Prof. Dr. Dr. Julia Krampitz
Insbesondere aktiven Menschen, die nach einem anstrengenden oder stressigen Arbeitstag zum Training kommen, ist der Einstieg in die Entspannung über eine konzentrierte Körperarbeit zu empfehlen. Das Eintauchen in die körperbewusste Arbeit glückt insbesondere über einführende Atemübungen. Wichtig ist das Erkennen eines von "Stress" geprägten Lebensstils. Mögliche Anzeichen können sein:
- Empfinden oder Erfahren von dauerndem Zeitdruck,
- erkennbarer gesundheitsgefährdender Lebensstil oder gesundheitsnegative Gewohnheiten,
- Äußerungen, dass es schwerfällt zu entspannen, sich Auszeiten zu gönnen oder eine "Gegenwelt" zu schaffen,
- das Leben zunehmend sehr ernst und schwer empfinden,
- wenig oder kein Ausstrahlen von Lebensfreude oder
- das Ignorieren von Körpersignalen, wie z. B. Mattig- und Müdigkeit, Energieleere, Kopfschmerzen, zunehmende Schlafstörungen.
Aufgaben des Entspannungstrainings
Im Zusammenhang mit dem Stresskompetenz-Training hat das Training von Entspannung insbesondere folgende Aufgaben zu erfüllen:
- Beitrag zum Training des Erholungsmusters und zur Erreichung einer optimalen Belastungs-/Erholungsdynamik – Verbesserung der Belastbarkeit; Primärprävention, Gesundheitsförderung.
- Bewussterer Umgang mit den eigenen Energiereserven, indem der individuelle Einsatz, die Anstrengungsbereitschaft, das Aktivierungsniveau, die Leistungsbereitschaft aufgabenbezogen dosiert werden kann – Verbesserung der Belastbarkeit; Primärprävention, Gesundheitsförderung.
- Bessere Vorbereitung auf wiederkehrende Leistungsanforderungen bzw. Stresssituationen zur Erreichung eines optimalen Aktivierungsniveaus, z. B. im Sport, in der Prüfungsvorbereitung – Umgang mit Stresssituationen (spezifisch); Primärprävention, Gesundheitsförderung.
- Spannungsausgleich in Stresssituationen, z. B. Abschwächen des Erregungsniveaus, Beseitigung von Schlafstörungen – Bewältigen von Stresssituationen/Coping-Strategien (spezifisch); Primärprävention, Gesundheitsförderung.
- Beitrag zur Abschwächung psychosomatischer Symptome, wie z. B. bei Kopf- und Rückenschmerzen – Umgang mit Stresssituationen (spezifisch, begleitend); symptomorientierte Primärprävention, Gesundheitsförderung.
Eine der wichtigsten Bedingungen zur Stärkung und Gesunderhaltung des Organismus und gleichzeitig Grundlage der psychophysischen Leistungsfähigkeit ist das Erreichen eines optimalen Verhältnisses zwischen Belastung und Erholung. Demnach geht es also nicht nur um die Abwesenheit von Stress, sondern auch um den Erhalt und die Verbesserung unserer körperlichen und psychischen Belastbarkeit. Das Ziel, die Belastbarkeit zu erhöhen, wird unterdessen teilweise kritisch betrachtet, da man daraus ableiten könnte, dass es dabei um die bloße Forderung nach höherer Selbstausbeutung geht. Mit diesem Argument sollte man sich insbesondere im betrieblichen Kontext auseinandersetzen.
Oft muss unter Stress schnell Abhilfe geschaffen werden. Nachfolgend werden Maßnahmen vorgestellt, die kurzfristig wirken.