Dark Horse GmbH & Co. KG, Entwicklung von Produkten und Services für Kunden; Beratung zu Innovation im Sinne von kultureller Entwicklung zu New Work und digitaler Transformation, 30 Kommanditisten, Sitz: Berlin
Gesprächspartner: Jasper Grote, Gesellschafter
Britta Redmann: Warum sind Sie mit Ihrem Unternehmen agil geworden?
Jasper Grote: Wir haben alle Design Thinking studiert, was ja eine kreative agile Arbeitstechnik ist. Nach unserem Studium wollten wir auf jeden Fall gemeinsam in dieser Form weiterarbeiten. So haben wir uns zusammengeschlossen und eine für uns passende Gesellschaftsform gefunden, in der wir ausschließlich agil arbeiten können. Aus dem Grund sind wir eine GmbH & Co. KG, und wir alle sind als Kommanditisten beteiligt. Das war vor sieben Jahren.
Britta Redmann: In welchen Bereichen sind Sie agil? Haben Sie bestimmte Methoden?
Jasper Grote: Wir sind in unserer ganzen Organisation agil. Es war ja unser Wunsch, speziell mit der Methode Design Thinking arbeiten zu können. Hierfür sind agile Strukturen und Prozesse Voraussetzung bzw. durch die Methode haben wir unsere Organisation natürlich geprägt. Durch die Gründung der GmbH & Co. KG hatten wir die Möglichkeit, das so zu gestalten, wie wir es für nützlich halten. Insofern haben wir direkt entsprechende Strukturen und Prozesse agil eingerichtet.
Britta Redmann: Woran orientieren Sie und Ihre Kollegen sich?
Jasper Grote: Im herkömmlichen Sinne haben wir keine Vision oder Strategie. Im Alltag ist es natürlich schon so, dass wir entscheiden, welche Arbeitsaufträge wir annehmen und ob wir sie bewältigen können. Es ist uns ganz wichtig, dass es uns allen, also wirklich allen, gutgeht. Was das Arbeitsaufkommen und die Projekte anbelangt, so haben wir quartalsweise feste Treffen, in denen wir die Auftragslage, Projekteingang, Ressourcenplanung besprechen und priorisieren. Das tun und entscheiden wir gemeinsam. Da wir alle am Umsatz prozentual beteiligt sind, ist eine Orientierungsgröße für manche unserer Entscheidungen auch der Gewinn.
Britta Redmann: Wie beschreiben Sie Ihre Unternehmenskultur? Woran lässt sich diese Kultur festmachen?
Jasper Grote: Wir haben eine soziokratische Kultur. Das bedeutet: Alle Entscheidungen werden gemeinsam und einstimmig getroffen. Jeder hat das Recht, eine Entscheidung zu blockieren, also ein Veto einzulegen. Wenn es ein Veto gibt, dann wird hier nach einer gemeinsamen Lösung gesucht. Ist ein schnelles Übereinkommen nicht möglich, dann erhalten diejenigen, die das Veto eingelegt haben, die Aufgabe, eine Lösung zusammen zu erarbeiten. Dieser Grundsatz gilt für alle Entscheidungen bei uns. Er bezieht sich auf das Arbeitsaufkommen genauso wie auf die Geldverteilung. Möchten z. B. mehrere gleichzeitig an einem bestimmten Projekt eine bestimmte Rolle übernehmen, wird darüber erst dann endgültig entschieden, wenn es eine gemeinsame Lösung gibt, mit der sich alle wohlfühlen und die von allen akzeptiert ist.
Britta Redmann: Wodurch gelingt diese Zusammenarbeit? Gibt es noch Führungskräfte?
Jasper Grote: Vertrauen spielt bei uns eine sehr große Rolle. Wir gehen alle davon aus, dass jeder sein Bestes gibt und geben will, und darin unterstützen wir uns gegenseitig. Soweit Fehler passieren, werden diese als Erfahrungen aufgegriffen. Jeder bei uns weiß, dass er deswegen keine Konsequenzen befürchten muss, z. B., dass Fehler Auswirkungen auf seinen Job hätten oder er dadurch seine Stellung verlieren könnte. Letzteres ginge aufgrund unserer Beteiligungen ja sowieso nicht. Verantwortung heißt bei uns, sein Bestes zu geben und Fehler machen zu dürfen. Es besteht bei uns keine Angst, über Dinge, die gescheitert sind, zu sprechen. Sie gehören für uns genauso dazu, wie die erfolgreichen Verläufe. Wir geben uns alle ein Maximum an Vertrauen.
Dadurch sind wir sehr frei in unserem Arbeiten. Wir können selbst bestimmen und entscheiden. Jeder legt für sich fest, wie er arbeitet. Wir erfassen unsere Arbeitszeiten auch nicht. Da wir alle als Kommanditisten beteiligt sind und uns somit nicht in einem ›klassischen‹ Arbeitsverhältnis befinden, hängt die Ausschüttung nicht von der geleisteten Zeit ab. Hier ist vielmehr der Output, das Ergebnis, entscheidend. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Arbeitsort. Wir haben feste Termine, wie z. B. einen Jour Fixe oder Teambesprechungen, an denen wir zusammenkommen und bei denen es auch wichtig ist, dass wir uns persönlich austauschen. Das Gleiche gilt für feste Termine im Rahmen der Produktentwicklungsphase. Dann sind und müssen wir auch im Büro sein. Ansonsten kann jeder hier frei entscheiden, ob er zu Hause oder an einem anderen Ort arbeitet.
Wir befinden uns alle in einem Alter von ca. 30 bis Anfang 40. Sicherlich sind wir damit alle in einem ähnlichen Alter, trotzdem befinden wir uns alle in unterschiedlichen Lebenssituationen. Einige planen eine Familie, andere gehen für ein bis zwei Jahre ins Ausland. Hier gibt es ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Wir sind immer bemüht, die Bedürfnisse eines jeden möglichst zu ...