Prof. Dr. Martin Henssler, Dr. David Markworth
Rn. 30
Stand: EL 38 – ET: 01/2023
Viel erörtert worden ist die rechtliche Behandlung nicht quantifizierbarer Nachteile. Entgegen einer überholten, früheren Lehrmeinung (vgl. Baumbach/Hueck (1968), § 311 AktG, Rn. 8) kommt es vorliegend nicht darauf an, ob der betreffende Nachteil selbständig bewertbar ist (heute h. M.; vgl. BGH, Urteil vom 26.06.2012, II ZR 30/11, NZG 2012, S. 1030ff. ( Rn. 23); BGH, Urteil vom 31.05.2011, II ZR 141/09, NZG 2011, S. 829ff. (Rn. 37); BGH, Urteil vom 01.12.2008, II ZR 102/07, BGHZ 179, S. 71 (75); BGH, Urteil vom 01.03.1999, II ZR 312/97, BGHZ 141, S. 79 (84); OLG Köln, Urteil vom 27.04.2006, 18 U 90/05, NZG 2006, S. 547; ADS (1997), § 311 AktG, Rn. 37; KonzernR (2022), § 311 AktG, Rn. 43; Hüffer-AktG (2022), § 311, Rn. 24; MünchKomm. AktG (2020), § 311, Rn. 157; KK-AktG (2004), § 311, Rn. 54; Strohn (1977), S. 83f.). Nicht bezifferbare Nachteile aus dem Anwendungsbereich der §§ 311ff. AktG herauszunehmen würde zu empfindlichen Lücken im aktienrechtlichen System des Außenseiterschutzes führen. Eine entsprechende Einschränkung ist auch durch das gesetzliche Ausgleichsmodell nicht veranlasst. Soweit Nachteile nicht bezifferbar sind, wird die legislatorisch an sich vorgesehene Ausgleichsmöglichkeit hinfällig, soweit nicht im Ausnahmefall trotz fehlender Quantifizierbarkeit eine bestimmte Ausgleichsmaßnahme das Entstehen eines Schadens sicher ausschließt. Die betreffende Maßnahme ist dann von vornherein rechtswidrig (vgl. OLG Köln, Urteil vom 15.01.2009, 18 U 205/07, AG 2009, S. 416 (419); ADS (1997), § 311 AktG, Rn. 59; BeckOGK-AktG (2022), § 311, Rn. 102; Hüffer-AktG (2022), § 311, Rn. 24; KonzernR (2022), § 311 AktG, Rn. 43); das herrschende UN haftet unmittelbar nach § 317 AktG auf Schadensersatz (vgl. KonzernR (2019), § 311 AktG, Rn. 43; Hüffer-AktG (2022), § 311, Rn. 24; BeckOGK-AktG (2022), § 311, Rn. 102). Lässt sich der entstandene Schaden auch unter Berücksichtigung des § 287 ZPO nicht beziffern, so greifen die Grundsätze über die qualifiziert faktische Abhängigkeit ein (vgl. KonzernR (2022), § 311 AktG, Rn. 43; BeckOGK-AktG (2022), § 311, Rn. 102).