Beschäftigte im öffentlichen Dienst wollen Digitalisierung vorantreiben
In einem Jahr, das geprägt war von Diskussionen um ChatGPT und Künstlicher Intelligenz, zeigt sich nach dem „Barometer Digitale Verwaltung“ auch im öffentlichen Sektor ein wachsendes Verlangen nach umfassender Modernisierung. Die Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung signalisieren deutlich, dass sie bereit sind den digitalen Wandel voranzutreiben. Diese Erwartungshaltung wird zu einem entscheidenden Attraktivitätsfaktor für Verwaltungen und unterstreicht einen Paradigmenwechsel. Der Digitalisierungsdruck kommt nicht mehr nur von außen – er kommt zunehmend von innen. Wie attraktiv die Beschäftigten den Öffentlichen Dienst dabei als Arbeitgeber einschätzen, welche Erwartungshaltung sie gegenüber der Verwaltungsdigitalisierung hegen und inwiefern sie sich im Bereich IT-Sicherheit auskennen, zeigt die neue Studie „Barometer Digitale Verwaltung“ der Beratungsagentur Next:Public.
In einer von Unsicherheiten geprägten Zeit wird deutlich, dass die grundsätzliche Bindung der Beschäftigten zum Öffentlichen Dienst hoch ist, die Strahlkraft des Öffentlichen Dienstes aber auf der Strecke bleibt. So würden nur 15 Prozent der Befragten ihren aktuellen Arbeitgeber weiterempfehlen. Das hat die aktuelle Umfrage zum Barometer Digitale Verwaltung mit 3.900 Teilnehmenden aus dem Öffentlichen Dienst in Bund, Ländern und Kommunen ergeben.
Potenziale der Beschäftigten bleiben ungenutzt
Mit der fortschreitenden Digitalisierung verändert sich der Arbeitsalltag der Verwaltungen. Die Behörden sind dabei in besonderem Maße auf qualifiziertes Personal angewiesen, das sie bei dieser Aufgabe unterstützt. Die Beschäftigten selbst sind jedoch nur bedingt mit den vorhandenen Rahmenbedingungen zufrieden. Zwar geben rund zwei Drittel der Befragten an, dass sie mit ihrer aktuellen Tätigkeit und Position in der Verwaltung zufrieden sind, aber nur 38 Prozent empfinden ihr Arbeitsumfeld als inspirierend und nur ein Viertel der Befragten ist der Überzeugung, dass sie beim derzeitigen Arbeitgeber ihr volles Potenzial abrufen können. Individuelle Entwicklungsmöglichkeiten werden dabei noch zu selten angeboten.
Lust auf Digitalisierung und neue Technologien auf Seiten der Beschäftigten
Der Großteil der befragten Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung gibt an, dass die eigene Behörde die Chancen der Digitalisierung nicht nutzt. Gleichwohl herrscht auf Seiten der Beschäftigten eine starke Offenheit gegenüber neuen Technologien und Anwendungen. Nach Angaben der Beschäftigten könnten 38% ihrer Aufgaben automatisiert bearbeitet werden, damit sie sich wichtigeren Aufgaben widmen können. Ein Plus von neun Prozentpunkten gegenüber 2021. Die Studie zeigt auch, dass das Thema Künstliche Intelligenz auf Seiten der Befragten auf eine hohe Offenheit trifft, im Arbeitsalltag aber nur in den wenigsten Fällen eine Rolle spielt. Sorgen bereitet die Digitalisierung den Befragten nur selten. Vielmehr wünschen Sie sich, von ihrer Behörde bei der Digitalisierung mehr mitgenommen zu werden.
Bedeutung der IT-Sicherheit nimmt zu
Mit einer zunehmenden Digitalisierung gewinnt das Thema IT-Sicherheit für den öffentlichen Sektor immer mehr an Bedeutung. Dabei offenbaren sich auf Seiten der Verwaltungen kritische Engpässe: Nur 22 Prozent der befragten IT-Sicherheitsbeauftragten erklären, dass ihre Verwaltungen personell gut aufgestellt sind. Jeder zweite klagt über offene Vakanzen. Der Personalengpass führt in Folge dazu, dass das eingestellte Personal nur selten über eine adäquate Ausbildung verfügt, sondern lediglich durch Schulungen befähigt wird. Bemerkenswert ist dabei, dass die IT-Sicherheitsbeauftragten im seltensten Fall über mangelnde finanzielle Ressourcen klagen.
Doch auch organisatorisch zeigt sich, dass das Thema IT-Sicherheit noch nicht den erforderlichen Stellenwert besitzt. Schulungen werden nicht konsequent verpflichtend, sondern teilweise nur freiwillig oder auch gar nicht angeboten, während die Berichterstattung an die Leitungsebene im besten Fall halbjährlich stattfindet.
Die Studie zeigt: Um das volle Potenzial der Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung zu entfalten, ist eine individuellere Förderung ihrer Fähigkeiten unerlässlich. Gleichzeitig gilt es, die Digitalisierung in den Verwaltungen deutlich zu beschleunigen. Nicht nur um Effizienzgewinne zu realisieren, sondern auch um im Wettbewerb um Personal als attraktiver und moderner Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Dabei darf das Thema IT-Sicherheit jedoch nicht außer Acht gelassen werden, sondern muss stärker als bisher in den Fokus gerückt werden.
Das „Barometer Digitale Verwaltung“ wurde am 14. Dezember 2023 veröffentlicht. Die Studie basiert auf einer Verwaltungsbefragung mit über 3.900 Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung aller Ebenen. Sie wurde als Initiative der Next:Public mit wissenschaftlicher Beratung und Begleitung der Hertie School of Governance und folgenden Partnern realisiert: secunet, Fabasoft, dbb beamtenbund und tarifunion (dbb), Materna, MACH, Next e.V.
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