Prof. Dr. Andreas Klein, Cornelia Putzhammer
1.1 Die geschlossene Kostenträgerrechnung
Als geschlossene Kostenträgerrechnung wird eine kurzfristige Erfolgsrechnung bezeichnet, bei der eine laufende Abstimmung der erfolgswirksam verrechneten Kosten mit der Kostenarten- und der Kostenstellenrechnung erfolgt und ein rechnerischer Ausweis von Halb- und Fertigerzeugnisbeständen vorgenommen wird.
Betriebsleistungs-, Bestands- und Erfolgsrechnung
Im Mittelpunkt der geschlossenen Kostenträgerrechnung als Zeitraumrechnung steht die summarische Darstellung des produktbezogenen Werteflusses sowie die Ermittlung der Bestandsveränderungen. Die Bestandteile einer geschlossenen Kostenträgerrechnung sind die Betriebsleistungs- und die Bestandsrechnung sowie die Erfolgsrechnung. Die Erfolgsrechnung dient der Ermittlung des Periodenerfolges der Kostenträger sowie als Grundlage der Betriebsergebnisrechnung.
In allen Teilen der geschlossenen Kostenträgerrechnung werden den Kostenträgern die den Plankalkulationen entsprechenden Sollkosten und die zugehörigen Kostenabweichungen zugerechnet. Da die geschlossene Kostenträgerrechnung den Prozess der Leistungserstellung und der Kostenentstehung detailliert erfasst und abbildet, sind ihre Rechenschritte weitgehend von betriebsbedingten Unterschieden abhängig. Die Standardform der geschlossenen Kostenträgererfolgsrechnung geht von der Voraussetzung aus, dass bereits im Produktionszeitpunkt eindeutig festgestellt werden kann, für welche Erzeugnisarten Materialeinsätze erfolgen und Arbeitsgänge ausgeführt werden. Nur unter dieser Voraussetzung ist eine Erfassung der Erzeugniskosten mit Hilfe von Einzelbelegen möglich und damit eine eindeutige Differenzierung der Kosten nach Erzeugnisarten. Diese Voraussetzung ist in allen Unternehmen erfüllt, die Stückgüter herstellen und eine geschlossene Stücklisten- und Arbeitsablauforganisation realisieren können. Hierzu zählen z.B. der Maschinen-, Fahrzeug- und Apparatebau. Auch in unserem Unternehmensmodell QUATTRO sind diese Bedingungen, wie bereits in unseren vorhergehenden Beiträgen und auch noch nachfolgend ersichtlich, erfüllt.
1.2 Die Betriebsleistungsrechnung
Die Betriebsleistungsrechnung dient der Ermittlung der Istherstellkosten einer Abrechnungsperiode. Die Isterzeugnismengen werden mit Plankosten und Istabweichungen aus dem Nachkalkulations- oder Herstellkosten-Soll-Ist-Vergleich bewertet. Dabei werden die monatlichen Gesamtbeträge ausgewiesen, die üblicherweise im Soll-Ist-Kostenvergleich der Einzel- und der Kostenstellenkosten als proportionale Sollkosten oder als Kostenabweichungen erfasst worden sind. Diese Kostenansätze werden dann nach Kostenträgern bzw. Kostenträgergruppen verdichtet.
Die Betriebsleistungsrechnung umfasst die Summe der monatlichen Zugänge, die zum Anfangsbestand addiert die Summe der Herstellkosten eines Kostenträgers ergibt. Diese Zwischensumme ist für die Abgangsbewertung wesentlich, da die Abgangsmengen nach dem Durchschnittspreisverfahren mit den Planpreisen laut Plan- bzw. Sollkalkulation und den inzwischen angefallenen durchschnittlichen Abweichungen bewertet werden. Auch die gemeldeten Ausschussmengen, die dann direkt in die Ergebnisrechnung verrechnet werden, werden in der Regel auf diese Weise bewertet.
Materialkosten
Bei der Erfassung der Einzelmaterialkosten in der Betriebsleistungsrechnung sind verschiedene Vorgehensweisen zu unterscheiden. Werden Stückgüter hergestellt, so liegen in der Regel Stücklisten vor. Das Material wird aufgrund vorkontierter Soll-Materialentnahmescheine vom Lager entnommen. Tritt ein Mehrverbrauch auf oder werden andere Materialarten eingesetzt, so werden entsprechende Zusatz-Materialentnahmescheine ausgestellt, sodass in der Betriebsleistungsrechnung von vornherein eine Aufspaltung in Soll-Einzelmaterialkosten und Verbrauchsabweichungen erfolgen kann. In Unternehmen, die keine Stücklisten anwenden können, wie beispielsweise die Textil- oder die chemische Industrie, werden Einzelmaterial-Verbrauchsmengen mittels Rezepturen oder Materialspezifikationen erfasst. Werden die Rezepturen oder Materialspezifikationen geändert, so treten Einzelmaterial-Verbrauchsabweichungen auf, die im retrograden Herstellkosten-Soll-Ist-Vergleich gesondert erfasst werden müssen.
Fertigungskosten
Die proportionalen Sollkosten der Fertigungsstellen werden im Soll-Ist-Kostenvergleich durch Multiplikation der proportionalen Plankosten der Fertigungsstellen mit den Istbeschäftigungsgraden oder durch Multiplikation der proportionalen Istbezugsgrößen mit den zugehörigen proportionalen Kostensätzen ermittelt. Die den Kostenträgern zuzuordnenden Beträge lassen sich durch eines der folgenden Verfahren ermitteln:
- Bewertung der vom Betrieb gemeldeten Istleistungen (= anteilige Istbezugsgrößen der Kostenträger). Dieses Verfahren wird insbesondere in Betrieben mit längeren Fertigungsdurchlaufzeiten angewandt.
- Retrograde Ableitung aus den Istproduktionsmengen: Bei diesem Verfahren erhält man die...