Die Kostenermittlung im Umsatzkostenverfahren ist sehr komplex. Bei der Verwendung von Plankosten kann der Aufwand reduziert werden, da diese pro Produktgruppe und Periode aus der Budgetierung feststehen sollten. Die Abweichungen werden über Differenzenkonten gebucht und müssen analysiert werden. Grundsätzlich wird unterschieden, ob die Ergebnisermittlung im Umsatzkostenverfahren nach Vollkosten oder nach Teilkosten erfolgen soll.
Vollkostenbasis
Bei der Verwendung der Vollkosten werden alle Kosten der Periode pro Produktgruppe ermittelt und den Leistungen des Unternehmens gegenüber gestellt. Dazu ist es notwendig, dass die fixen Kosten, die zum großen Teil Gemeinkosten sind, auf die Produktgruppen verteilt werden. Dies kann zu unrealistischen Werten und damit zu Fehlentscheidungen führen, wenn die Ergebnisse interpretiert werden.
Das Besondere an dem Umsatzkostenverfahren ist, dass lediglich die Kosten für die verkauften Produkte berechnet werden. Wurden mehr Produkte gefertigt als verkauft, ist es also zu einer Bestandserhöhung an fertigen und unfertigen Produkten gekommen, werden die aus der Buchhaltung kommenden Zahlen der Kostenarten entsprechend reduziert. Wurden Bestände verkauft, die in vorherigen Perioden gefertigt wurden (= Bestandsminderung), werden die Buchhaltungszahlen nach oben korrigiert.
In der folgenden Beispieltabelle ist das für die Produktgruppe 1 zu erkennen. In allen 3 Zeitabschnitten wurde die Kapazität von 400.000 Stück ausgeschöpft und entsprechend produziert. In Periode 2 konnten 100.000 Stück der produzierten Teile nicht verkauft werden. Dadurch sinken die Herstellungskosten um den entsprechenden Betrag (Stückzahl Bestandsaufbau x Stückkosten). Ein Verkauf des Bestandes in Periode 3 steigert nicht nur den Umsatz der Produktgruppe 1, sondern auch die Kostenarten, die in den Herstellkosten vorhanden sind. Entsprechend verhält sich das Ergebnis der wirtschaftlichen Tätigkeit des Unternehmens.
|
Periode 1 |
Periode 2 |
Periode 3 |
Produktgruppe 1 |
Produktgruppe 2 |
Produktgruppe 1 |
Produktgruppe 2 |
Produktgruppe 1 |
Produktgruppe 2 |
Stück |
TSD EUR |
Stück |
TSD EUR |
Stück |
TSD EUR |
Stück |
TSD EUR |
Stück |
TSD EUR |
Stück |
TSD EUR |
Umsatzerlöse (netto) |
400.000 |
400 |
500.000 |
950 |
300.000 |
300 |
500.000 |
950 |
500.000 |
500 |
500.000 |
950 |
Herstellungskosten |
|
300 |
|
775 |
|
225 |
|
775 |
|
375 |
|
775 |
Bruttoergebnis |
400.000 |
100 |
500.000 |
175 |
300.000 |
75 |
500.000 |
175 |
500.000 |
125 |
500.000 |
175 |
Vertriebskosten |
|
50 |
|
112 |
|
50 |
|
112 |
|
50 |
|
112 |
allgemeine Verwaltungskosten |
|
20 |
|
25 |
|
20 |
|
25 |
|
20 |
|
25 |
sonstige betriebliche Aufwendungen |
|
10 |
|
15 |
|
10 |
|
15 |
|
10 |
|
15 |
Ergebnis/Gruppe |
|
20 |
|
23 |
|
-5 |
|
23 |
|
45 |
|
23 |
Ergebnis/Unternehmen |
|
|
|
43 |
|
|
|
18 |
|
|
|
68 |
Tab. 1: Ergebnisveränderungen bei Absatzschwankungen
Teilkostenbasis
Um das Problem fehlerhaft verteilter Fixkosten zu eliminieren, rechnen viele Controller nicht mit Vollkosten. Sie verwenden die variablen Kosten der Produktgruppen, die wie beim Vollkostenansatz um die Herstellkosten der Bestandsveränderungen korrigiert werden, und ermitteln den Deckungsbeitrag jeder Gruppe für die Deckung der Fixkosten des Unternehmens. Können Fixkosten einer Gruppe definitiv zugeordnet werden, entsteht eine stufenweise Deckungsbeitragsrechnung (siehe Tab. 2). In dieser werden zunächst die variablen Kosten von den Nettoerlösen abgezogen, wodurch sich der DB I ergibt. Davon werden die Fixkosten der Gruppe abgezogen, was als Ergebnis den DB II liefert. Dieser wiederum kann zur Deckung der nicht verteilten Fixkosten des Unternehmens verwendet werden.
Produktgruppe |
1 |
2 |
3 |
Summe |
Nettoumsatzerlöse |
400 |
950 |
375 |
1.725 |
variable Kosten |
180 |
412 |
174 |
766 |
DB I |
220 |
538 |
201 |
959 |
Fixkosten / Gruppe |
113 |
221 |
67 |
401 |
DB II |
107 |
317 |
134 |
558 |
Fixkosten / Unternehmen |
|
|
|
501 |
Ergebnis |
|
|
|
57 |
Tab. 2: Ermittlung des Ergebnisses über Deckungsbeiträge
Die Ergebnisermittlung mit Teilkosten ist aufwändiger als die Vollkostenermittlung, da die fixen Anteile der Kosten exakt herausgerechnet werden müssen. Die Aussagekraft der Daten ist jedoch wesentlich höher und rechtfertigt den Aufwand. Ergebnisschwankungen aufgrund von Bestandsveränderungen fallen auf der Ebene des DB II geringer aus als im Vollkostenmodell, da die Bewertung sowohl der Zugänge als auch der Abgänge keine Fixkosten erhält.