Rewe Digital/REWE Group Mitarbeiter: 360.315 weltweit, Sitz: Köln
Gesprächspartner: Sudan Jackson, Manager Organisational and Cultural Development
Britta Redmann: Was sind die Kernpunkte und Vorteile agilen Arbeitens bei Rewe Digital?
Sudan Jackson: Bei uns ist es enorm wichtig, dass wir mit cross-functional Teams arbeiten – nur so können wir sicherstellen, dass alles, was benötigt wird, um Kundennutzen zu generieren, auch abgedeckt ist. Außerdem ist ein absoluter Kernpunkt unserer Arbeitsweise die offene Kultur der Zusammenarbeit, die darauf ausgerichtet ist, die guten Ideen und Skills der Menschen einzubeziehen. Vorteile dabei sind, dass wir uns auf die Sachen konzentrieren, die auf unsere Kundenziele einzahlen und interne Politik oder Silodenken nicht an erste Stelle setzen.
Britta Redmann: Was sind Ihre Erfolgsfaktoren?
Sudan Jackson: Um das zu ermöglichen, braucht es die richtige Umgebung – nicht nur die physische, sondern auch die menschliche Umgebung, die bestimmte Freiheitsgrade zulässt. Aber die Freiheit braucht ebenfalls Regeln. Wie wir miteinander umgehen in einer ›freien‹, modernen Umgebung, muss von gemeinsamen Werten, Regeln und Rechten als auch Pflichten begleitet werden. Diese legen wir zusammen fest.
Britta Redmann: Wie gelingen die Schnittstellen zu weniger agilen Einheiten der REWE Group?
Sudan Jackson: Wir sehen uns als einen Haupt-Treiber der Digitalisierung in unserem Konzern. Das bedeutet, dass wir da, wo es notwendig ist, als Berater und Impulsgeber zur Verfügung stehen. Wir arbeiten eng mit unseren Kollegen der REWE Group zusammen, teilweise als Mitglied in den entsprechenden Gremien. Ein Beispiel hierfür ist die Arbeitsgruppe agil@REWE, ein internes Netzwerk welches einen Beitrag dazu leistet, die REWE Group zukunftsfähig zu machen, in dem agiles Arbeiten, Lean und weitere New-Work Themen vorangetrieben werden.
Britta Redmann: Gibt es besondere (Lern-)Erfahrungen aus den letzten Jahren? Was würde morgen anders gemacht werden mit dem Wissen von heute?
Sudan Jackson: Diese Frage beantworte ich aus meiner persönlichen Sicht: Wir müssen die Vernunft und sogar den Mut haben, nicht immer komplett alles verändern zu wollen. Agil sein, neue Arbeitsformen zu finden, Digitalisierung – das sind alles gute Sachen, die wir konsequent machen sollten. Das bedeutet nicht, dass alle ›Alte‹ zwingend aussterben muss. Stattdessen müssen wir den gemeinsamen Raum schaffen und pflegen, in dem sich genau ›alt‹ und ›neu‹ treffen.
Britta Redmann: Welche drei wichtigen Tipps hätten Sie für andere Unternehmen, die sich agil aufstellen wollen?
Sudan Jackson: Ich glaube, die größte Herausforderung, vor der wir bei der Digitalisierung stehen, ist eine dreiteilige Geschichte:
- Zu allererst müssen wir erkennen, dass Innovation nicht dazu führt, dass wir uns den Kopf zerbrechen und unsere Ressourcen erschöpfen, um etwas ›völlig Neues und noch nie Dagewesenes‹ zu finden. Innovation entsteht aus dem Verständnis dafür, was funktioniert, was verfügbar ist, was wir nutzen und verbessern können. Es geht darum, den richtigen Weg zu finden, um diese Dinge zu verbinden und somit intelligente, nutzbare ›Neuerungen‹ zu erschaffen.
- Zweitens sage ich gerne: ›Hört auf mit Disruptionen!‹ Stattdessen: ›Warum nicht neu kreieren?‹ Aber denken Sie daran, was ich als Erstes erwähnt habe: Sie müssen nicht immer etwas Neues erfinden. Sie müssen auch nicht Dinge ›stören‹, die in gutem Zustand sind.
- Was mich letztendlich zu meinem dritten Punkt bringt: In diesem digitalen Zeitalter müssen wir auch vor allem den Mut haben, nicht alles digitalisieren zu wollen.