Viele psychische Belastungen am Arbeitsplatz lassen sich nicht komplett abbauen oder verhindern. Um die gesundheitliche Belastung trotzdem so gering wie möglich zu halten, können positive Faktoren gestärkt werden. Eine der wichtigsten Ressourcen ist der Handlungs- und Entscheidungsspielraum für die Beschäftigten. Unvermeidbare schädliche Einflüsse auf die psychische und körperliche Gesundheit lassen sich ein Stück weit ausgleichen, wenn den Beschäftigten möglichst viel Einfluss auf die Arbeitszeit und den Dienstplan zugestanden wird.

Umgekehrt steigt die Belastung noch, wenn die ohnehin ungünstigen Arbeitszeiten strikt und unveränderlich vorgegeben werden oder z. B. Zeitdruck dadurch erzeugt wird, dass nicht beendete Aufgaben in unbezahlter Mehrarbeit erledigt werden müssen.

Sowohl jeder einzelne Beschäftigte als auch Teams können an der Gestaltung der Arbeitszeiten beteiligt werden. So ist es für viele Beschäftigte eine enorme Erleichterung und Entlastung, wenn sie sich ihre freien Tage vorab wünschen können, um z. B. regelmäßige familiäre Verpflichtungen zu übernehmen, bei Familienfeiern die Teilnahme fest zuzusagen oder einem regelmäßig ausgeübten Hobby nachzugehen.

 
Praxis-Beispiel

Beteiligung bei der Schichtverteilung

Ein Verkehrsunternehmen mit vorwiegend älteren Busfahrerinnen/Busfahrern beobachtete erhöhte Fehlzeiten und zunehmende Unzufriedenheit. Um die Arbeitsbedingungen und damit auch Gesundheit und Wohlbefinden der Belegschaft zu verbessern, wurden mit allen Beschäftigten einzeln die Wünsche an die Arbeitszeit und an die zu fahrenden Routen besprochen. Alle Wünsche wurden aufgenommen. Danach wurde versucht, möglichst alle Wünsche in der Gestaltung der Touren zu berücksichtigen.

Es zeigte sich, dass die meisten Wünsche tatsächlich umsetzbar waren, da manche gerne Nacht- oder Frühschichten fuhren, die andere lieber vermeiden wollten. So ließen sich alle Touren und Schichten mit den Fahrerinnen/Fahrern besetzen, die sich diese tatsächlich gewünscht hatten. Ein weiterer positiver Aspekt der Aktion war, dass die Unzufriedenheit über nicht erfüllte Wünsche sehr gering war, weil die Begeisterung über die Mühe des Betriebsleiters so groß war und vieles wettmachte.

Arbeitswissenschaftliche Empfehlungen zu Einflussmöglichkeiten auf die Arbeit:

  • Nachtarbeit möglichst nur auf freiwilliger Basis.
  • Flexible und individuelle Arbeitszeiten ermöglichen.
  • Kurzfristige Änderungen der Dienstpläne durch den Arbeitgeber vermeiden.
  • Den Beschäftigten möglichst viel Einfluss auf die Arbeitszeit ermöglichen (Länge, Lage, Umfang).
  • Auch bei selbstbestimmten Arbeitszeiten auf die Einhaltung von Arbeits- und Pausenzeiten achten und zu viel Nacht- und Wochenendarbeit vermeiden.
  • Führungskräfte und Beschäftigte zum Thema gesundheitsgerechte Arbeitszeit fortbilden.

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