Entscheidungsstichwort (Thema)

Voraussetzungen für die Annahme eines Scheingeschäfts

 

Verfahrensgang

LG Berlin (Urteil vom 31.01.2008; Aktenzeichen 25 O 214/07)

 

Tenor

1. Auf die Berufung des Beklagten wird das am 31.1.2008 verkündete Urteil des LG Berlin - 25 O 214/07 - in der Fassung des Anerkenntnisergänzungsurteils vom 22.4.2008 unter Zurückweisung des Rechtsmittels im Übrigen teilweise wie folgt geändert:

Der Beklagte wird verurteilt, an den Kläger 6.938,08 EUR zu zahlen nebst Zinsen von fünf Prozentpunkten über dem Basiszinssatz aus

  • 25,46 EUR seit dem 4.4.2003,
  • jeweils 265,87 EUR seit dem 6.5.2003, 5.6.2003, 4.7.2003, 5.8.2003, 4.9.2003, 6.10.2003, 5.11.2003, 4.12.2003, 6.1.2004, 5.2.2004, 4.3.2004, 5.4.2004, 6.5.2004, 4.6.2004, 5.7.2004, 5.8.2004, 4.9.2004, 5.10.2004, 4.11.2004, 4.12.2004, 6.1.2005, 4.2.2005, 4.3.2005, 5.4.2005, 6.5.2005, 4.6.2005,
  • jeweils 55,83 EUR vom 6.5.2003 bis 31.12.2004, 5.6.2003 bis 31.12.2004, 4.7.2003 bis 31.12.2004, 5.8.2003 bis 31.12.2004, 4.9.2003 bis 31.12.2004, 6.10.2003 bis 31.12.2004, 5.11.2003 bis 31.12.2004, 4.12.2003 bis 31.12.2004, 6.1.2004 bis 31.12.2005, 5.2.2004 bis 31.12.2005, 4.3.2004 bis 31.12.2005, 5.4.2004 bis 31.12.2005, 6.5.2004 bis 31.12.2005, 4.6.2004 bis 31.12.2005, 5.7.2004 bis 31.12.2005, 5.8.2004 bis 31.12.2005, 4.9.2004 bis 31.12.2005, 5.10.2004 bis 31.12.2005, 4.11.2004 bis 31.12.2005, 4.12.2004 bis 31.12.2005, 6.1.2005 bis 31.12.2006, 4.2.2005 bis 31.12.2006, 4.3.2005 bis 31.12.2006, 5.4.2005 bis 31.12.2006, 6.5.2005 bis 31.12.2006, 4.6.2005 bis 31.12.2006,
  • jeweils 39,88 EUR vom 6.5.2003 bis 30.4.2005, 5.6.2003 bis 30.4.2005, 4.7.2003 bis 30.4.2005, 5.8.2003 bis 30.4.2005, 4.9.2003 bis 30.4.2005, 6.10.2003 bis 30.4.2005, 5.11.2003 bis 30.4.2005, 4.12.2003 bis 30.4.2005, 6.1.2004 bis 30.4.2005, 5.2.2004 bis 30.4.2005, 4.3.2004 bis 30.4.2005, 5.4.2004 bis 30.4.2005, 6.5.2004 bis 30.4.2006, 4.6.2004 bis 30.4.2006, 5.7.2004 bis 30.4.2006, 5.8.2004 bis 30.4.2006, 4.9.2004 bis 30.4.2006, 5.10.2004 bis 30.4.2006, 4.11.2004 bis 30.4.2006, 4.12.2004 bis 30.4.2006, 6.1.2005 bis 30.4.2006, 4.2.2005 bis 30.4.2006, 4.3.2005 bis 30.4.2006, 5.4.2005 bis 30.4.2006, 6.5.2005 bis 30.4.2007, 4.6.2005 bis 30.4.2007.

Im Übrigen wird die Klage abgewiesen.

2. Von den Kosten der ersten und zweiten Instanz haben der Kläger 25 % und der Beklagte 75 % zu tragen. Davon ausgenommen sind die Mehrkosten, die durch die Anrufung des unzuständigen AG N. angefallen sind. Diese hat der Kläger alleine zu tragen.

3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.

4. Die Revision wird nicht zugelassen.

 

Gründe

I. Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem. §§ 540 Abs. 2, 313a Abs. 1 Satz 1 ZPO abgesehen, da ein Rechtsmittel gegen die Entscheidung des Senats unzweifelhaft nicht zulässig ist. Die Revision ist nicht zugelassen worden und gem. §§ 544 ZPO, 26 Nr. 8 EGZPO ist die Nichtzulassungsbeschwerde nicht gegeben, da die Beschwer der Parteien jeweils unter 20.000 EUR liegt.

II.1. Die Berufung des Beklagten ist teilweise begründet. Zwar ist der Kläger gem. § 535 Abs. 2 BGB berechtigt, von dem Beklagten rückständigen Mietzins für den Zeitraum von April 2003 bis einschließlich Juni 2005 zu verlangen. Jedoch nicht in der geltend gemachten Höhe. Auch wegen der Zinsen war die Klage zum Teil abzuweisen. Im Einzelnen wie folgt:

a) Mit dem LG ist der zwischen den Parteien geschlossene Mietvertrag nicht gem. § 117 Abs. 1 BGB nichtig. Ein Scheingeschäft ist zu bejahen, wenn die Vertragsparteien nur den äußeren Schein des Abschlusses des Rechtsgeschäftes hervorrufen, dagegen die damit verbundenen Rechtswirkungen nicht eintreten lassen wollten (vgl. BGH, Urt. v. 20.7.2006 - IX ZR 226/03, in NJW-RR 2006, 1555 ff.). Wird bei einem Vertragsabschluss eine Person als Vertragspartner bloß vorgeschoben (sog. Strohmann), sind die Voraussetzungen eines Scheingeschäftes in der Regel nicht erfüllt, selbst wenn alle Beteiligten die Strohmanneigenschaft kennen (vgl. BGH, Beschl. v. 4.4.2007 - III ZR 197/06, in NJW-RR 2007, 1209 f.; Urt. v. 6.12.1994 - XI ZR 19/94, in NJW 1995, 727 f.). Dies stellte sich anders dar, wenn der Strohmann im Außenverhältnis nicht haften soll, sondern eine Haftung des Hintermannes gewollt ist (vgl. BGH, Urt. v. 22.10.1981 - III ZR 149/80, in NJW 1982, 569 f.). Für die Beurteilung, ob ein Scheingeschäft geschlossen wurde, kommt es in erster Linie auf die Erklärungen vor oder bei Abschluss des Vertrages an; allerdings kann auch nachträgliches Verhalten für die Ermittlung des tatsächlichen Vertragswillens der Beteiligten Bedeutung haben und darf deshalb nicht unberücksichtigt gelassen werden (vgl. BGH, Urt. v. 29.10.1996 - XI ZR 319/95, in NJW-RR 1997, 238 f.). Unter Einbeziehung und Abwägung aller bekannten Umstände im Zusammenhang mit dem streitgegenständlichen Mietvertragsabschluss kann nicht mit der nötigen Gewissheit festgestellt werden, dass der Mietvertrag zwischen den Parteien ein Scheingeschäft ist. Dies geht zu Lasten des darlegungs- und beweispflichtigen Beklagten. Er trägt die Darlegungs- u...

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