Von der Funktionszeit führt ein kleiner entscheidender Schritt zur Vertrauensarbeitszeit. Bei Vertrauensarbeitszeit steht wie bei der Funktionszeit die eigenverantwortliche Lage und Verteilung der Arbeitszeit im Mittelpunkt. Die Beschäftigten können entsprechend der betrieblichen Aufgaben und vereinbarten Ziele den Beginn, Ende und ihre Pausen selbstbestimmt wählen. Die jeweiligen betrieblichen Notwendigkeiten reglementieren und limitieren die zeitliche Flexibilität. Für eine erfolgreiche Umsetzung sind insbesondere die jeweiligen Ziele klar zu definieren und die Personalbesetzung ist für die jeweiligen Aufgaben sicherzustellen.
Vertrauensarbeitszeit erweitert den individuellen Zeitspielraum und kann auf den Regeln der Funktionszeit aufbauen. Der zusätzliche Zeitspielraum fördert und fordert den flexiblen Umgang mit der zur Verfügung stehenden Arbeitszeit.
Selbstorganisation im Fokus
Für die Mitarbeitenden sind daher Strategien zur Selbstorganisation und -führung besonders wichtig. Die Arbeitszeit-Dokumentation muss nachvollziehbar sein und ist von den jeweiligen Vorgesetzten zumindest stichpunktartig zu kontrollieren (vgl. § 16, Abs. 2 ArbZG).
Was bedeutet Vertrauen?
Nach dem Soziologen Niklas Luhmann ist Vertrauen ein sozialer Mechanismus, um Komplexität im Alltag besser zu beherrschen oder zu reduzieren. Grundsätzlich ist Zusammenleben ohne Vertrauen nicht denkbar. Im Arbeitsalltag werden viele Details als gegeben akzeptiert, ohne ständig zusätzliche Kontrollen durchzuführen. Dies erspart Zeit und ermöglicht fokussierte Aufgabenerledigung, setzt allerdings Vertrauen voraus. Vertrauen in Mitarbeiter, in das Team oder in die Führungskräfte. Ferner kann Vertrauen auch das Maß an Risikobereitschaft verdeutlichen. Je höher das Vertrauen, desto höher auch die Risikobereitschaft, womit wiederum die Komplexitätsreduzierung einhergeht.
Gerade in unsicheren und turbulenten Zeiten, mit viel Ambiguität und Veränderungsdynamik ist Vertrauen eine besonders wertvolle Ressource. Diese gilt es durch positive Erfahrungen zu stärken. Ein Vertrauensvorschuss in ein Projektteam erleichtert die Zusammenarbeit und schafft gute Startkonditionen auch oder insbesondere in einem komplexen Arbeitsumfeld. Wird das in ein Team oder in eine Person gegebene Vertrauen enttäuscht, so folgt meist eine stärkere aufwändige Kontrolle. Ein erfolgreiches Team sollte sich daher im Entwicklungsprozess von Anfang an um eine solide Vertrauenskultur bemühen.
Der Begriff der Vertrauensarbeitszeit basiert auf Vertrauen zwischen Beschäftigten und Vorgesetzten in die dokumentierten Arbeitszeiten und die Wertschätzung der zielorientierten Aufgabenerledigung. Das gegenseitige Vertrauen im Unternehmen und eine entsprechende Unternehmenskultur sind notwendige Voraussetzungen für eine gelingende Vertrauensarbeitszeit.
Vertrauensarbeitszeit zeichnet sich vor allem durch folgende Faktoren aus:
- Aufzeichnungspflicht und Einhaltung rechtlicher Grundlagen (§ 16 Abs. 2 ArbZG).
- Eigenverantwortliche und selbstbestimmte Verteilung der Arbeitszeit
- Partizipative Zielvereinbarung und kontinuierliches Prozess-Feedback
- Klare Regelung zur Erreichbarkeit und Nicht-Erreichbarkeit
- Absprachen mit Schutz vor Überlast
- Wertschätzende Kommunikation
Eine transparente Dokumentation der geleisteten Arbeitszeiten ist nach dem Arbeitszeitgesetz erforderlich. Die konkrete Art und Weise der Aufzeichnung von Arbeitsstunden (siehe Arbeitszeitkonto 2.3.7 ) obliegt den Arbeitgebern bzw. Führungskräften. Sie kann an die Beschäftigten delegiert werden, z. B. durch Stundeneintrag in eine Arbeitszeit-Software. Selbstverständlich gelten für die Vertrauensarbeitszeit alle Regelungen nach dem Arbeitszeitgesetz, wie beispielsweise Ruhezeiten und -pausen, Höchstarbeitszeit oder Ausgleichszeiträume.
Entsprechend der betrieblichen Belange und individuellen Interessen können Beschäftigte die Lage und Verteilung ihrer Arbeitszeit verantwortungsvoll selbst festlegen. Eine verlässliche Absprache im Team und mit Führungskräften ist hierzu vertrauensbildend und somit förderlich.
Zielvereinbarungen sind elementar, insbesondere wenn die zeitlichen Vorgaben hochflexibel sind. Je größer die Zeitspielräume, desto entscheidender werden konkrete Zielvereinbarungen, damit es eine klare transparente Handlungsorientierung für alle Beteiligten gibt. Diese sollte durch ein offenes Feedback unterstützt werden.
Ein bekanntes gesundheitliches Risiko ist die Erreichbarkeit bei Vertrauensarbeitszeit. Damit Beschäftigte nicht in einer "Dauer-Bereitschaft" tätig sind, sollten klare Regelungen der Nicht-Erreichbarkeit vereinbart werden.
In auftragsstarken Zeiten besteht die Gefahr einer Überlast durch zu lange Arbeitszeiten. Absprachen im Team und mit Führungskräften sollten die Arbeitsfähigkeit schützen und sichern. Individuell könnten Maßnahmen greifen, die bei Arbeitsspitzen die Erholung stärken, z. B. durch Delegation, zeitliche Puffer oder Aufgabenveränderung.
Eine wertschätzende Kommunikation ist in jedem Fall förderlich für e...