Bestandsrechnung WIP

Neben der monatlichen Betriebsleistungsrechnung wird im System der Nachkalkulation auch die Funktion der Bestandsrechnung für die Ware in Arbeit (WIP) wahrgenommen. Im Rahmen der Bestandsrechnung WIP werden die Bestandsveränderungen für die Ware in Arbeit ermittelt, die dann in die Ergebnisrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren verrechnet werden.

Abb. 3: Bestandsrechnung WIP (Work in Progress)

Abbildung 3 zeigt die aggregierte Bestandsrechnung für die Ware in Arbeit. Anfangs- und Endbestände WIP werden in Summe für alle vier Produkte aus der Betriebsleistungsrechnung übernommen. Daraus ergibt sich im Abrechnungsmonat eine Gesamtbestandserhöhung für alle vier Produkte, zu Istkosten (Sollkosten + Abweichungen) bewertet, von 7.794, die in die Ergebnisrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren übernommen wird (siehe Zeile BV WIP in Abb. 4).

Abb. 4: Ergebnisrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren[1]

Bestandsrechnung

Die Bestandsrechnung des Fertigwarenlagers, d.h. aller auf Lager geführten Teile, Bauteile und Produkte, schließt die Kostenträgerrechnung ab (s. Abb. 5).

Abb. 5: Bestandsrechnung Fertigwarenlager

Zu einem angenommenen Anfangsbestand wird der Zugang des Monats auf Basis der Nachkalkulation (Abbildungen 1 und 2) hinzugefügt. Während bei den Produkten P 2 bis P 4 die Bewertung des Zugangs aus der Zeile "Abgang an Lager" und der Spalte "Soll" und "Abw." der entsprechenden Nachkalkulation zu entnehmen ist, muss beim Produkt P 1 eine Korrektur der Sollkosten bei der Übernahme in den Bestand zu Festwerten vorgenommen werden. Während die Sollkosten der Nachkalkulation auf der Plankalkulationsvariante basieren, werden die Bestände mit den Festwerten der ursprünglichen Plankalkulation des Produkts P 1 geführt. Die Istkosten des Lagerzuganges von 111.332 werden daher in Festwert und Abweichungen geteilt, indem die Zugangsmenge von 1.100 Stück mal dem Plankalkulationswert des Produkts P 1 von 90,50/Stück[2], das sind 99.550, als Festwert und die Differenz zum Istwert, das sind 11.782, als Abweichung betrachtet werden.

Bei unserem Beispielprodukt P 3 wird ein Anfangsbestand von 140 angenommen (Ausgangsdaten IST), der mit dem Festwert laut Plankalkulation bewertet wird. Die Bewertung des Zuganges ist, wie oben beschrieben, aus der Zeile "Abgang an Lager" der Spalte "Soll" und "Abw." der Betriebsleistungsrechnung zu entnehmen.

Als Abgangsursachen kann in unserem Modell zwischen Abgang wegen Absatz (d.h., die Produkte werden verkauft) und Abgang wegen Wiedereinsatz (Produkt P 1 wird für die Fertigung von Produkt P 2 benötigt) unterschieden werden. Bei der Bewertung der jeweiligen Abgänge kommt, wie bereits im Rahmen der Betriebsleistungsrechnung beschrieben, das Verfahren der gleitenden Durchschnittspreisbildung zum Einsatz, nach dem die Abgänge mit dem Festwert und dem aktuellen Abweichungssatz multipliziert werden.

Der Absatz von Produkt 3 in Höhe von 260 Stück (also der komplette Lagerbestand wird verkauft) geht mit einem Gesamtwert von 33.605 EUR (Summe Anfangsbestand und Zugänge) vom Lager ab.

Es ergibt sich somit für Produkt 3 ein Endbestand von null und eine Bestandsminderung im Wert von 18.095, die ebenso wie die Bestandsveränderung WIP in die Ergebnisrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren übernommen wird (s. Zeile BV Lager in Abb. 4). Für alle vier Produkte zusammen ergibt sich eine Gesamtbestandsminderung in der Ergebnisrechnung nach GKV in der Höhe von 69.342 (ergibt sich aus Festwert und Abweichung von (-69.110) + (-232)). Das Betriebsergebnis wird von Bestandserhöhungen positiv, von Bestandsminderungen hingegen negativ beeinflusst.

Damit stellt der Nachkalkulations-Soll-Ist-Vergleich nicht nur das wichtigste Instrument des Produktkosten-Controlling mit Ausweis der Mengen- und Preisabweichungen dar, sondern durch die Funktionen der Betriebsleistungs- und Bestandsrechnungen auch einen unverzichtbaren Bestandteil der geschlossenen, mit den Zahlen des externen Rechnungswesens abstimmbaren Abrechnung.

[1] Näheres zur Ergebnisrechnung in den nächsten Beiträgen unserer Serie.
[2] Siehe Abb. 6 in unserem vorangegangenen Beitrag der Serie (Klein; Putzhammer, 2003).

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