Im Zusammenhang mit Best-Practice existieren verschiedene Datenbanken, in denen Umsetzungsbeispiele von Unternehmen zu finden sind. So findet man z. B. auf der Website der "Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin" Beispiele betrieblicher Maßnahmen, welche sich auf betrieblicher Ebene bewährt haben. Neben zahlreichen Beispielen zur Umsetzung von BGM in Großunternehmen sowie zum Thema Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin findet man auch interessante Beiträge zu KMU.
7.1 Best-Practice – Fußboden Brandenburg
Auch wenn es sich bei den hier dargestellten Beispielen teilweise um ältere Modellprojekte handelt, stellen diese repräsentative Beispiele für Best Practice dar: Das Unternehmen Fußboden Brandenburg ist ein Kleinunternehmen mit insgesamt 6 Mitarbeitern und Sitz in Gummersbach (Nordrhein-Westfalen). Der im Baugewerbe tätige Betrieb verlegt Bodenbeläge aller Art. Die Arbeit bringt eine hohe körperliche Belastung mit sich: Die Bodenlegerinnen und Bodenleger arbeiten oft in ungünstiger Körperhaltung und tragen schweres Material über die Baustelle. Der Handwerksbetrieb Fußboden Brandenburg bietet seinen Beschäftigten daher zur Gesundheitsvorsorge und -stärkung ein umfassendes Programm zur Rückengesundheit an.
Eckdaten Unternehmen |
Branche: Baugewerbe Unternehmensgröße: 6 Mitarbeiter Standort: Gummersbach (NRW) |
Bedarf/Problem |
Hohe körperliche Belastung/Belastung der Gelenke und Wirbelsäule durch:
- ständiges Knien beim Verlegen des Bodenbelags
- häufiges Heben und Tragen von schwerem Material und Möbelstücken
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Analysen |
- Besichtigung der Arbeitsplätze
- Krafttestung der Bauch- und Rückenmuskulatur
- abschließende Befragung
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Maßnahmen |
Trainingsprogramm zur Verringerung der Rückenschmerzen und zur Vorbeugung chronischer Beschwerden:
- Einführungsphase
- regelmäßiges Rückentraining (1 x pro Woche je 30 Minuten) mit Diplom-Sportlehrer
- Erlernen von Kräftigungs- und Dehnungsübungen für den Arbeitsalltag und zu Hause
- Erinnerungshilfen (z. B. Aufkleber auf Werkzeugkisten) für richtiges und rückenschonendes Heben und Tragen im Alltag
- Anreiz durch Bonus-Malus-System (Möglichkeit der Freistellung für das Training, Ernennung "Last-Esel der Woche" für falsches Heben und Tragen)
Arbeitsgestaltung und Organisation:
- Anschaffung Gabelstapler für den Transport schwerer Teppichrollen
- Anschaffung Kurbelheber zum Anheben und Verrücken schwerer Möbel
- konsequenter Einsatz von Hebehilfen
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Externe Unterstützung |
- IKK Nordrhein: fachliche Einweisung und Begleitung des Trainingsprogramms, finanzieller Anreiz für Mitarbeiter (Erstattung eines Monatsbeitrags), jährliches Auffrischungstraining
- Rehazentrum: Einführungsphase, Durchführung Krafttestung
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Ergebnisse |
- deutliche Kräftigung Rumpfmuskulatur
- Entlastung Wirbelsäule durch neue Arbeitsgestaltung
- Bestätigung der Mitarbeiter bei abschließender Befragung, dass sie seltener und weniger Rückenschmerzen haben
- Ergebnis im Abschlussbericht der IKK: in den beiden Jahren des Projektes gab es keinen Fall von Arbeitsunfähigkeit – also auch keine Ausfälle durch Muskel-Skelett-Erkrankungen
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Erfolgsfaktoren |
- Geschäftsführung setzte sich selbst für die Gesundheit seiner Mitarbeiter ein
- intakte Teamstruktur
- kompetente Unterstützung durch IKK (fachliche Einweisung und Begleitung + ökonomischer Anreiz)
- Möglichkeit der Freistellung für Trainingsprogramm
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Tab. 1: Best-Practice – Programm zur Rückengesundheit bei Fußboden Brandenburg
7.2 Best-Practice – Dornseif
Das Dienstleistungsunternehmen Dornseif beschäftigt in seiner Firmenzentrale in Münster 47 Angestellte, die deutschlandweit Winterdiensteinsätze organisieren und koordinieren. Sobald sich Schnee ankündigt, ist die Einsatzleitzentrale im 3-Schichtbetrieb rund um die Uhr besetzt. Hier laufen vom Wetterbericht bis zu Anfragen von Kunden alle wichtigen Daten zusammen. Rund 1.400 Netzwerkpartner übernehmen vor Ort die Räum- und Streuaufgaben. Mit seinem Projekt "Dreamwork®" zeigt die Firma Dornseif, wie lebenslanges Lernen, betriebliche Gesundheitsförderung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Arbeitsalltag integriert werden können. Flexibilität, eine offene Kommunikation und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten zeichnen die Personalführung bei Dornseif aus.
Eckdaten Unternehmen |
Branche: wirtschaftliche Dienstleistung Unternehmensgröße: 47 Mitarbeiter Standort: Münster (NRW) |
Bedarf/Problem |
- Herausforderungen demografischer Wandel: Probleme, qualifizierte Nachwuchskräfte zu finden und langfristig im Unternehmen zu halten
- Bürotätigkeit: ständiges Sitzen, PC-Arbeit und Telefonieren
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Analysen |
- Besichtigung der Arbeitsplätze
- frühzeitiger Einbezug der Mitarbeiter in die Entwicklung und den Ausbau der unterschiedlichen Maßnahmen
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Maßnahmen |
Dreamwork®-Konzept mit den 3 Säulen Arbeits- und Gesundheitsschutz, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Diversity:
- freie Pausenregelung
- flexible Arbeitszeiten
- Zuschüsse bei der Kinderbetreuung
- "Home-Office-Koffer"
- Patenprogramm, um während der Elternzeit oder bei krankheitsbedingter längerer Abwesenheit regelmäßig Kontakt zu Beschäftigten zu halten
- großes Weiterbildungsangebot (intern wie extern)
- Beratungsang...
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