Dr. Rüdiger Gläbe, Jens Harmeier
Einführung
Für viele Organisationen ist es heute selbstverständlich, ihr Qualitätsmanagementsystem an der international gültigen Qualitätsnorm ISO 9001:2015 auszurichten und durch eine externe Konformitätsbewertungsstelle zertifizieren zu lassen. Ist dies geschehen, stellt sich die Frage, wie es im Qualitätsmanagement nun weitergehen soll. Wie also lässt sich das Qualitätsmanagementsystem weiterentwickeln, um die Organisation zu überragenden Leistungen (Excellence) zu führen, so dass deren Wettbewerbsfähigkeit und Existenz dauerhaft gesichert ist?
Parallel dazu gehen auch im Personalressort Bestrebungen hin zu einer prozessorientierten Ausrichtung und zur Optimierung der personalwirtschaftlichen Prozesse und Verfahren.
Eine Option zur Weiterentwicklung des Qualitätsmanagementsystems bietet das Qualitätsmanagementmodell der European Foundation for Quality Management (EFQM), einer europäischen Stiftung für Qualitätsmanagement in Brüssel.
1 Das EFQM Modell 2020
Beim EFQM Modell 2020 handelt es sich um ein ganzheitliches Qualitätsmodell, das als Anleitung zum Erreichen von Excellence, also von überragenden Vorgehensweisen beim Management einer Organisation und beim Erzielen ihrer Ergebnisse im Sinne des Total Quality Management (TQM) zu verstehen ist. Mit Organisationen können damit sowohl gewerbliche Unternehmen, Non-profit-Einrichtungen und andere Organisationsformen gemeint sein. Selbst staatliche Institutionen können Ihr Qualitätsmanagementsystem nach dem EFQM Modell 2020 ausrichten. Aber auch Teile von Organisationen, z. B. einzelne Bereiche, Abteilungen oder Standorte, haben die Möglichkeit, mit ihrer Ausrichtung auf das EFQM Modell 2020 einen Beitrag für die Ausrichtung der Organisation auf das TQM zu leisten, so auch das Personalressort.
1.1 Aufbau des EFQM Modells 2020
Die Struktur des EFQM Modells 2020, das auch Grundlage zur Verleihung des europäischen Qualitätspreises und des Ludwig-Erhard-Preises ist, orientiert sich von seiner Struktur her am bekannten PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) und ermöglicht eine umfassende Bewertung der Leistungsfähigkeit der Organisation oder Teilen davon. Den Kern des Modells bilden 7 Kriterien, die in drei Kategorien zugeordnet sind, die Ausrichtungs-, Realisierungs- und Ergebniskriterien. Zu den Ausrichtungskriterien, die der Zukunftsplanung der Organisation dienen, gehören das:
- Kriterium 1: Zweck, Vision, Strategie
- Kriterium 2: Organisationskultur und Organisationsführung.
Die Umsetzung der Strategie erfolgt mithilfe der folgenden Realisierungskriterien:
- Kriterium 3: Einbindung der Interessengruppen,
- Kriterium 4: Nachhaltigen Nutzen schaffen und
- Kriterium 5: Leistungsfähigkeit und Transformation vorantreiben.
Die Ergebnisse, die unter Einsatz der Ausrichtungs- und Realisierungskriterien erzielt werden, lassen sich mithilfe der Ergebnis-Kriterien messen und darlegen. Dies sind:
- Kriterium 6: Wahrnehmungen der Interessengruppen und
- Kriterium 7: Strategie- und leistungsbezogene Ergebnisse.
Im Modell besteht jedes der sieben Kriterien aus einer Reihe von Teilkriterien, die bei einer Bewertung zu berücksichtigen sind. Jedes Teilkriterium enthält wiederum mögliche Ansatzpunkte für die praktische Umsetzung. Abbildung 1 zeigt die Grundstruktur des EFQM Modells 2020.
Abb. 1: Grundstruktur des EFQM Modells 2020
Wie aus Abbildung 1 hervorgeht, sind die Kriterien des Modells (in der Mitte der Abbildung) unterschiedlich stark gewichtet. Insgesamt kann bei einer Bewertung über alle Kriterien hinweg ein Wert von 1.000 Punkten erreicht werden, also für die Ausrichtungskriterien maximal 200 Punkte, die Realisierungskriterien maximal 400 Punkte und die Ergebniskriterien ebenfalls maximal 400 Punkte. Die Teilkriterien werden jeweils gleich stark gewichtet.
1.2 Selbstbewertung nach der RADAR-Logik
Im Gegensatz zu einem normenbasierten Qualitätsmanagementsystem, z. B. nach ISO 9001:2015, erfolgt beim EFQM Modell 2020 keine Evaluierung durch eine externe Konformitätsbewertungsstelle, sondern eine Bewertung durch die Organisation selbst, also eine Selbstbewertung. Einer Selbstbewertung der Kriterien und Teilkriterien erfolgt anhand der so genannten RADAR-Logik, der folgende Überlegung zu Grunde liegt:
- Die Organisation hat zunächst die Ergebnisse zu bestimmen, die sie mit ihrer Strategie erzielen möchte.
- Dazu plant und erarbeitet sie eine integrierte Reihe von fundierten Vorgehensweisen, um die geforderten Ergebnisse zu erbringen.
- Diese Vorgehensweisen sind dann auf eine systematische Art und Weise vollständig umzusetzen.
- Im Anschluss daran werden die verwendeten Vorgehensweisen und deren Umsetzung bewertet und nach Verbesserungen gesucht.
Die Umsetzung der RADAR-Logik (Englisch: Results, Approach, Development, Assessment and Review = RADAR) erfolgt also mithilfe der Attribute "Vorgehen", "Umsetzung", "Bewertung und Verbesserung für die Ausrichtungs- und Realisierungskriterien" und "Relevanz und Nutzen, Leistung" für die Ergebniskriterien, wie auf der rechten Seite von Abbildung 1 gezeigt wird.
1.3 Bedeutung des EFQM Modells 2020 für das Personalressort
Wie berei...