Zwei Drittel der Mieter würden für fortschrittliche Technologien mehr Miete zahlen oder überhaupt erst einen Mietvertrag unterschreiben – laut einer Umfrage von Capterra. Deutsche Vermieter halten beim digitalen Wandel aber nicht Schritt, schon gar nicht im internationalen Vergleich.
Deutschland ist ein Mieterland. Bei einer Umfrage der Software-Vermittlungsplattform Capterra sagte die Hälfte (54 %) der Studienteilnehmer, dass sie sich den Kauf nicht leisten könnten, während ein Viertel (25 %) keine Verantwortung für Immobilieneigentum übernehmen will und knapp jeder fünfte (19 %) Mieter schlichtweg die Flexibilität des Mietens bevorzugt.
Die Studie zeigt auch, was sich Mieter von Vermietern und Immobilienverwaltern wünschen – und das sind vor allem innovative Tools. Die digitale Revolution scheint in der deutschen Wohnungswirtschaft allerdings noch nicht ganz angekommen zu sein, wie ein internationaler Vergleich zeigt.
Trotz Mietanstieg: Für digitale Tools zahlen Mieter mehr
Knapp ein Viertel (23 %) der Befragten gaben an, dass ihre Miete in den vergangenen 12 Monaten um 5 bis knapp 10 % gestiegen ist. Weitere 17 % berichten von einem Mietanstieg von 10 bis knapp 15 %.
Trotzdem würden zwei Drittel (66 %) der befragten Mieter laut Capterra-Studie für fortschrittliche Technologien mehr Miete zahlen. 69 % sind es im internationalen Vergleich. Für weitere 68 % der Mieter hat der Einsatz fortschrittlicher Technologien auch einen Einfluss darauf, ob sie den Mietvertrag unterschreiben – 73 % im internationalen Vergleich.
Deutsche Mietwohnungen hinken digital hinterher
Die von 17 % der Befragten genannte und damit am weitesten verbreitete Technologie, die derzeit für Mietwohnungen angeboten wird, sind Online-Zahlungsportale (international 25 %). Darauf folgen intelligentes Energiemanagement mit 15 % (international: 20 %) und spezielle Kommunikationsplattformen für die Wohnung mit 14 % (international 19 %).
Mehr als die Hälfte (53 %) der deutschen Umfrageteilnehmer gab an, dass keine der zur Wahl stehenden Technologien für die Wohnung angeboten wird, im internationalen Durchschnitt sind es 48 %.
Eher noch traditionell ist auch die Kommunikation in Deutschland: Mieter und Hausverwaltung nutzen überwiegend E-Mail (30 %) oder kommunizieren persönlich (23 %). Messenger wie Whatsapp (13 %) oder spezielle Plattformen, die von der Hausverwaltung bereitgestellt werden (6 %), kommen eher selten zum Einsatz. Zum Vergleich: Im internationalen Durchschnitt nutzen nur 22 % der von Capterra Befragten die Kommunikation per E-Mail und bereits 22 % Messenger.
Mieter: Diese Tools sind gefragt und mehr Miete wert
Deutsche Mieter, denen bisher noch keine digitalen Tools in der Wohnung zur Verfügung stehen, wünschen sich vor allem intelligentes Energiemanagement (29 % – international: 34 %), intelligente Schlösser (25 % – international: 34 %) und Remote-Sicherheits-Apps (21 % – international: 34 %).
Dafür würden deutsche Mieter einen höheren Mietpreis zahlen:
- Sicherheitssystem für das Haus mit Fernüberwachung (22 %)
- Hochgeschwindigkeits-Internet (22 %)
- Temperaturkontrollsystem (19 %)
Das präferieren die befragten Mieter im Ausland:
- Sicherheitssystem für das Haus mit Fernüberwachung (31 %)
- intelligentes Automatisierungssystem wie integrierte Beleuchtung, intelligente Schlösser (26 %)
- iIntelligente Geräte wie Kühlschrank oder Waschmaschine (25 %)
Technologien: Was Mietern dabei wichtig ist
Insgesamt kommt das Angebot gut an: Jeweils 83 % der deutschen und der internationalen Mieter, deren Vermieter digitale Tools für die Mietwohnung zur Verfügung stellen, sind damit zufrieden – 15 % davon sogar sehr zufrieden.
Als größte Vorteile nannten die Teilnehmer der Capterra-Studie die Bequemlichkeit (46 % – international: 48 %) und mehr Effizienz (34 % – international: 33 %). Weniger Verwaltungsaufwand (31 %) und eine bessere Kommunikation mit der Hausverwaltung (31 %) war nur Thema für deutsche Mieter. In der internationalen Umfrage wurden dafür eine verbesserte Sicherheit (32 %) und Flexibilität (30 %) als Kriterien genannt.
Die 3 größten Herausforderungen bei der Nutzung digitaler Tools sind Störungen oder Fehler (32 % – international: 42 %), Bedenken zu Datenschutz und Datensicherheit (27 % – international: 35 %), eine schlechte Umsetzung (26 % in Deutschland) oder ein schlechter Kundensupport (29 % im Ausland). 46 % (international: 48 %) sagten, dass sie "oft" (39 % – international: 26 %) oder "ständig" (jeweils 7 %) technische Probleme haben.
Capterra-Studie: Methodik
Die Umfrage fand im Juni 2024 unter 4.800 Studienteilnehmern in den USA (n=400), Kanada (n=400), Indien (n=400), Brasilien (n=400), Mexiko (n=400), Großbritannien (n=400), Frankreich (n=400), Italien (n=400), Deutschland (n=400), Spanien (n=400), Australien (n=400) und Japan (n=400) statt. Es wurde überprüft, ob die Befragten derzeit ihren Hauptwohnsitz mieten. Die Ergebnisse beziehen sich auf die Aussagen deutschen Teilnehmer. Die Ergebnisse der anderen Länder und Durchschnittswerte wurden zum...