Zwei Verfahren zur Auswahl
Die Kenntnis der Gesamt-Zielkosten alleine genügt noch nicht. Die Zielkosten müssen in einem nächsten Schritt, der Zielkostenspaltung, auf die Komponenten und ggf. Teilkomponenten aufgeteilt werden. Hierzu kann auf zwei unterschiedliche Methoden zurückgegriffen werden. Bei der Komponentenmethode werden die Zielkosten direkt Komponenten, Baugruppen oder Teilen zugeordnet. Bei der Funktions- oder Funktionsbereichsmethode, wie sie im Praxisbeispiel vorgestellt wird, wird das Produkt zunächst in seine wesentlichen Funktionen zerlegt, die dann aufgrund der ermittelten Marktdaten gewichtet werden. Im Anschluss wird bestimmt, welche Komponenten für welche Funktionen in welchem Umfang benötigt werden. Dann lassen sich die Zielkosten dieser Komponente nach ihrem anteiligen Gewicht bestimmen.
Vorschlag für eine mögliche Vorgehensweise
Zur Durchführung der Zielkostenspaltung nach der Funktionsmethode gibt es mehrere Wege, die sich aber nur in einzelnen Punkten unterscheiden. Eine pragmatische Vorgehensmöglichkeit ist nachstehend exemplarisch beschrieben (vgl. Abb. 3).
- Funktionsstruktur ermitteln: Die ermittelten Kundenwünsche entsprechen normalerweise in weiten Teilen den Funktionen eines Produkts. Dennoch sollte zunächst ein Abgleich erfolgen, um eventuelle Unstimmigkeiten beseitigen zu können. Vielfach werden Funktionen zusätzlich in harte und weiche Faktoren untergliedert. Harte Faktoren sind die eigentlichen Gebrauchsfunktionen. Weiche Faktoren werden oft mit Benutzerfreundlichkeit oder Annehmlichkeit gleichgesetzt. Sie machen den subjektiven Wert eines Produkts für den Kunden aus und dürfen in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden. Beispiele für weiche Faktoren können Handhabbarkeit oder Aussehen eines Produkts sein. Aufgrund der häufig fehlenden objektiven Bewertbarkeit weicher Faktoren wird im Beispiel auf eine Unterscheidung zugunsten einer pragmatischen Vorgehensweise verzichtet.
- Funktionen gewichten: Die Gewichtung der Funktionen kann ebenfalls auf Basis der ermittelten Kundenwünsche erfolgen. D.h., die Kunden selbst geben im Idealfall an, welche Bedeutung sie einer Funktion beimessen und was diese ihnen wert ist. Ergänzend können eigene Statistiken über Beschwerdeverhalten oder Kundenzufriedenheit, Konkurrenzanalysen, allgemeine Umfragen, Studien oder auch fundierte Schätzungen hinzugezogen werden. Grundsätzlich gilt, dass eine breitere Datenbasis auch zu besseren Ergebnissen führt.
- Funktionen und Komponenten gegenüberstellen: Im nächsten Schritt wird ermittelt, welche Komponenten in welchem Umfang zur Erstellung der Funktionen notwendig sind. Dazu werden Funktionen und Komponenten gegenübergestellt und festgelegt, welchen Beitrag eine Komponente an der Erstellung einer Funktion leistet. Die Summe der Komponentenbeiträge zur Funktionserfüllung muss 100% betragen. Die Festlegung ist oft subjektiv, birgt Fehlerrisiken bzw. Ungenauigkeiten und sollte sorgfältig vorgenommen werden.
- Bedeutung der einzelnen Komponenten ermitteln: Jetzt werden die Prozentsätze der Funktionen-Gewichtung mit den Prozentsätzen der Gewichtung der Komponenten an eben diesen Funktionen multipliziert. Auf diesem Weg erhält man die Bedeutung einer Komponente für die Realisierung einer bzw. mehrerer Funktionen. Addiert man nun alle Einzelwerte einer Komponente, erhält man deren Gesamtbeitrag zum vollständigen Produkt.
- Kostenschätzung der Komponenten vornehmen: Im fünften Schritt müssen die Kostenschätzungen für die Komponenten vorgenommen werden. Hierzu wird in der Regel die vorhandene Standardkalkulation bzw. die derzeit für die Produktrealisierung anfallenden tatsächlichen Kosten, herangezogen. Im Fall neu zu entwickelnder Produkte gilt es zunächst, eine Plankalkulation zu erstellen, der aber in den meisten Fällen die Strukturen und die Erkenntnisse der aktuell verwendeten Kalkulationsmethode zugrunde legt. Das Ergebnis ist ein absoluter Kostenwert je Komponente. Bezogen auf den Gesamtkostenanteil ergibt sich ein relativer Kostenwert.
Diese Schritte lassen sich noch besser nachvollziehen und verstehen, wenn das Beispiel der GmbH fortgesetzt wird: Zur Herstellung des Produkts sind die Funktionen 1 bis 6 erforderlich. Die GmbH hat Kunden befragt, Statistiken, Umfragen und Marktstudien ausgewertet, um die Kundenwünsche in Bezug auf die Funktionsverteilung zu ermitteln. Demnach wird eine Gewichtung der Funktionen von 31 %, 23 %, 17 %, 12 %, 9 % und 8 % gewünscht. Das Produkt selbst besteht aus den Komponenten 1 bis 6. Dieses Vorgehen in vier Schritten ist in Abb. 3 dargestellt.
Abb. 3: Beispiel für die Umsetzung der vier Schritte zur Zielkostenspaltung
- Zielkostenindex erstellen: Stehen Bedeutungsgrad und Kostenanteil fest, kann der so genannte komponentenbezogene Zielkostenindex als Quotient aus dem funktionsbezogenen Teilegewicht einer Komponente und dem Bedeutungsgrad dieser Komponente gebildet werden. Der Zielkostenindex errechnet sich nach folgender Formel:
Zielkostenindex (ZKI) |
= |
Bedeutungsgrad einer Komponente |
K... |