3.2.1 Konzeption
Das Konzept des Economic Value Added (EVA) wurde von der Beratungsgesellschaft Stern Stewart & Co. entwickelt und wird seit einigen Jahren insbesondere zur Steuerung großer und mittelständischer Unternehmen angewendet. Dabei dient der auf dem Residualgewinnansatz basierende EVA insbesondere der Performance-Messung, weshalb sich dieser als Leistungsindikator und Anreizsystem für Bereichsverantwortliche eignet.
Der EVA berechnet sich wie folgt:
EVAt |
= |
Jahreserfolg – absolute Kapitalkosten |
EVAt |
= |
NOPATt – EBVt-1 × WACC |
oder
EVAt |
= |
Economic Value Added |
NOPATt |
= |
Net Operating Profit After Taxes |
EBVt-1 |
= |
Economic Book Value (Periode t-1) |
WACC |
= |
Weighted Average Cost of Capital |
Der erste Teil der Gleichung
Bedeutung des Stewart's R
Wird dabei auch als Stewart's R bezeichnet und stellt die erzielte Rentabilität des Unternehmens dar. Ist die Rentabilität größer als der WACC, liegt eine Überrendite bzw. eine Steigerung des Unternehmenswertes vor. Übersteigt der WACC Stewart's R, deutet dies auf eine Wertvernichtung hin.
Für die Berechnung des EVA werden damit die folgenden drei Komponenten benötigt:
- Die Gewinngröße Operatives Ergebnis vor Finanzierungskosten und nach Steuern, Net Operating Profit After Taxes (NOPAT),
- der betriebsnotwendige Kapitaleinsatz, Economic Book Value (EBV) sowie
- der gewichtete Kostensatz für Eigen- und Fremdkapital, Weighted Average Cost of Capital (WACC).
3.2.2 Net Operating Profit after Tax (NOPAT)
Bereinigung um finanzielle, steuerliche und bewertungsbedingte Verzerrungen
Durch die Verwendung des Net Operating Profit after Tax (NOPAT) sowie des Economic Book Value (EBV) erfolgt ein Rückgriff auf Daten des externen Rechnungswesens. Durch bis zu 164 vorgeschlagene Konversionen (adjustments) versuchen Stern Stewart buchhalterische Erfolgsgrößen um finanzielle, steuerliche und bewertungsbedingte Verzerrungen zu bereinigen. Diese resultieren in Deutschland insbesondere aus den Bilanzierungs- und Bewertungsvorschriften, die stark durch den vorherrschenden Rechnungslegungszweck des Gläubigerschutzes geprägt sind. So sind beispielsweise Abschreibungen auf den Geschäfts- oder Firmenwert dem Betriebsergebnis hinzuzurechnen, sofern kein tatsächlicher Werteverzehr vorliegt. Werbe- und Marketingkosten, die für die nachhaltige Erzielung des Gewinns erforderlich sind, müssen bei den Konversionen berücksichtigt werden. Die Berücksichtigung erfolgt dabei sowohl durch die Hinzurechnung bei der Ermittlung des NOPAT als auch durch eine Hinzurechnung beim EBV und eine in den folgenden Perioden vorzunehmende Abschreibung. Neben der bereits genannten sind in Tab. 2 weitere Adjustierungen dargestellt.
|
Net Operating Profit (Betriebsergebnis) |
+/– |
Erhöhung/Verminderung der Wertberichtigung auf Forderungen |
+/– |
Erhöhung/Verminderung der Differenz zwischen dem Ausweis der Vorräte nach der LiFo-Methode gegenüber der FiFo-Methode |
+ |
Abschreibungen von derivativen Geschäfts- und Firmenwerten |
+/– |
Erhöhung/Verminderung des Barwertes der Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen |
+ |
Sonstige betriebliche Erträge |
+/– |
Erhöhung/Verminderung der sonstigen Rückstellungen |
– |
Zahlungswirksame Steuern |
+ |
Marktwertbildende Vorlaufkosten |
= |
Net Operating Profit After Taxes (NOPAT) |
Tab. 2: Berechnungsschema für den Net Operating Profit After Tax (NOPAT)
3.2.3 Betriebsnotwendiger Kapitaleinsatz
Korrespondierende Größe zum NOPAT
Ausgangspunkt für die Ermittlung des betriebsnotwendigen Kapitaleinsatzes EBV sind die bilanzierten Aktiva eines Unternehmens. Von diesen werden zunächst sämtliche nicht betriebsnotwendigen Vermögenswerte subtrahiert. Anschließend werden betriebsnotwendige Vermögenswerte, die aufgrund von Bilanzierungsverboten bzw. –wahlrechten nicht aktiviert wurden hinzugerechnet. Hierzu gehören insbesondere
- Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen
- kapitalisierte Miet- und Leasingaufwendungen
Damit wird eine Vermögensgröße ermittelt, die mit dem ermittelten NOPAT korrespondiert.
Die im Rahmen der Berechnung des EBV wichtigsten vorzunehmenden Änderungen sind in Tabelle 3 dargestellt.
|
Buchwert des Anlagevermögens |
+ |
Buchwert des Umlaufvermögens |
– |
Nicht verzinsliche kurzfristige Verbindlichkeiten |
– |
Marktgängige Wertpapiere |
– |
Anlagen im Bau |
+ |
Passivische Wertberichtigung auf Forderungen |
+/– |
Differenz aus Vorratsbewertung nach LiFo- und FiFo-Verfahren |
+ |
Kumulierte Abschreibungen von derivativen Geschäfts- oder Firmenwerten |
+ |
Kapitalisierte Miet- und Leasingaufwendungen |
+ |
Kapitalisierte Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen |
+ |
Kapitalisierte marktwertbildende Vorlaufkosten |
= |
Economic Book Value (EBV) |
Tab. 3: Berechnungsschema für den Economic Book Value
3.2.4 Eignung des EVA zur Unternehmenssteuerung
Durch die enge Verknüpfung des EVA mit dem Zahlenwerk des externen Rechnungswesen, lässt sich dieses Konzept v...