Energiewende bedeutet daher in jedem Fall auch Wärmewende – und die ist überfällig. Die Dekarbonisierung im Wärmebereich ist Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende als Ganzes. Darum ist es wichtig, sich bei der Energiewende neben dem Stromsektor im gleichen Ausmaß auch auf eine Wärmewende zu konzentrieren.
Gebäude haben einen wesentlichen Anteil am Gesamtenergiebedarf und an den Treibhausgasemissionen in Deutschland. Den Energiebedarf von Gebäuden zu verringern, ist darum seit jeher ein Schwerpunkt deutscher Klimaschutzpolitik.
Der Betrieb der Gebäude verursacht in Deutschland etwa 35 % des Endenergieverbrauchs und etwa 30 % der CO2-Emissionen. Der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung gibt auch für den Gebäudesektor ein Klimaschutzziel vor: Dieser Sektor soll im Jahr 2030 nur noch 70 bis 72 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen.
Gebäudebestand in Deutschland
In Deutschland gab es Ende 2021 rund 19,4 Millionen Wohngebäude, von denen zwei Drittel vor November 1977 gebaut wurden. Davon entfallen
- 12,9 Millionen Gebäude auf Einfamilienhäuser (EFH),
- 3,2 Millionen auf Zweifamilienhäuser (ZFH) und
- 3,3 Millionen auf Mehrfamilienhäuser (MFH).
Neben den rund 19,4 Millionen Wohngebäuden gibt es ca. 2 Millionen Nichtwohngebäude (NWG), die GEG-relevant (Gebäudeenergiegesetz) sind. Insgesamt beläuft sich der Gebäudebestand in Deutschland somit auf 21 Millionen Gebäude.
Die Zahl der Wohneinheiten in Wohngebäuden ist von ca. 34,7 Millionen im Jahr 1994 auf rund 42 Millionen (41,66) Wohneinheiten Ende 2021 gestiegen. Zuzüglich der 1,4 Millionen Wohneinheiten in Nichtwohngebäuden war ein Bestand von insgesamt 43,1 Millionen Wohneinheiten in Deutschland zu verzeichnen.
dena-Gebäudereport 2023
Einen faktenreichen und aktuellen Überblick über den Gebäudebestand und die Wärmeversorgung bietet der dena-Gebäudereport 2023. Er bildet die Bestandszahlen von Wohn- und Nichtwohngebäuden ab und stellt Neubauzahlen dem Abriss von Gebäuden gegenüber. Er informiert über den gesamten Energieverbrauch Deutschlands und schaut aus Sicht des Primär- und Endenergieverbrauchs auf die Entwicklung und Zusammensetzung des Verbrauchs von Wärme und Strom.
1977 trat die erste Wärmeschutzverordnung in Kraft. Inzwischen wurden zwar rund 30 % des Wohnhausbestands energetisch saniert, gleichwohl bestehen hier noch erhebliche Potenziale, Energie zu sparen. Seit 2015 müssen Zentralheizungen, Warmwasserbereiter und Warmwasserspeicher Ökodesign-Anforderungen einhalten und tragen eine Kennzeichnung, die ihre Energieeffizienz angibt. Auch durch einen Wechsel der Heizungsanlage kann der Energieverbrauch deutlich gesenkt werden – zum Beispiel mit einem energieeffizienteren Heizkessel oder dem Umstieg auf eine Heizung, die erneuerbare Energien nutzt.
2021: 80 % fossile Energieträger (Öl, Gas, Kohle)
Doch von den knapp 24 Millionen Wärmeerzeugern in Gebäuden verwendeten 2021 laut dena-Gebäudereport 2023 rund 80 % fossile Energieträger (Öl, Gas, Kohle). Während die Anzahl an Öl- und Gas-Heizwertgeräten und kohlebetriebenen Anlagen dabei eher rückläufig war, stieg die Zahl an Gas-Brennwertgeräten weiterhin an.
Der Anteil gasbeheizter Wohneinheiten (inklusive Biogas und Flüssiggas) hat sich seit 1995 von ca. 37 % auf fast 50 % in 2021 erhöht. Seit 2018 liegt der Anteil der Wohnungen, die primär mit Gas beheizt werden, konstant bei 49,5 %. Der abnehmende Anteil an Ölheizungen (2,5 %) wird zum einen durch Gasheizungen kompensiert, zum anderen durch den steigenden Anteil von Fernwärme (14 %) und Wärmepumpen (3%). Die übrigen 6 % entfallen auf Feuerungsanlagen für feste Brennstoffe, wie Holz, Holzpellets, sonstige Biomasse und Kohle. Bei den neu installierten Heizungen betrug der Anteil von Gasheizungen im Jahr 2021 sogar 70 % (siehe Abb. 5).
Abb. 5 Beheizungsstruktur des Wohnbestandes in Deutschland 2022; Quelle: bdew, Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V., Berlin
Wärmepumpen
Der Anteil an Wärmeerzeugern, die auf erneuerbaren Energien basieren (Solarthermie, Wärmepumpen, Biomasse), lag 2021 bei 18,6 %. Insbesondere seit 2007 nimmt auch der Bestand an Wärmepumpen stetig zu. Im Jahr 2021 lag der Anteil bei 2,8 %. Damit gab es erstmals über 1 Million Wärmepumpen. Davon sind 650.000 Anlagen als Luft/Wasser-Wärmepumpen, 360.000 Anlagen als Sole/Wasser-Wärmepumpen und knapp 60.000 Anlagen als Wasser/Wasser-Wärmepumpen ausgeführt (siehe Abb. 6).
Abb. 6 Absatzentwicklung Wärmepumpen in Deutschland, Quelle: bwp Bundverband Wärmepumpe e.V., Berlin
Insgesamt aber verändert sich die Heizungsstruktur im Wohnungsbestand trotz der politisch angestrebten Klimaneutralität und der relativ hohen Anteile erneuerbarer Energien im Neubau mit etwa 0,2 bis 0,3 % jährlich nur sehr langsam. Trotz umfassender Förderung, insbesondere durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), werden gegenwärtig immer noch bei rund einem Drittel der neuen Gebäude und bei drei Viertel der bestehenden Gebäude fossil betriebene Heizsysteme (insbesondere Erdgas-Kessel) eingebaut. Zugleich waren ...