Für ein erfolgreiches BEM ist eine vertrauensvolle Atmosphäre sehr wichtig. Aus diesem Grund gibt es auch nicht die eine perfekte Herangehensweise. Stattdessen sollte eher darauf geachtet werden, dass die Maßnahmen zum Unternehmen und der vorherrschenden Kultur passen. In größeren Betrieben gibt es deshalb meist eine Betriebsvereinbarung, was in den KMU eher selten anzutreffen ist.
2.1 BEM – standardisierte Vorgehensweise
Das Eingliederungsmanagement ist immer noch nicht als Selbstverständlichkeit bei vielen Arbeitgebern angekommen und angenommen. Deshalb reagieren manche der Beschäftigten auch überrascht, wenn sie angeschrieben werden und ihnen ein Gespräch angeboten wird. Es empfiehlt sich deshalb, ein zum "Unternehmenston" passendes Einladungsschreiben zu verfassen, welches über die Voraussetzungen, die Ziele und die Abläufe informiert. Vor Einführung des BEM in die betrieblichen Abläufe kann es auch hilfreich sein, wenn auf einer Betriebsversammlung eine betriebsärztliche Vorstellung des Verfahrens erfolgt.
2.2 BEM – ein funktionierendes Instrument
Damit aus einem BEM ein gut funktionierendes Instrument zur Gesunderhaltung der Belegschaft wird, sollte ein betrieblicher Prozess aufgestellt werden.
Dieser beginnt mit einer Information über das Verfahren. Hierzu gehören die gesetzlichen Grundlagen, die Erfassung der Fehlzeiten, das Feststellen des Handlungsbedarfs und das Anschreiben der berechtigten Beschäftigten.
Im zweiten Schritt folgt idealerweise das persönliche Erstgespräch, wenn die Berechtigten noch im Krankenstand sind eventuell auch schriftlich. Hier wird die Zustimmung (bei Ablehnung wird dies dokumentiert und das Verfahren ist beendet) eingeholt und die Ziele, die Datenschutzbedingungen und die Beteiligten festgelegt.
Danach folgt die Umsetzung. Nach Klärung der für einen Eingliederungsprozess erforderlichen Maßnahmen wird der Start festgelegt. Bei den Maßnahmen kommen technische Änderungen am Arbeitsplatz, die Anpassung organisatorischer Abläufe und/oder auch Qualifizierungs- und Umschulungsmaßnahmen infrage.
Es werden weitere Termine festgelegt, um den Fortschritt, eine eventuell erforderliche Anpassung der Maßnahmen und schließlich den – hoffentlich erfolgreichen – Abschluss des Verfahrens zu besprechen.
Dokumentation
Alle Schritte und Maßnahmen sollten schriftlich dokumentiert werden.
Der folgende Überblick zeigt den Ablauf des Betrieblichen Eingliederungsmanagements:
Infographic
2.3 BEM – Voraussetzungen im Unternehmen
Für ein gut funktionierendes BEM wird die Überzeugung benötigt, dass ein echter Wille zur erfolgreichen Wiedereingliederung in die Fortführung des Beschäftigungsverhältnisses sowohl beim Unternehmen, als auch beim Beschäftigten besteht. Ein gutes Betriebsklima ist eine gute Voraussetzung für ein erfolgreiches BEM und ein erfolgreiches BEM ist eine gute Visitenkarte für ein erfolgreiches Unternehmen.
2.4 BEM – missbräuchliche Anwendung
Wenn zum BEM selektiv (und damit nicht §167-konform) die Beschäftigten eingeladen werden, derer man sich entledigen möchte, dann wird sich das auch so in der Belegschaft herumsprechen. Unternehmen, die den Eindruck vermitteln, dass das Verfahren das Ziel hat, sich von Mitarbeitern zu trennen, werden nie ein erfolgreiches BEM implementieren. Stattdessen entsteht großer Schaden am gegenseitigen Vertrauen.
2.5 BEM – erfolgloser Abschluss
Es kann aber auch sein, dass ein BEM trotz aller Bemühungen aufgrund zu großer gesundheitlicher Probleme nicht erfolgreich abgeschlossen wird. Für diesen Fall muss ein guter Weg für die Beendigung des Arbeitsverhältnisses gefunden werden.
2.6 BEM – Teil eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses
Erwünschte Nebenwirkung häufiger BEM-Verfahren ist die Schaffung einer zusätzlichen Sicht auf die Arbeitsplätze und die Arbeitsorganisation. Durch die mit dem BEM verbundenen Arbeitsanalysen werden gesundheitliche Risiken früher bemerkt und die Umsetzung präventiver Maßnahmen gefördert. Hier kommen nicht selten Gefährdungen zur Sprache, die auch für die Sicherheitsfachkraft brauchbare Informationen liefern. Ein weiterer Schritt hin zu einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Betriebsarzt, Sicherheitsfachkräften und Führungskräften.
2.7 BEM – Teil einer modernen Personalführung
Gemeinsam bearbeitete BEM-Verfahren verbessern häufig auch die Kommunikation der verschiedenen betrieblichen Akteure und fördern damit die Weiterentwicklung eines kommunikativen, wertschätzenden Führungsstils. Es ist außerdem ein positives Signal, wenn Mitarbeitende im Fall einer Erkrankung konstruktiv und professionell unterstützt werden und man Vertrauen in ihre Leistungsfähigkeit setzt. Dieses Signal strahlt in alle Teile des Unternehmens aus und verbessert sowohl die Vertrauenskultur wie auch die Attraktivität als Arbeitgeber (Employer Branding).