Dr. Thilo Schülke, Steve Scheffel
Tz. 621
Es muss Aufwand für eine bestimmte Zeit vorliegen. Erfasst sind nur sog. transitorische RAPs; sie zeichnen sich dadurch aus, dass die Zahlung zeitlich vor der Aufwands- oder Ertragsverrechnung liegt. Nicht angesetzt werden dürfen antizipierte Posten, bei denen die Zahlung der Aufwands- oder Ertragsverrechnung nachfolgt. Auch nicht ausreichend ist es, wenn sich die Ausgaben zwar erst nach dem Stichtag auswirken, sich der Zeitpunkt oder zumindest der Zeitraum dieser Auswirkung aber nicht bestimmen lässt; das ist insbesondere bei Ausgaben für Werbung oder Forschungsaufwand der Fall.
Tz. 622
"Bestimmte Zeit" in Abs. 1 und 2 meint nach heute h. M. verschiedenes für aktive und passive RAPs und geht damit von einem imparitätischen Verständnis des Begriffs aus. Während es für den Ansatz passiver RAPs ausreicht, den Zeitraum schätzen zu können, ist es bei aktiven RAPs erforderlich, dass der Zeitraum objektiv eindeutig bestimmbar ist. Zwischen den Ausgaben und dem Aufwand muss ein unmittelbarer Zusammenhang bestehen. Entfällt ein Teil der Ausgaben auf Aufwand für die abgelaufene Berichtsperiode, ist Aufteilung erforderlich.
Tz. 623
Abgrenzungsprobleme bestehen insbesondere zum Bilanzposten "geleistete Anzahlungen" (§ 266 Abs. 2 A. I.3 HGB). Entscheidend ist, ob sie für eine bestimmte Zeit geleistet oder vereinnahmt wurden. Sie ist danach vorzunehmen, ob tatsächlich Aufwand "für eine bestimmte Zeit" vorliegt. Lässt sich dieser Zeitraum nicht bestimmen, kommt es darauf an, ob tatsächlich auf einen Vermögensgegenstand (vgl. Tz. 27 ff.) angezahlt wurde; in diesem Fall ist der Betrag unter § 266 Abs. 2 A. I. 3 HGB. auszuweisen. Liegen Anzahlungen auf einen Wert vor, der nicht die Eigenschaften eines Vermögensgegenstandes erfüllt, sind sie als Aufwand zu verbuchen.