Das Ertragswertverfahren kommt tendenziell zu höheren Bewertungen (Preisen) als das Multiplikatorverfahren. Gründe hierfür sind u. a. die ausschließliche Fokussierung auf künftige Erträge (kein Zurückgreifen auf die oft schlechteren Ergebnisse der Vorjahre) und die Einbeziehung einer "ewigen Rente". Vielen Anwendern und Unternehmern fällt es auch leichter, sich nur auf 2-3 statt mehr Planjahre zu konzentrieren. Bei der Anwendung des Multiplikatorverfahrens sollte überlegt werden, belastende Faktoren wie z. B. Verbindlichkeiten zum Zeitpunkt des Verkaufs aufzulösen und so den Wert zu steigern.
Ertragswertverfahren macht mehr Aufwand und bietet mehr "Gestaltungsmöglichkeiten"
Für die Berechnung eines fundierten Ertragswerts sind meist umfangreiche Planungsarbeiten und die Ableitung eines "geeigneten" Abzinsungssatzes notwendig. Durch den längeren Planungshorizont beim Ertragswertverfahren nimmt die Unsicherheit gerade zum Ende hin naturgemäß zu und über die Werthaltigkeit der getroffenen Annahmen lässt sich trefflich streiten. Da als "ewige Rente" meist der Wert des letzten Planjahres herangezogen wird, hat gerade der potenziell unsicherste Wert einen erheblichen Einfluss auf die Preisermittlung. Die Versuchung, den Wert in seinem Sinne zu "gestalten" ist vergleichsweise groß.
Bei beiden Verfahren muss berücksichtigt werden, dass es nicht möglich ist, ein absolut eindeutiges Ergebnis zu erhalten, da es zahlreiche Variablen gibt und immer wieder auf Schätzungen zurückgegriffen werden muss. Betroffene Unternehmer müssen für die Wahl des Verfahrens abwägen, und eine Entscheidung treffen, die ihrer Situation möglichst gerecht wird. Wird das Multiplikatorverfahren gewählt, was aufgrund der Einfachheit gerade in kleinen Unternehmen ohne größeres BWL-Wissen oft der Fall ist, sollte überlegt werden, ob es vertretbar ist, den höheren Wert der Bandbreite zu wählen, um dem Wert des Ertragswertverfahrens näher zu kommen.
Der ermittelte Unternehmenswert lässt sich bei beiden Verfahren erhöhen, indem frühzeitig damit begonnen wird, Abhängigkeiten und Risiken zu reduzieren oder auch, indem versucht wird, die Gewinne kontinuierlich zu erhöhen. Insofern trägt der Bewertungsprozess quasi automatisch dazu bei, dass man versucht, den Betrieb fitter für die Zukunft zu machen. Im Verkaufsprozess ist es wichtig, dass man sich mit dem potenziellen Käufer auf die Anwendung eines Verfahrens einigt, auch wenn die Wahl dann auf das Ertragswertverfahren fällt und evtl. "Nacharbeiten" in Sachen Planung fällig werden.
Die Excel-Anwendung enthält auch die Möglichkeit, den Unternehmenswert mit dem Ertragswertverfahren zu berechnen, auch wenn hierauf im Beispielfall nicht eingegangen wird. Die Verknüpfung mit dem Tabellenblatt "Korrektur" stellt sicher, dass mögliche Abschläge automatisch in die Wertberechnung einfließen.