München, Hamburg und Köln liegen bei der Digitalisierung vorne
Zum sechsten Mal hat der Branchenverband Bitkom 82 deutsche Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern in den Themenbereichen Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität und Gesellschaft untersucht. Im Jahr 2024 ist wie im letzten Jahr die Stadt München die „smarteste Stadt“, gefolgt von Hamburg und Köln.
Wieder große Dynamik im Ranking: Bochum, Freiburg und Lübeck rücken in die Top 10 auf
Die drei digitalsten Großstädte Deutschlands bleiben 2024 an der Spitze, ansonsten aber gibt es viel Bewegung im Digital-Ranking deutscher Großstädte. So schaffen es Bochum (Platz 4, Vorjahr: 11), Freiburg im Breisgau (Platz 6, Vorjahr: 14) und Lübeck (Platz 8, Vorjahr: 19) in diesem Jahr unter die zehn besten Städte, dagegen fallen Aachen (Platz 11, Vorjahr: 5), Osnabrück (Platz 12, Vorjahr: 7) und Karlsruhe (Platz 13, Vorjahr: 10) aus den Top 10.
Erneut rücken die Top 10 enger zusammen. Lagen zwischen Platz 4 und 10 im Vorjahr noch 3,5 Punkte, sind es jetzt nur noch 2,5 Punkte. Und die Städte werden insgesamt digitaler: Im Jahr 2023 haben noch 76,6 Punkte für eine Top-10-Platzierung gereicht, nun sind 79,8 Punkte notwendig.
Top 10 des Smart City Index 2024
- München
- Hamburg
- Köln
- Bochum
- Dresden
- Freiburg im Breisgau
- Stuttgart
- Lübeck
- Nürnberg
- Ulm
Köln ist Spitzenreiter im Bereich digitale Verwaltung
In der Kategorie Digitale Verwaltung ist Köln die erfolgreichste deutsche Großstadt. So sind 83 Prozent der abgefragten OZG-Leistungen bereits umgesetzt (Der Durchschnitt aller Städte liegt bei 56 Prozent).
Aus Sicht des Smart City Index punktet Köln auch mit einer modernen Website mit voll umfänglichen Serviceportal für digitale Bürgerservices und Online-Termine inklusive vielfältiger ePayment-Lösungen. Es gibt außerdem digitale Mängelmelder und künftig einen KI-Chatbot für Bürgeranfragen.
Auch innerhalb der Verwaltung wird in Köln stark digital gearbeitet, z. B. mit behördenübergreifendem Einsatz von elektronischen Akten.
Digitalisierung der deutschen Großstädte hat zugenommen
„Deutschlands Städte werden smarter. Auch wenn es an den drei Spitzenplätzen beim Smart City Index in diesem Jahr keine Veränderung in der Rangfolge gibt, sehen wir eine große Dynamik innerhalb des Rankings. Auffallend ist, dass nicht mehr nur die Siegerstädte die Spitzenwerte in den Einzelkategorien erreichen, sondern Städte wie Düsseldorf, Ingolstadt oder Berlin trotz schwächerem Abschneiden im Gesamtranking in einzelnen Bereichen echte Digitalisierungs-Vorreiter sind“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. „Wir sehen teilweise große Sprünge nach vorn bei einzelnen Städten. Das zeigt: Jede Stadt kann eine echte Smart City werden. Ein gutes Zeichen ist auch, dass sich unter den Bestplatzierten nicht nur die ganz großen Metropolen finden.“
Smart City Index macht die Hidden Champions sichtbar
Etliche Städte haben in einzelnen Bereichen Stärken, auch wenn es im Gesamtranking nicht für eine Top-Platzierung reicht. Auch diese Hidden Champions macht der Smart City Index sichtbar. Erstmals gibt es in diesem Jahr in allen fünf Kategorien unterschiedliche Siegerstädte, die zudem mehrheitlich nicht aus den Top 10 stammen. Düsseldorf (Gesamtrang 17) ist 2024 spitze im Bereich Gesellschaft und Bildung, nachdem es in den beiden Vorjahren noch auf den Rängen 2 und 3 lag. Ingolstadt, im Gesamtranking auf Platz 23, belegt den ersten Platz in der Kategorie Energie und Umwelt – im Vorjahr kam die Stadt in dieser Kategorie nicht einmal unter die besten zehn. Und Berlin, im Gesamtranking lediglich auf 28, sichert sich den ersten Platz bei Mobilität. Mit 100 Punkten schafft es die Bundeshauptstadt als erste Stadt überhaupt, in einer Kategorie bei allen Indikatoren die volle Punktzahl zu erreichen. Aber auch zwei Städte aus den Top 3 sind in jeweils einer Kategorie ganz vorne: Köln (Gesamtrang 3) erreicht erstmals den Spitzenplatz in der Kategorie Digitale Verwaltung, München (Gesamtrang 1) verteidigt die Spitzenplatzierung bei IT und Kommunikation. Aber auch andere Städte schneiden in Einzelkategorien deutlich besser ab als in der Gesamtwertung. So kommt etwa Bergisch Gladbach im Gesamtranking nur auf Platz 62, aber in der Kategorie Energie und Umwelt auf Platz 10. Gelsenkirchen landet insgesamt auf Rang 46, bei IT und Kommunikation schafft es die Stadt aber auf einen beachtlichen Platz 5. Hannover, im Gesamtranking auf Platz 41, ist im Bereich Mobilität auf Platz 8. Und Herne erzielt in der Kategorie Gesellschaft und Bildung Platz 14, auch wenn es gesamt nur zu Platz 42 reicht.
Städte aus Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen schneiden besonders gut ab
Blickt man auf das Abschneiden der Großstädte aus den unterschiedlichen Bundesländern im Smart City Index, so schneiden wie in den Vorjahren im Mittel Städte in Baden-Württemberg (74,1 Punkte, 2023: 68,1 Punkte), Bayern (72,2 Punkte, 2023: 66,5 Punkte) und Sachsen (71,8 Punkte, 2023: 67,3 Punkte) deutlich besser ab als der Durchschnitt. Rheinland-Pfalz (68,1 Punkte, 2023: 62,7 Punkte) und Nordrhein-Westfalen (66,2 Punkte, 2023: 61,1 Punkte) liegen im Mittelfeld. In Hessen (64,5 Punkte, 2023: 63,7 Punkte) und Niedersachsen (64,0 Punkte, 2023: 61,4 Punkte) fallen die Ergebnisse dagegen unterdurchschnittlich aus.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich auch die Anzahl der im Ranking berücksichtigten Städte zwischen den Ländern deutlich unterscheidet – so gibt es in Nordrhein-Westfalen 30 Großstädte, in Rheinland-Pfalz nur 5. Für Bundesländer mit weniger als drei Großstädten lässt sich daher auch keine Aussage treffen.
Überdurchschnittlich schneiden zudem große Städte ab 300.000 Einwohnern sowie die vom Bund geförderten Modellprojekte Smart Cities (MPSC) ab. Aber auch Landeshauptstädte und Universitätsstädte liegen über dem Durchschnitt. „Es gibt Strukturmerkmale, die es Städten erleichtern, eine Smart City zu werden. Der Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft gehört ebenso dazu wie etwa Hochschulstandorte mit einer hohen Startup-Dichte“, so Wintergerst. „Aber auch Städte, die nicht über diese Vorteile verfügen, können mit einer klaren Strategie, klarer Verantwortung und klarer Schwerpunktsetzung smarter und digitaler werden.“
Die größten Aufsteiger sind Reutlingen und Potsdam
Viel Bewegung im Smart City Index 2024 gab es auch jenseits der Top-Platzierungen. Größter Aufsteiger im Gesamtranking ist Reutlingen (64,7 Punkte), das sich von den hinteren Rängen um 27 Plätze auf Rang 51 verbessert hat. Die Brandenburger Landeshauptstadt Potsdam (75,2 Punkte) klettert ebenfalls um mehr als 20 Plätze auf Rang 27 (plus 21 Plätze). Fast genauso stark aufgestiegen sind Würzburg (63,8 Punkte, plus 19 Plätze auf Rang 52) und Ingolstadt (76,6 Punkte, plus 19 Plätze auf Rang 23). Saarbrücken (65,6 Punkte) verbessert sich um 17 Plätze auf Rang 49. „Digitalisierung ist kein Zustand, sondern ein Prozess“, sagt Wintergerst. „Auch in kurzer Zeit lässt sich – politischer Wille und Engagement vorausgesetzt – in den Städten viel bewegen.“
Einige Städte sind im Ranking zurückgefallen
Es gibt aber auch Städte, die zurückfallen. Gegenüber dem Vorjahr haben Siegen (55,8 Punkte, Rang 68, minus 18 Plätze), Offenbach am Main (54,4 Punkte, Rang 72, minus 16 Plätze), Mannheim (73,4 Punkte, Rang 30, minus 15 Plätze) und Erlangen (56,8 Punkte, Rang 66, minus 15 Plätze) am stärksten verloren. Auf Platz 80 liegt Remscheid (41,6 Punkte), auf Platz 81 folgt Hanau (41,1 Punkte) – das in diesem Jahr den Status als Großstadt erlangt hat und erstmals in das Ranking aufgenommen wurde. Auf Platz 82 findet sich Salzgitter (40,3 Punkte). Salzgitter löst damit das Vorjahres-Schlusslicht Bremerhaven (52,8 Punkte) ab, das sich um vier Plätze auf Rang 77 verbessern konnte.
Hanau ist neu im Smart City Index
Für den Smart City Index wurden insgesamt 13.284 Datenpunkte erfasst, überprüft und qualifiziert, das sind noch einmal 567 mehr als im Vorjahr. Analysiert und bewertet wurden alle Städte mit einer Bevölkerung größer 100.000. In diesem Jahr sind das 82, eine mehr als noch im Vorjahr, da Hanau den Status einer Großstadt erreicht hat.
Untersucht wurden die fünf Themenbereiche Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft und Bildung. Die fünf Bereiche fächern sich in 37 Indikatoren auf, die wiederum aus insgesamt 162 Parametern (5 mehr als noch 2023) bestehen – von Online-Bürger-Services über Sharing-Angebote im städtischen Verkehr und Umweltsensorik bis zur Breitbandverfügbarkeit und Digital-Fortbildungen für Lehrkräfte und Verwaltungsangestellte.
Bei der Datenerhebung wurden die Kommunen aktiv einbezogen. Die Städte konnten Daten zur Digitalisierung liefern, jeweils mit Quellen belegt. Davon machten in diesem Jahr alle Städte bis auf Magdeburg Gebrauch. Die Rücklaufquote liegt damit bei 99 Prozent und noch einmal über dem bisherigen Bestwert von 94 Prozent aus dem Vorjahr. Die Daten wurden anschließend von einem Team aus Expertinnen und Experten der Bitkom Research validiert.
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