die variablen Umsatzkosten und Sondereinzelkosten des Umsatzes ermittelt.
Die variablen Umsatzkosten werden neben der Volumenentwicklung (Volumeneffekt) auch durch die Rohstoffkosten (Preiseffekt) als unabhängige Variable beeinflusst. Ein Anstieg der Rohstoff...