Interdisziplinäres Projektteam
Das Zielkostenmanagement kann seinen optimalen Nutzen für das Unternehmen nur dann entfalten, wenn mehrere wichtige Voraussetzungen vorhanden sind: Neben der angeführten strikten Marktorientierung gehört dazu vor allem ein interdisziplinäres Projektteam, in dem die wichtigsten Unternehmensbereiche vertreten sein sollten. Unabdingbar sind eine starke Projektleitung sowie die Bereiche
- Entwicklung,
- Fertigung,
- Marketing,
- Vertrieb,
- Service,
- Einkauf und Kostenrechnung.
Gegebenenfalls Kunden und Lieferanten einbeziehen
Wahlweise können andere technische Abteilungen hinzugezogen werden, etwa Konstruktion oder Qualitätssicherung. In einigen Fällen ist es hilfreich, Verwaltungsbereiche, wie das Personalwesen in das Team zu integrieren. Je nachdem kann auch eine (temporäre) Unterstützung durch ausgewählte Kunden und Lieferanten dazu beitragen, schneller ein positives Ergebnis zu erreichen. Außerdem ist wichtig, dass das ZKM ein Produkt über seinen gesamten Lebenszyklus begleitet und sämtliche zur Entwicklung, Herstellung und Vertrieb erforderlichen Prozesse betrachtet. Entscheidend ist auch die grundsätzliche Bereitschaft des Unternehmens, sich langfristig einem grundlegenden Wandel zu unterziehen. Durch die Gegenüberstellung der Marktanforderungen mit der internen (Kosten)Struktur wird der Veränderungs- und Verbesserungsbedarf schonungslos offen gelegt. Jedes Produkt muss zudem immer vollständig in Funktionen und Komponenten (Definitionen siehe unten) zerlegt werden können.
Begriffsklärung
Für das bessere Verständnis beim weiteren Vorgehen ist es hilfreich, einige Kernbegriffe zu erläutern und voneinander abzugrenzen.
Begriff |
Definition/Erläuterung |
Kunden- oder Zielgruppe |
Eine Kunden- oder Zielgruppe ist der Personenkreis bzw. der Markt, der mit einem Produkt oder Produktentwurf adressiert wird. Je genauer sich der anvisierte Nutzerkreis bestimmten lässt, desto einfacher gestalten sich Produktentwicklung und Marktbearbeitung. Beispiele sind PC-Nutzer mit Internetanschluss oder sportlich orientierte Autokäufer zwischen 25 und 40 Jahren. |
Produktfunktionen oder -eigenschaft |
Eine Funktion oder Eigenschaft entspricht im Wesentlichen den Kundenwünschen und -anforderungen bzw. dient dazu, diese zu erfüllen. Beide Begriffspaare werden synonym verwendet. Funktionen sind vor allem nicht technische Ausprägungen eines Produkts. Beispiele sind leichte Transportierbarkeit, Gewicht, Saugleistung eines Staubsaugers, Fahrleistungen eines Pkw, Wiederverkaufswert, Image eines Produkts. |
Komponenten |
Eine Komponente ist erforderlich, um eine oder mehrere Funktionen realisieren zu können. Komponenten sind meist technische Bestandteile eines Produkts. Beispiele sind Motoren, Räder, Tragflächen, Gehäuse, Ausstattung eines Pkw oder Software-Module. |
Angestrebter Marktpreis |
Ist identisch mit dem am Markt erzielbaren Preis. |
Geplanter Gewinn |
Entspricht dem Zielgewinn oder dem Target-Profit. |
Zielkosten |
Sind die vom Markt erlaubten Kosten, die allowable Costs. |
Drifting Costs |
Entsprechen den gängigen Standardkosten und damit den im Betrieb üblichen Kalkulationswerten. |
Zielkostenlücke |
Ist die Differenz zwischen Zielkosten und Drifting Costs und stellt das aktuelle Ratiopotenzial dar. |
2.1 Ausgangspunkt Markt- und Kundensicht
Grundsätzlich existieren fünf Methoden, die Zielkosten für ein Produkt zu bestimmen:
- Den Market-into Company-Ansatz
- Den Out-of-Company-Ansatz
- Den Into-and-out-of-Company-Ansatz
- Den Out-of-Competitor-Ansatz
- Den Out-of-Standard-Costs-Ansatz
Marktpreis minus Zielgewinn gleich Zielkosten
In diesem Beitrag wird nur auf den am häufigsten verwendeten und reinsten Ansatz, die Market-into-Company-Methode, eingegangen. Bei dieser Methode werden die Zielkosten unmittelbar aus dem vom Markt erlaubten Preis abzüglich des vom Unternehmen gewünschten Zielgewinns abgeleitet. Das Konzept des ZKM nach der Market-into-Company-Methode orientiert sich konsequent daran, welche Produkte oder Dienstleistungen (die Begriffe werden synonym verwendet) am Markt zu welchen Bedingungen absetzbar sind. Entscheidend für ein Produktangebot ist, was der Kunde tatsächlich haben möchte, welche Anforderungen er an ein Produkt stellt und welche Funktionen er erwartet, und nicht, was das Unternehmen für technisch machbar oder wünschenswert hält. Nur wenn die Funktionen frühzeitig, d.h. spätestens während der Produktentwicklung bekannt sind, lassen sich ein teures Over-Engineering, ein Überangebot an Produkt- oder Leistungsmerkmalen, für das der Kunde nicht zu zahlen bereit ist, verhindern. Auf Unternehmensseite kann durch die Fokussierung auf die Kundenwünsche ein Übermaß an nicht wertschöpfenden Prozessen und Abläufen vermieden werden.
Im Vordergrund des Interesses steht daher die Beantwortung folgender Fragen:
- Was ist ein Kunde bereit, langfristig für ein Produkt zu zahlen?
- Was kann einen Kunden ggf. dazu bewegen, einen höheren Produktpreis zu akzeptieren? Lohnt es sich, Eigenschaften zu ergänzen bzw. entfallen zu lassen?
- Welchen Gewinn will das Unternehmen langfristig mit diesem Produ...