Nadin Eymers, Kay Clausen
1.1 Die strategische Ausrichtung als Eckpfeiler für die digitale Transformation
Die Digitalisierung macht vor keiner Branche halt. Die digitalen Trends der letzten Jahre brachten Unternehmen wie bspw. UBER und Airbnb hervor, die neue Geschäftsmodelle am Markt etablierten. Zudem haben Unternehmen verstanden, in Ökosystemen zu denken und zu agieren. So entwickeln sich z. B. Automobilhersteller zunehmend von reinen Produzenten zu Anbietern umfassender Mobilitätslösungen.
Während es früher darum ging, Autos zu bauen, verändern heutzutage Themen wie Vernetzung, autonomes Fahren oder E-Mobilität die Automobilindustrie. Das Zukunftsprogramm der Digitalmarke RIO – ein offenes und cloudbasiertes Betriebssystem für die gesamte Transportbranche, das maßgeblich von MAN mitentwickelt und verantwortet wird – verdeutlicht, welchen hohen Stellenwert die Digitalisierung im Unternehmen hat. Der Kulturwandel und viele weitere Zukunftsthemen sowie Innovationen sind für den Erfolg der Automobilhersteller entscheidend.
Doch die Digitalisierung betrifft längst nicht mehr nur die Kernbereiche, wie Produktion, Logistik oder Vertrieb. Der Aufbruch zu einem veränderten Controlling hat begonnen. So wurde für die Finanzorganisation von MAN Truck & Bus ein Zielbild 2021 entwickelt, das Meilensteine auf dem Weg zur Erreichung einer übergeordneten Finanz-Vision festlegt. Die Vision umfasst u. a. Werte wie Wertgenerierung, Vereinfachung, Innovation und Teamorientierung. Festgelegte Zielkategorien werden wiederum auf operative Ziele heruntergebrochen. Die Ziele greifen dabei auch Ansatzpunkte des Themas Digitalisierung auf, wozu z. B. die folgenden Aspekte zählen:
- eine aktive Steuerung des Unternehmens zur Erreichung der finanziellen Ziele,
- effektive und effiziente End-to-End-Prozesse,
- die Verwendung von Standard-SAP und
- die Bündelung von Expertise in Shared Excellence Centern.
Aufgrund der komplexen und unsicheren Umwelt von Unternehmen muss der grundsätzliche Wandel auch in der Unternehmensteuerung stattfinden. Agilität gewinnt daher zunehmend auch im Controlling an Relevanz. Das Controlling muss proaktiver und antizipativer handeln, um Prozesse flexibler und schlanker zu gestalten sowie die Entscheidungsfindung zu beschleunigen.
Damit geht einher, dass sich die Rolle der Controller erheblich ändern wird und sie sich zukünftig noch viel mehr als bisher u. a. in neue IT-Themen einarbeiten müssen, so dass die Rolle des Controllers zu einer der strategischen Initiativen zählt. In einigen Bereichen wird Expertise in Shared Excellence Centern gebündelt. Im Controlling zählt dazu der Reporting Intelligence Service (RISe).
Gleichzeitig heißt digitale Transformation, Prozesse zu optimieren und automatisierte Prozesse einzuführen. Ein Ziel ist die Etablierung von effektiven und effizienten End-to-End-Prozessen. Planungs- und Budgetierungsprozesse sind in der Praxis oft zeitaufwendig und ressourcenintensiv, weshalb auch hier die Digitalisierung helfen soll, die Planungsschleifen zu reduzieren und die Flexibilität zu erhöhen.
Damit einerseits Prozesse schneller, einfacher und standardisiert ablaufen und andererseits Echtzeit-Auswertungen erstellt werden können, wird SAP S4/HANA eingeführt.
Die konkretisierten Ziele sorgen schlussendlich dafür, dass eine bestimmte Zielkategorie überhaupt umsetzbar ist und das Zielbild 2021 dadurch erreicht werden kann.
1.2 Standardisierung und nachhaltige Verbesserung der Prozesse durch ein Finanz-Prozesshaus
Aufgrund der Digitalisierung gewinnt die Standardisierung und Automatisierung der Controllingprozesse an Bedeutung. Damit verändert sich auch das Prozessmanagement fundamental, denn Digitalisierung funktioniert nur, wenn die Prozesse eindeutig definiert sind. Unternehmen, die das Digitalisierungspotenzial ausschöpfen wollen, müssen Prozessmanagement als Basis haben. Diesem Grundsatz folgt auch die MAN, daher wird die Prozessoptimierung gegenüber der Digitalisierung derzeit deutlich priorisiert. Als Basis hierfür wurde das Konzept "Prozesshaus F" entwickelt, das auf Grundlage der standardisierten Prozessmanagementmethodik die Optimierung und Standardisierung der Prozesse zum Ziel hat.
Durch eine End-to-end-Prozessdenkweise soll im Unternehmen gleichzeitig ein übergreifendes und effektives Prozessmanagement aufgebaut werden, das folgende Vorteile bietet:
- Stärkung der Kundenorientierung;
- Standardisierung/Harmonisierung der Prozesse über die Organisation hinweg ermöglicht eine einheitliche Vorgehensweise zur nachhaltigen Optimierung;
- Ermöglichung eine Sollprozessorientierung;
- Verbindung von Organisation mit den ablauforientierten Prozessen;
- Aufzeigen von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen über die Organisationseinheiten hinweg.
Da die Digitalisierung einen ganzheitlichen Blick auf Prozesse erfordert und nicht an Abteilungsgrenzen halt machen darf, laufen die Prozesse quer durch die Organisation. So arbeiten fachbereichsübergreifende Teams gemeinsam an der Optimierung und Digitalisierung der betrieblichen Abläufe. Die frühzeitige Einbindung aller am Prozess Beteiligten sichert zudem die Akzeptanz im Veränderungsprozess.
Im Arbeit...