Zusammenfassung
Es gibt kein allgemeingültiges Vergütungssystem, das für alle Unternehmen oder Branchen gleichermaßen geeignet ist. Die Umsetzung agiler Vergütungsformen hängt von den Tätigkeiten im Unternehmen, dem Arbeitsumfeld, der Unternehmenskultur und den branchenspezifischen Bedingungen ab. Bei der Gestaltung eines agilen Vergütungssystems müssen die Anforderungen und Rahmenbedingungen eines Unternehmens im Vorfeld abgestimmt werden und empfehlenswert ist eine Umsetzung, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdern des Unternehmens erfolgen sollte. Ein agiles Vergütungssystem ist keine einmalige "Lösung", sondern ein Gestaltungsprozess, der immer wieder entsprechend der jeweiligen Situation und Rahmenbedingungen optimiert werden sollte.
1 Agile Vergütung ist kreative Ausgestaltung
Vergütung neu zu denken, bedeutet menschliche Bedürfnisse der Arbeitnehmer mit den unternehmerischen Zielen und Notwendigkeiten eines Unternehmens je nach Situation und je nach Geschäftsmodell für beide Seiten gewinnbringend zu verknüpfen. Das bietet beiden Seiten viele Chancen und dieser Ansatz bedeutet gleichzeitig aber auch, dass es kein"one-fits-all" im Sinne eines allgemeingültigen Vergütungssystem gibt, das für alle Unternehmen oder sogar für alle Branchen gleichermaßen passt. Auch wenn die Sehnsüchte nach Selbstbestimmung, Flexibilität auf der einen Seite und Verbindlichkeit und Planbarkeit auf der anderen Seite bei vielen Arbeitnehmern unabhängig von ihren konkreten Tätigkeiten vorhanden sind, so ist beispielsweise ein hybrides Arbeitsmodell mit mobilen ortsunabhängigen Arbeitsorten und einer hohen selbstbestimmten Zeitflexibilität bei Bürotätigkeiten leichter umsetzbar, als bei Tätigkeiten in der Fertigung. Ein solches Modell wird in einem Produktionsbetrieb, in der Gastronomie oder im Pflegebetrieb nicht möglich sein. Hier wird es andere spezifische Lösungen geben müssen, die ggf. aber auf die gleichen Bedürfnisse einzahlen.
Agile Vergütungsformen sind daher unternehmensspezifisch, sie sind abhängig von den im Unternehmen ausgeübten
- Tätigkeiten,
- dem Arbeitsumfeld und
- durch die Gesetzmäßigkeiten der jeweiligen Branche geprägt.
So ist ein agiles Vergütungssystem kein Bauchladen, aus dem sich alle bedienen können, sondern es zeichnet sich durch eine hohe Passgenauigkeit für eben die jeweilige Branche bzw. das jeweilige Geschäftsmodell des Unternehmens und die dort anfallenden konkreten Tätigkeiten aus. Das bedeutet stets eine ausgeprägte, unternehmensspezifische und kreative Ausgestaltung und ist immer abhängig von den jeweiligen Rahmenbedingungen der zu verrichtenden Tätigkeiten.
Bevor also über das für das jeweilige Unternehmen richtige "Währungs-Modell" im Detail nachgedacht wird, sollten die Voraussetzungen geklärt sein, also welche nicht-monetären Vergütungsbestandteile sich für das Unternehmen grundsätzlich eignen, welche auch branchenüblich sind und wo der jeweilige Nutzen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber liegen kann.
Nachfolgende Tabelle ist ein Beispiel für eine Entscheidungsmatrix, die um branchenspezifische Elemente erweitert werden kann.
2 Rahmenbedingungen bei der Konzeptionierung
2.1 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Bei der Aus- und Neugestaltung von agilen, neuen Vergütungselementen und Strukturen sind stets die gesetzlichen Mindestbedingungen zu beachten. Diese sind unveränderbar und im Einzelfall je nach angedachtem "Währungsbestandteil" immer vorab zu prüfen.
Wesentliche zu beachtende gesetzlichen Bestimmungen sind im Arbeitsverhältnis z. B.:
2.2 Finanzielle Rahmenbedingungen
Neben den rechtlichen Faktoren sollten auch die finanziellen Rahmenbedingungen im Vorfeld ermittelt werden. Hier wird es in jedem Unternehmen unterschiedliche Vorgaben oder Möglichkeiten geben. Die wesentlichen zu erwirtschafteten Kennzahlen wie z. B. Produktivität, Absatz, Auslastung, etc. sollten für das jeweilige Unternehmen bekannt sein oder zumindest in diesem Zusammenhang geklärt werden.
Zeitsouveränität
Betrieb A bietet einen 24-Stunden-Service an 7 Tagen die Woche für Kunden an. Dieser Service ist für den Betrieb mit seinen jeweiligen Auftraggebern in Rahmenverträgen für mehrere Jahre vereinbart. Für diese Leistung hat der Betrieb eine entsprechende Anzahl von Mitarbeitern vorzuhalten, um diese Erreichbarkeit sicherzustellen. Wenn Betrieb A sich nun entscheidet, Modelle wie z. B. eine "4-Tage-Woche" oder "Zeit statt Geld" einzuführen, dann werden sich diese Modelle direkt auf die Produktivitätskosten auswirken. Denn mit weniger Personal wird der 24/7 Service nicht mehr in der gleichen Art und Weise aufrecht erhalten werden können. Es bedarf dann mehr Mitarbeiter, die die gleiche Dienstleistung in dem gleichen Umfang abbilden.
Damit steigen die Personalkosten für den Betrieb A, die sich direkt auf die Produktivitätskosten auswirken. Sofern Betrieb A als finanzielle Rahmenbedingung festlegt, seine Produktivitätskosten nicht erhöhen zu wollen, können diese Modelle im Rahmen eines agilen Vergütungssystems nicht zur Anwendung kommen .
Möchte Betrieb A seinen Mitarbeitern trotzdem ...