Prof. Dr. Gerrit Brösel, Prof. Dr. Michael Olbrich
Rn. 359
Stand: EL 30 – ET: 5/2020
Von den sog. nachträglichen AK (vgl. HdR-E, HGB § 255, Rn. 43ff.) unterscheiden sich Zuschreibungen dadurch, dass der "Zugangsbetrag" bei einer nachträglichen Berücksichtigung der AK bislang noch nicht bilanzwirksam erfasst worden ist, während der i. R.e. Wertaufholung zugeschriebene Betrag in früheren Jahren bereits als Zugang in der Bilanz einmal erfasst und sodann als außerplanmäßige Abschreibung und damit als Aufwand erfolgswirksam verrechnet worden war; bei den nachträglichen AK kann durchaus früher eine erfolgswirksame Erfassung, etwa als Instandhaltung, schon vorgelegen haben, die jetzt korrigiert wird (vgl. mit Bezug zur wesentlichen Erweiterung oder Verbesserung sowie zum Austausch von Komponenten auch HdR-E, HGB § 253, Rn. 338).
Rn. 360
Stand: EL 30 – ET: 5/2020
Das Wertaufholungsgebot ist nur dann anwendbar, wenn die zu bewertenden VG bereits im vorangegangenen JA bilanziert worden waren. Während dieser Identitätsbeweis z. B. bei Forderungen und Wertpapieren relativ einfach und sicher zu führen sein dürfte, können sich bei gleichen oder gleichartigen VG des UV Schwierigkeiten ergeben. In diesen Fällen kann die Anwendung des Wertaufholungsgebots zumindest fraglich werden.
Rn. 361
Stand: EL 30 – ET: 5/2020
Bei den Bewertungsvereinfachungsverfahren nach § 256 (vgl. hierzu HdR-E, HGB § 256, Rn. 8ff.) werden die AHK der vorhandenen VG aufgrund der jeweiligen Fiktion über die Verbrauchs- und Veräußerungsfolge bestimmt. "Wurde in einem früheren Geschäftsjahr eine Abschreibung [...] vorgenommen, so ist sie entsprechend der zugrundeliegenden Fiktion den vorhandenen Gegenständen zuzurechnen" (ADS (1995), § 280, Rn. 19). Die nachfolgenden Beispiele verdeutlichen diese Zusammenhänge):
Beispiel: Bewertung nach der Durchschnittsmethode (vgl. HdR-E, HGB § 256, Rn. 11ff.):
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EUR |
t2: |
Endbestand: 200 Stück mit durchschnittlichen AK von 8 EUR/Stück |
1.600 |
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– Abschreibung auf den niedrigeren beizulegenden Wert von 6 EUR/Stück |
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= 200 × (8–6) |
400 |
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Bilanzansatz zum 31.12. |
1.200 |
t3: |
Anfangsbestand: 200 Stück mit durchschnittlichen AK von 6 EUR/Stück |
1.200 |
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– Abgang: 100 Stück mit durchschnittlichen AK von 6 EUR/Stück |
–600 |
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+ Zugang: 100 Stück mit durchschnittlichen AK von 10 EUR/Stück |
1.000 |
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1.600 |
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Der aus dem Marktpreis abgeleitete beizulegende Wert beläuft sich am 31.12. |
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auf 10 EUR/Stück, so dass sich eine max. Zuschreibung ergibt i. H. v. (100 × (8–6)): |
200 |
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Bilanzansatz am 31.12. |
1.800 |
Der max. Zuschreibungsbetrag ergibt sich aus dem Vergleich dazu, dass in t2 keine außerplanmäßige Abschreibung auf den niedrigeren Marktpreis vorgenommen worden wäre.
Beispiel: Bewertung nach der Lifo-Methode (vgl. HdR-E, HGB § 256, Rn. 43ff.):
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EUR |
t2: |
Anfangsbestand (= Erstanschaffung) |
250 Stück zu je 2 EUR |
500 |
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– Abgang |
100 Stück zu je 2 EUR |
200 |
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= Bestand am 31.12. |
150 Stück zu je 2 EUR |
300 |
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– Abschreibung auf den aus dem Marktpreis |
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abgeleiteten niedrigeren beizulegenden Wert |
150 Stück zu je 1,3 EUR |
-105 |
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= Bilanzansatz zum 31.12. |
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195 |
t3: |
Anfangsbestand |
150 Stück zu je 1,3 EUR |
195 |
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+ Zugang |
50 Stück zu je 2,7 EUR |
135 |
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– Abgang |
30 Stück zu je 2,7 EUR |
-81 |
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= Bestand |
170 Stück |
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249 |
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(davon 20 Stück zu je 2,7 EUR |
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und 150 Stück zu je 1,3 EUR) |
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Der aus dem Marktpreis abgeleitete beizulegende Wert beträgt am 31.12. |
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2,8 EUR je Stück, so dass sich eine max. Zuschreibung ergibt i. H. v. (150 × (2,0–1,3)): |
105 |
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Bilanzansatz zum 31.12. |
354 |
Der Bilanzansatz von 354 EUR hätte sich für den Fall ergeben, dass in t2 keine außerplanmäßige Abschreibung vorgenommen worden wäre.
Rn. 362–363
Stand: EL 30 – ET: 5/2020
vorläufig frei