Robert Bartel, Florian Mohr
Es lohnt sich für Unternehmen, aus Kostensicht auf Luftfahrt zu verzichten. Sicherlich gibt es Situationen, in denen ein Lufttransport unumgänglich ist, etwa von wichtigen, schnell zu liefernden Produkten, z. B. Medizin von Patienten, bei dringend notwendigen Dienstreisen, bei schnell verderblicher Ware wie reifen Papayas etc.
Es lohnt sich genau zu prüfen, für welche Produkte und Situationen Luftfracht genutzt werden soll und welche Luftfahrtgesellschaft ausgewählt werden soll.
Ein Transport per Luftfracht statt Seefracht bewirkt je nach Quelle das 50-70-fache an CO2-Emissionen für jeden Transportkilometer. In Prozent ausgedrückt: Für Seefracht werden nur 1,4-2 % der Emissionen von Frachtflugzeugen für die gleiche Strecke erzeugt.
Ganz generell sind die Emissionen von Luftfracht vs. Seefracht natürlich nur ein Teilaspekt in einer Entscheidung für Langstreckentransporte. Darüber hinaus werden meist noch Kriterien aus der abgebildeten Tabelle berücksichtigt. In einer Initiative zur Reduktion von Luftfracht gilt es also, diese Kriterien und Abhängigkeiten neu zu bewerten oder zu verändern. Gerade letzteres, also die bewusste Veränderung von einigen Faktoren, bietet die Möglichkeit, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit miteinander zu verbinden.
Die Deutsche Post hat beispielsweise Anfang 2024 die innerdeutschen Flüge für Briefsendungen eingestellt. Man könnte sich fragen, weshalb im Jahr 2024 überhaupt noch Flüge für Briefsendungen innerhalb von Deutschland gebraucht werden, aber wie so oft stehen innerhalb einer Firma Prozesse und viele Gewohnheiten im Weg. Die Post hat damit für diesen Bereich der Briefsendungen 80 % der Emissionen und eine Menge Kosten eingespart.
Kriterien |
Abhängig von |
Kosten des Transports |
Transportart, Volumen, Gewicht, Distanz, Maße, Dringlichkeit |
Dauer des Transports |
Dringlichkeit, Budget, Kombination verschiedener Transportmittel, Zoll |
Kapitalbindung |
Zeitpunkt der Rechnungsstellung, Dauer des Transports, Wert der Ware, Zahlungsziele |
Warenmenge |
Bestandsstrategie, Produktionslosgröße, Kapitalbindung, Abnahmerisiko |
Dringlichkeit |
Bestandsstrategie, Unzuverlässigkeit in Produktions- oder Planungsprozessen |
Tab. 1: Kriterien und Abhängigkeiten
Arbeitshilfe "Luftfracht: Schritte zur Umstellung auf Seefracht"
Ein Transport per Luftfracht statt Seefracht bewirkt je nach Quelle das 50-70-fache an CO2-Emissionen für jeden Transportkilometer. Die vier Schritte der Arbeitshilfe helfen bei der Definition neuer Initiativen zur Umstellung auf Seefracht.
Bestandsaufnahme der aktuellen Nutzung
Prüfen, ob und wie häufig Luftfracht für die Lieferung an Kunden oder für den Erhalt von Lieferungen von Lieferanten verwendet wird.
Vergangene Initiativen zur Reduzierung von Luftfracht
Bewerten, ob es in der Vergangenheit Initiativen gab, um auf Luftfracht zu verzichten oder diese zu reduzieren.
Analyse der vergangenen Initiativen
Analyse der vergangenen Initiativen und was sich seit den letzten Initiativen geändert hat (z. B. Nachhaltigkeitstrends, Mengen …).
Nächste Initiativen:
Definieren von Bereichen oder Produktsegmenten, in denen sich ein Experiment zur Reduzierung der Luftfracht lohnen könnte, und neue Initiativen starten.
Zur Arbeitshilfe.