Patricia Heidtman, Noemi Rom
2.1 Innovation für neue Produkte, Dienstleistungen, Lösungen und Geschäftsmodelle
Basierend auf der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens werden Vorgaben für die Innovation abgeleitet. Wichtige Elemente sind nachfolgend kurz erläutert und danach detaillierter beschrieben.
Innovationsprozess:
Innovationen spielen eine entscheidende Rolle als Enabler in der Netto-Null-Diskussion, indem sie neue Technologien und Ansätze ermöglichen, um den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu beschleunigen.
Innovation findet in allen Unternehmen auf unterschiedliche Weise statt. Dennoch ist es oft zu beobachten, dass ein empirischer Ansatz verfolgt wird, bei dem ein diverses Team in einer Ideenphase beginnt und sich schrittweise über die Prototypenphasen hinweg gemeinsam und unter kontinuierlichem Feedback zu einem ersten Produkt entwickelt. In der Vermarktung und bis zum Launch können verschiedene Schleifen durchlaufen werden. Der Aspekt der Nachhaltigkeit begleitet diesen Prozess, wobei Kundenorientierung und Einbeziehung entscheidend für den Erfolg sind. Dabei ist die Einbindung der Nutzer und Kunden und tiefgreifende Analyse der Kunden-, Nutzer- und Stakeholderbedürfnisse essenziell.
Abb. 1: Der Innovationsprozess
Design for Sustainability und Ökodesign-Verordnung:
Bedeutet, Produkte und Prozesse so zu gestalten, dass sie über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg nachhaltig sind, unter Berücksichtigung der Lifecycle Assessment (LCA), Materialwahl und Kreislaufwirtschaftsprinzipien. Richtlinien und Verordnungen wie z. B. die Ökodesign-Verordnung sind bei der Entwicklung zu berücksichtigen.
Viele Kunden verfolgen ebenfalls Nachhaltigkeitsziele. Insbesondere das Ziel Netto-Null erfordert, dass sich Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette verbinden und optimieren. Das Thema Nachhaltigkeit bietet hervorragende Möglichkeiten, die Beziehung zu den Kunden neu zu gestalten. Die Value Proposition kann sich unter diesem Gesichtspunkt ändern. Wir beobachten eine verstärkte Zusammenarbeit und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle in diesem Bereich, da Unternehmen bereit sind, mit traditionellen Ansätzen zu brechen und innovative Wege zu gehen.
Beyond Sustainability Reporting:
Das bedeutet, dass Unternehmen über das reine Berichten von Nachhaltigkeitspraktiken und -leistungen hinauszugehen. Es impliziert, dass Unternehmen und Organisationen die Erkenntnisse und Daten nutzen, um aktiv nachhaltige Maßnahmen und Innovationen vorantreiben, und nicht nur Transparenz für das Reporting zu nutzen.
2.2 Die Erläuterungen
Kreislaufprozess aller Produkte + 6R:
Im Rahmen der Nachhaltigkeit nimmt die Kreislaufwirtschaft eine bedeutende Stellung ein. Anstelle des linearen Produktlebenszyklus von Herstellung, Nutzung und Entsorgung wird zunehmend versucht, den Kreislauf zu schließen. Ein Produkt wird über den Verkaufsabschluss hinaus begleitet. Die Kreislaufwirtschaft betrachtet den gesamten Lebenszyklus von der Rohstoffgewinnung bis zum Recycling. Akteure müssen den Kreislauf ganzheitlich berücksichtigen und entsprechend handeln, damit Produkte und Materialien im Umlauf bleiben. Das eröffnet oftmals neue Partnerschaften mit Kunden, Lieferanten und Dienstleistern.
Die 6R (oder 10R) sind ein Akronym für Nachhaltigkeit und unterstützen die Gestaltung der Kreislaufprozesse. Diese 6-R stehen für
- RETHINK (Umdenken),
- RECYCLE (Recyceln),
- REDUCE (Reduzieren),
- REFUSE (Ablehnen),
- REPAIR (Reparieren) und
- REUSE (Wiederverwenden).
Da der lineare Prozess durch einen Kreislauf ersetzt werden soll, ergeben sich neue Geschäftsmodelle. Zum Beispiel wird es plötzlich interessant, dass ein Produkt sortenrein zurückgebaut werden kann oder dass es Sammel-, Reparatur- oder Aufbereitungsstellen gibt. Es bieten sich auch innovative Lösungen an, bei denen die Wertschöpfung digital oder in Form von Serviceleistungen stattfindet. Das Thema „neue Geschäftsmodelle“ wird in Kapitel „Nachhaltige Geschäftsmodelle“ detailliert betrachtet.
Abb. 2: Kreislaufprozess (6R)
Lebenszyklus-Analyse/Lifecycle Assessment (LCA):
LCA ist die Grundlage gegen Greenwashing und für transparente Kommunikation. Um Innovationen im Bereich der Nachhaltigkeit gezielt und in ihrer vollen Stärke zu implementieren, kann LCA von der Ideenphase bis zur Marktreife eingesetzt werden. Im Wettbewerb um nachhaltige Produkte ist es wichtig, dass mit dem gleichen Maßstab gemessen wird. Hierfür gibt es verschiedene Methoden, die festlegen, welche Aspekte beispielsweise in einer Lebenszyklus-Analyse berücksichtigt werden müssen. Zudem arbeiten Verbände und Gesellschaften gemeinsam an einer Methodik, um Produkte transparent zu machen und Verbesserungen im Vergleich zum Industriestandard aufzuzeigen.
Portfolio Sustainability Assessment (PSA):
Ein Unternehmen verfügt oft über mehrere Produkte, und es ist vorteilhaft, eine grobe Klassifizierung vorzunehmen, um das Portfolio positiv zu gestalten und eine mögliche Transformation strategisch zu unterstützen. Portfolio Sustainability Assessment (PSA) ist eine Methode, um die Produkteentwicklung nachhaltig zu gestalten.