Entscheidungsstichwort (Thema)

Erstattungsfähigkeit der Privatgutachterkosten eines Kfz Haftpflichtversicherers bei manipuliertem Unfall

 

Leitsatz (amtlich)

Besteht ein zureichender Anfangsverdacht für einen manipulierten Unfall, können auch vorprozessuale Privatgutachterkosten des Kfz. - Haftpflichtversicherers erstattungsfähig sein, wenn eine gerichtliche Auseinandersetzung absehbar ist.

 

Normenkette

ZPO §§ 91, 286; StGB § 263

 

Verfahrensgang

LG Koblenz (Beschluss vom 26.10.2010; Aktenzeichen 5 O 553/07)

 

Tenor

1. Die sofortige Beschwerde der Klägerin vom 4.11.2011 gegen den Kostenfestsetzungsbeschluss des LG Koblenz vom 26.10.2010 (5 O 553/07) betreffend die Kosten für das erstinstanzliche Verfahren wird zurückgewiesen.

2. Die Kosten des Beschwerdeverfahrens trägt die Klägerin.

3. Der Wert des Beschwerdeverfahrens wird auf 2.265,76 EUR festgesetzt.

 

Gründe

Das fristgemäß eingelegte Rechtsmittel ist in der Sache ohne Erfolg. Der Rechtspfleger hat die von der beklagten Kfz. - Haftpflichtversicherung geltend gemachten Privatgutachterkosten zu Recht in die Kostenausgleichung einbezogen.

Die Kosten eines von einer Partei eingeholten Privatgutachtens sind als Prozesskosten erstattungsfähig, wenn das Gutachten prozessbezogen erstellt wurde und überdies zu einer zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung erforderlich war. Die Kosten sind dann auch im Kostenfestsetzungsverfahren zu berücksichtigen.

Diese Voraussetzungen sind erfüllt. Die Beklagte zu 2) hatte als Haftpflichtversicherer Bedenken gegenüber der Unfallschilderung der Klägerin und der Höhe des von ihr geltend gemachten Schadens. Dass diese Bedenken nicht von der Hand zu weisen waren, belegen das Urteil des LG ebenso wie der Hinweisbeschluss des 12. Zivilsenates des OLG Koblenz vom 13.8.2010. Die Bedenken bestanden auch schon bevor das Gutachten vorlag, wie sich aus dem Leistungsablehnungsschreiben der Beklagten zu 2) vom 9.5.2007 ergibt, in dem ausgeführt wird, dass der Schlussbericht des Gutachters "noch nicht vorliegt", jedoch davon ausgegangen werde, dass kein unfreiwilliges Ereignis vorliege.

Die Klägerin selbst räumt im Schriftsatz vom 20.9.2010 gegenüber dem vom OLG nach § 522 Abs. 2 S. 2 ZPO erteilten Hinweis ein, dass die Klageerwiderung und das Urteil im Wesentlichen auf den Ausführungen des Sachverständigen S. beruhen. Der Sachverständige wurde in der mündlichen Verhandlung und Beweisaufnahme vor dem LG am 10.7.2009 vernommen und hat über seine ausführlichen Recherchen im Hinblick auf die Auffälligkeiten des Unfallgeschehens und des Schadens sowie von seiner Ortsbesichtigung berichtet. Die Prozessbezogenheit seiner Tätigkeit kann deshalb kaum in Abrede gestellt werden. Kam ein Versicherungsbetrug in Betracht, durfte sich die Beklagte zu 2) grundsätzlich sachverständiger Hilfe bedienen, um im Rechtsstreit vorzutragen, und brauchte sich nicht darauf verweisen zu lassen, eine gerichtliche Beweiserhebung abzuwarten (BGH NJW 2006, 2415; OLG Koblenz v. 13.2.2008 - 14 W 81/08). Dass ein Rechtsstreit droht, wenn die begehrte Versicherungsleistung mit einer solchen Begründung verweigert wird, liegt auf der Hand (BGH v. 14.10.2008 - VI ZB 16/08, VersR 2009, 280, Rz. 12, m.w.N., zitiert nach juris; BGH v. 18.11.2008 - VI ZB 24/08, VersR 2009, 563; OLG Koblenz v. 17.7.2006 - 14 W 418/06, JurBüro 2006, 543; OLG Koblenz v. 9.12.2003 - 14 W 823/03, NJW-RR 2004, 286) und wird durch den vorliegenden Rechtsstreit erneut bestätigt.

Einwände gegen die Höhe der Gutachterkosten greifen aus den in der Nichtabhilfeentscheidung genannten Gründen, auf die zur Vermeidung von Wiederholungen Bezug genommen wird, nicht durch.

Die Kostenentscheidung folgt Nr. 1812 KV GKG, § 97 ZPO.

 

Fundstellen

Haufe-Index 3550780

JurBüro 2012, 257

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