Prof. Karl-Otto Bergmann, Dr. Carolin Wever
Rz. 9
Die Schadensaufwendungen für die Krankenhaus-Haftpflicht zu bestimmen, ist komplex und schwierig, zumal neben Personenschäden auch Aufwendungen für Sach- und Vermögensschaden beachtet werden müssen. Die Statistiken, die es gibt, belegen einen eindeutigen Anstieg der Aufwendungen im Verlauf der letzten 15–20 Jahre.
Rz. 10
Die Schadensaufwendungen bei Arzthaftpflichtschäden für alle deutschen Krankenhausträger beliefen sich 1994 auf ca. 415 Mio. DM. Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) belegen einen weiteren Anstieg der durchschnittlichen Aufwendungen zwischen 2001 und 2005. Lag im Jahr 2001 die Schadenhäufigkeit je 1000 Betten bei 30,61 und der Schadendurchschnitt bei 7.033 EUR, so stiegen die statistischen Werte bis zum Jahr 2005 erheblich an. Es waren in 2005 47,49 Schäden je 1000 Betten gegeben (also + 55 %) und ein Schadensdurchschnitt von 8.922 EUR (also + 27 %). Weiterhin kann davon ausgegangen werden, dass der Schadendurchschnitt bei "schweren" Fachrichtungen (Geburtshilfe, kosmetische Chirurgie u.Ä.) spürbar höher ist als bei "leichten" Fachrichtungen. Sofern aber ein Schmerzensgeld zuerkannt wurde, betrug dieses seinerzeit durchschnittlich knapp 10.000 DM. Seitdem haben die Gerichte zumindest bei schwersten Gesundheitsschäden die Schmerzensgelder deutlich angehoben. Während die Höchstbeträge noch im Jahr 2000 bei 500.000 DM (250.000 EUR) lagen, erkennen die Gerichte heute auf Kapitalschmerzensgelder von bis zur doppelten Summe. Das höchste bisher ausgeurteilte Schmerzensgeld liegt bei einem Betrag i.H.v. 700.000 EUR. Hinzu kommen u.U. Dauerzahlungen für (Schmerzensgeld-)Renten, Verdienstausfall- bzw. Haushaltsführungsschäden oder erhöhten Pflegeaufwand. Der Gesamtschaden kann sich dann im Laufe der Jahre auf mehrere Millionen EUR belaufen. Wegen des hohen, schlecht kalkulierbaren Schadenvolumens einerseits und des Spätschadenrisikos andererseits haben sich viele Versicherer vom Krankenhausversicherungsmarkt zurückgezogen.