Für die weitere Vorgehensweise ist es zunächst wichtig zu wissen, aus welchem Kreis der Nachfolger kommen soll. Hier muss vom derzeitigen Inhaber eine Grundsatzentscheidung getroffen werden. In Betracht kommen Familienmitglieder, Mitarbeiter und Betriebsfremde. Je nachdem müssen andere bzw. zusätzliche Aspekte beachtet werden.
Familiennachfolge
Soll der Betrieb innerhalb der Familie fortgeführt werden, sind vor allem steuerliche, organisatorische und emotionale Probleme zu bedenken. Auch wenn die Vorstellung grundsätzlich schön ist, dass der Betrieb in der Familie bleibt, sollten vor allem Sachgründe zu einer Entscheidung führen. Daher sollten mögliche Erben nicht zu einer Nachfolge gedrängt werden. Im Vordergrund sollten Wille, Eignung und Erfahrung stehen. In jedem Fall sollte auch an Familienmitglieder die gleichen hohen Anforderungen gestellt werden wie an externe Bewerber.
Auch der umgekehrte Fall ist denkbar: Will der Inhaber keinen Nachfolger aus der Familie, obwohl es Interessenten gibt, ist es erforderlich, hierfür eine Lösung und Argumentationskette zu entwickeln. Allerdings sollte in einem solchen Fall unbedingt ein neutraler Moderator bei der Umsetzung helfen, da ansonsten die Gefahr besteht, dass die so ausgelösten Konflikte den gesamten Prozess ins Stocken bringen.
Mitarbeiternachfolge
Soll der Betrieb von einem oder mehreren Mitarbeitern übernommen werden, ist sicherzustellen, dass es hier zu keinen Konflikten mit dem Rest der Belegschaft kommt. Stichworte in diesem Zusammenhang sind u. a. Neiddebatten, Führungsfähigkeit, Aktzeptanz bei der restlichen Belegschaft oder auch fachliche und persönliche Eignung des gewünschten Mitarbeiters, ein Unternehmen als Ganzes leiten zu können.
Fremdnachfolger
Wenn die Firma an einen Fremdnachfolger übergeben werden soll, ist es erforderlich, sich verstärkt um eine realistische Bewertung und eine faire Vertragsgestaltung zu kümmern.
Familie über Vorhaben in Kenntnis setzen
Unabhängig davon, ob der Nachfolger aus der Familie kommen soll oder nicht, sollten zumindest die direkten und wahrscheinlich betroffenen Familienmitglieder, z. B. Ehepartner, Kinder, Enkel über die Planungen und den Zeithorizont informiert werden. Nur so ist es möglich, herauszufinden, ob es innerhalb der Familie wirklich Interessenten gibt und wer dies ist. In diesem Punkt gibt es in der Praxis immer wieder Überraschungen und auch Kandidaten, mit denen im Vorfeld niemand gerechnet hat. Stehen mehrere Personen zur Auswahl, muss auch hier mit viel Fingerspitzengefühl und guten Argumenten eine Entscheidung vorbereitet werden. Ggf. muss über ein Coaching durch Dritte nachgedacht werden.
Gleiche Anforderungen an alle potenziellen Nachfolger stellen
Entscheidend ist, dass versucht wird, an jeden potenziellen Nachfolger ähnliche (strenge) Anforderungen zu stellen, unabhängig davon, ob er ein Familienmitglied ist oder nicht. Für den derzeitigen Inhaber ist es wichtig, dass der Kandidat mindestens über folgende Voraussetzungen verfügt:
- Persönliche Fähigkeiten, etwa Durchsetzungsvermögen, Motivationsfähigkeit, Flexibilität, eine positive Einstellung zur unternehmerischen Arbeit
- Fachwissen, z. B. in technischer und kaufmännischer Hinsicht, gesammelt möglichst auch außerhalb der Firma
- Führungserfahrung und -fähigkeit
- Fähigkeit, ein Unternehmen als Ganzes leiten zu können (also nicht "nur" fachliche Aufgaben erledigen, sondern u. a. auch Akquise, Kunden- und Lieferantengespräche, Administration, Steuern)
- Akzeptanz bei Mitarbeitern und Geschäftspartnern
- Gute Zeugnisse und Zertifikate, ggf. Referenzen, Nachweis regelmäßiger Fortbildungen
- Den Willen, das Unternehmen auch über einen längeren Zeitraum fortführen zu wollen
- Gegenseitige Sympathie, Übereinstimmung in den wesentlichen inhaltlichen Punkten und zur Zukunftsgestaltung der Firma
In letzter Konsequenz müssen Sie die endgültige Entscheidung über den Nachfolger und die Vorgehensweise selbst treffen. Allerdings sollten Sie über alle wichtigen Dinge, z. B. Wahl des Nachfolgers, Vorgehensweise, Regelung des Übergangs, Punkt für Punkt mit einer Person Ihres Vertrauens, z. B. einem Freund oder Kollegen, der den Prozess schon durchlaufen hat, besprechen. Falls möglich, sollte diese Person keinen Bezug zur anstehenden Übergabe haben, damit es hier keine vorgefertigten Meinungen gibt. Auf diese Weise erreichen Sie, dass Sie Ihren Blickwinkel erweitern und Sie bekommen möglicherweise Ideen, wie Sie eine schwierige Situation doch noch zur Zufriedenheit aller Beteiligten meistern können.