Alexander C. Blankenstein, Josef Egle
3.7.1 Infrarot-Thermografie
Die Infrarot-Thermografie ist ein zerstörungsfreies Messsystem und wandelt für das menschliche Auge zunächst nicht sichtbare Wärmestrahlung (= elektromagnetische Strahlung) in visuelle Farben um. Einsatzmöglichkeiten der Infrarot-Thermografie sind unter anderem
- A-B-C-Analysen (Unterscheidung wesentliche und unwesentliche Wärmebrücken),
- U-Wert-Ermittlung (näherungsweise),
- Ortung verdeckt liegender Heizleitungen (Fußboden, Wände),
- Feuchteschäden (sofern hierdurch Temperaturunterschiede entstehen),
- Wärmebrückeneffekte.
Analyse von Wärmebrückeneffekten in einer Wohnanlage BJ 1965
3.7.2 Schimmelpilze
Bei Schimmelpilzansiedlungen in Wohnungen ist häufig strittig, ob diese dem Nutzerverhalten geschuldet sind (hohe Luftfeuchte, mangelnde Lüftung) oder bauliche Ursachen haben. Langzeitmessungen des Raumklimas (Raumtemperatur, relative Luftfeuchte) in Verbindung mit Infrarot-Thermografie können hier zur Aufklärung der Ursachen beitragen.
Die nachstehenden Abbildungen zeigen die Raumecke und eine Balkontüre einer Mietwohnung aus dem Jahr 1960. Eine von innen zum Balkon durchlaufende Stahlbetondecke sowie Undichtigkeiten der Balkontüre führen zu regelmäßiger Taupunktunterschreitung und sind ursächlich für den intensiven Schimmelpilzbefall.
Mietwohnung mit starkem Schimmelpilzbefall, Ursache: Wärmebrückeneffekte und Undichtigkeiten an Balkontüre
Schimmelpilzsporen sind ein Bestandteil der Umwelt und in der Luft dem Grunde nach allgegenwärtig. Wenn diese mikroskopisch kleinen Sporen auf ausreichend feuchte Oberflächen treffen, siedeln sie sich dort an und es stellt sich ein Pilzwachstum ein. Algenbildungen an Außenwänden mit Außendämmung und Verputz ("Wärmedämmverbundsysteme") oder fleckige Dunkelverfärbungen an Holzoberflächen sind auf diese Ursachen zurückzuführen. Im Gebäudeinneren sind Schimmelpilze, auch wenn die überwiegende Zahl von Gattungen nur sehr gering toxisch wirkt, stets ein Hygieneproblem. Die Reinigung von Bauteiloberflächen oder abtötende Maßnahmen ("Schimmel-Ex" usw.) können die Situation vorübergehend verbessern. Jedoch werden die Ursachen hierdurch nicht beseitigt. Maßnahmen, wie gedämmte Außenwände oder mechanische Lüftungsanlagen, sind geeignete Vorbeugemaßnahmen gegen Schimmelpilze.
Ursache ermitteln
Erhöhte Feuchtekonzentrationen an Bauteiloberflächen sind die wichtigste Ursache für Schimmelpilzbildung. Anstelle regelmäßiger Bekämpfungsmaßnahmen sollten stets die Ursachen für die erhöhten Feuchtekonzentrationen ermittelt und abgestellt werden.
3.7.3 Luftdichtheit
Bei Neubauten und bei Sanierungen der Gebäudehülle dürfen Gebäude nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) und DIN 4108-7 einen höchstzulässigen Gesamtluftdichtheitswert nicht überschreiten. Dieser als n50-Wert bekannte Grenzwert ermittelt sich wie folgt:
n50 |
= Luftwechselrate bei 50 Pascal Druckdifferenz [h-1] |
V50 |
= Gebläse-Volumenstrom bei 50 Pascal Druckdifferenz [m3/h] |
VGeb |
= Gebäudenettovolumen |
Bei Gebäuden mit Fensterlüftung darf der Wert n50 höchstens 3,0 h-1 sein. Beim Betrieb von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung reduziert er sich auf höchstens 1,50 h-1. Die nachstehende Abbildung zeigt exemplarisch eine solche Messanordnung. Sie besteht aus einem verstellbaren Verschlussvorhang, einem regelbaren Gebläse sowie Messeinrichtungen für die Druckdifferenz zwischen außen und innen sowie der Luftmenge, die durch das Gebläse hindurch gefördert wird.
Messeinrichtung Blowerdoor
3.7.4 Leckageortung
Auch wenn der Gesamtluftdichtheitswert eingehalten ist, können unplanmäßige Fehlstellen in der Gebäudehülle zu Luftzug oder Tauwasserbildung führen. Bei sog. "Leckageortungen" wird im Gebäude ein konstanter Unterdruck von 50 Pascal erzeugt. In diesem Zustand können Fehlstellen von innen mit der Hand, mit Rauch, mit Nebelgeräten oder mit Luftströmungsmessgeräten ermittelt werden. Für die Beurteilung von Einzelleckagen stehen keine Regelwerke oder Grenzwerte zur Verfügung. Dies muss jeweils sachverständig erfolgen.
Mit der zerstörungsfreien Prüfmethode "Blowerdoor" können folgende Sachverhalte geprüft werden:
- Ermittlung des Gesamtluftdichtheitswerts n50,
- Ortung von Einzelleckagen,
- Aufspüren möglicher Leckagewege bei Wassereintritten,
- Aufspüren von Leckagewegen bei Tauwasser,
- Vergleiche Vorher-Nachher bei Nachbesserungen oder Sanierungen.
Leckageortung mittels Luftströmungsmessgerät