Zugegebenermaßen ist die Baubiologie ein Punkt, der wenig Beachtung findet. Meist nur dann, wenn Giftstoffe die Bewohner am Wohnen hindern. Gerade in der Sanierung ist dieses Thema aber nicht zu vernachlässigen. Die Baubiologie verfolgt das Ziel, gesunde, nachhaltige und ökologisch sinnvoll gestaltete Lebensräume zu schaffen. Dabei minimiert sie Schadstoffe in Innenräumen und setzt auf natürliche Materialien.

Um dorthin zu gelangen, begegnet man bei der Sanierung erst einmal einigen Schadstoffen, die früher verbaut wurden.

3.7.1 Giftstoffe entsorgen

3.7.1.1 Asbest

Asbest galt lange Zeit als Wundermaterial der Bauindustrie und fand aufgrund seiner herausragenden Eigenschaften, wie der hohen Feuerbeständigkeit, Strapazierfähigkeit und guten Isolierung, breite Anwendung in der Gebäudekonstruktion. Die Verwendung reichte von Asbestzementprodukten für Dächer und Fassaden über Bodenbeläge bis hin zu Dämmmaterialien für Heizanlagen und feuerfesten Spritzasbest für den Brandschutz. Doch hinter dieser Fassade nützlicher Eigenschaften verbarg sich eine schwerwiegende Gefahr für die menschliche Gesundheit. Asbestfasern, die bei Bearbeitung oder Abnutzung in die Luft gelangen, können, wenn sie eingeatmet werden, zu gravierenden Lungenkrankheiten wie Asbestose, Lungenkrebs und Mesotheliom führen. Diese Krankheiten entwickeln sich oft unbemerkt und zeigen sich häufig erst nach Jahrzehnten.

In vielen Gebäuden, vor allem jenen, die vor den 1990er Jahren gebaut wurden, ist Asbest auch heute noch zu finden, eine Tatsache, die bei Sanierungen und Abrissen besondere Vorsicht und Kenntnis erfordert (siehe hierzu auch Kap. 3.1.2.2). Eine Herausforderung bei der Erkennung von Asbest ist, dass es nicht immer sichtbar ist und seine Anwesenheit daher ohne spezifische Fachkenntnisse und Labortests schwer feststellbar ist.

Die Asbestsanierung selbst ist eine delikate Angelegenheit, die unter strengen Sicherheitsbedingungen durchgeführt werden muss. Spezialisierte Firmen setzen für diese Arbeiten hochqualifizierte Fachkräfte ein, die mit angemessener Schutzausrüstung arbeiten und strenge Verfahren zur Verhinderung der Freisetzung von Asbestfasern anwenden. Entsprechend den gesetzlichen Regelungen, wie sie in Deutschland beispielsweise durch die TRGS 519 festgelegt sind, muss Asbest als Sondermüll behandelt und fachgerecht entsorgt werden, um jegliche Gefährdung für Mensch und Umwelt auszuschließen.

Die Notwendigkeit der Asbestbeseitigung ist nicht nur ein Gesundheitsanliegen, sondern ebenso ein Umweltschutzthema. Während der Prozess der Gebäudesanierung Zeit beansprucht, bleibt die Wachsamkeit gegenüber asbestbedingten Gefahren eine kontinuierliche Aufgabe. Gebäudeeigentümer sind dabei in der Pflicht, eine genaue Bestandsaufnahme zu veranlassen und gegebenenfalls die nötigen Schritte zur Sanierung einzuleiten.

Die Wahl unbedenklicher Materialien und Baustoffe ist ein entscheidender Faktor für eine gesunde Wohnumgebung. Wenn Schadstoffbelastungen übersehen werden, kann dies über längere Zeiträume hinweg zu einem schleichenden Verlust des Wohlbefindens und ernsthaften Gesundheitsproblemen führen. Typische Symptome, die auf schadstoffbelastete Innenräume hinweisen, sind chronische Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen und eine allgemein verringerte Leistungsfähigkeit.

3.7.1.2 Flüchtige organische Verbindungen (VOCs)

Insbesondere Materialien, die flüchtige organische Verbindungen (VOCs) ausstoßen, stehen in der Kritik. Sie finden sich in Bodenbelägen, Wand- und Deckenverkleidungen, Möbeln, Lacken, Farben, Klebstoffen und Lösemitteln. VOCs können die Luftqualität in Innenräumen erheblich beeinträchtigen und zu gesundheitlichen Beschwerden führen. Diese Bauteile müssen unbedingt ausgetauscht werden.

Baubiologisch unbedenkliche Materialien

Hier kommt die Bedeutung von baubiologisch unbedenklichen Materialien bei der Renovierung und Sanierung ins Spiel: Holz, Naturfasern, sowie Putze auf Gips- oder Kalkbasis und Lehm sind klassische Beispiele für gesunde Baustoffe. Diese Materialien haben die Fähigkeit, Feuchtigkeit sowie Schadstoffe aufzunehmen und zu regulieren, vorausgesetzt, sie werden nicht mit gesundheitsschädlichen Lasuren, Farben oder Holzschutzmitteln behandelt.

  • Wände

    Für eine schadstofffreie Wandgestaltung bieten sich beispielsweise Kasein-, Leim-, Silikat- oder Lehmfarben an. Diese Farbtypen unterstützen ein gesundes Raumklima, indem sie frei von flüchtigen organischen Verbindungen sind und oft sogar über eigene positive Eigenschaften wie die Regulierung der Raumfeuchtigkeit verfügen.

  • Bodenbeläge

    Bei Bodenbelägen ist der Trend hin zu natürlichen Materialien wie Holz, Laminat aus nachhaltiger Produktion, Linoleum, Naturstein, Bambus oder Kork zu beobachten. Diese Materialien bieten neben ihrer Umweltverträglichkeit auch den Vorteil, dass sie sich nicht statisch aufladen und damit weniger Staub und Allergene anziehen.

  • Dämmung

    In Bezug auf Dämmmaterialien kann auf eine Vielzahl natürlicher Dämmstoffe zurückgegriffen werden, die neben der Schonung der Ressourcen auch gute Dämmeigenschaften besitzen. Zellulose, Flachs, Hanf, Ho...

Dieser Inhalt ist unter anderem im VerwalterPraxis Gold enthalten. Sie wollen mehr?


Meistgelesene beiträge