Beim Lesen dieses ersten Schritts denken Sie sich vielleicht, dass das doch eine Selbstverständlichkeit ist und hier nicht erwähnt werden müsste. Es ist auch tatsächlich sehr oft so, dass die Entscheidungssituation offensichtlich ist, aber nicht immer. Kommen wir zur zuvor besprochenen Personalentscheidung zurück. Befindet man sich im Auswahlprozess, ist einem die Entscheidungssituation natürlich bewusst. Ist jedoch eine Position mit einer Person besetzt, die nicht wirklich passend ist, dauert es manchmal sehr lange bis die Frage gestellt wird, ob die Person in dieser Position ersetzt werden soll. Obwohl diese Entscheidungssituation vielleicht schon über viele Monate präsent ist, wird diese nicht bewusst formuliert. Dem Vorgesetzten ist zwar unbewusst oder vielleicht sogar auch bewusst die Entscheidungssituation klar, er formuliert diese aber nicht. Die Unannehmlichkeiten und Probleme der nicht zufriedenstellenden Aufgabenerfüllung der Person wird dann eher in Kauf genommen als die Unannehmlichkeit, jemanden kündigen oder versetzen und wieder jemand Neues suchen zu müssen.
Jetzt stellt sich die Frage, was kann gemacht werden, damit eine solche Entscheidungssituation schneller bewusst behandelt wird. Eine Möglichkeit ist, in einem regelmäßig stattfindenden Personalentwicklungsgespräch verpflichtend die Aufgaben und die dafür benötigten Fähigkeiten in einem Fähigkeitsprofil darzustellen. Eine regelmäßige Einschätzung, ob die Person diese benötigten Fähigkeiten (seien es soziale oder fachliche) erfüllt, bzw. in angemessener Zeit dorthin gebracht werden kann, müsste zwingend im Prozess vorgesehen sein. Bei Unterschreiten gewisser Anforderungen muss dann verpflichtend gehandelt werden. Der Prozess nimmt der Führungsperson die Unannehmlichkeit der Transparentmachung der Entscheidungssituation ab, dadurch kann bewirkt werden, dass schneller die Entscheidungssituation bewusst formuliert wird ("Ich kann da leider nicht anders, der Prozess sieht das so vor").
So wie hier für den Prozess von Personalentscheidung beschrieben, können Systeme für viele (unangenehme) Situationen festgelegt werden. Z. B. bei Unterschreiten welcher Grenze muss bewusst diskutiert werden, ob man sich aus einem Markt zurückzieht oder ein Produkt vom Markt genommen wird oder ein schlecht ausgelastetes Werk geschlossen wird oder ein erfolgloses Projekt abgebrochen wird.