Prof. Dr. Daniela Eisele-Wijnbergen
Mit Blick auf den Mitarbeiter haben vorrangig die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten großen Einfluss. Beides hängt wiederum oft auch mit Lebensbedingungen zusammen, wie der familiären und Wohn-Situation sowie dem Freizeitverhalten. Außerdem spielt die Arbeitszufriedenheit (die wiederum stark mit obigen Aspekten zusammenhängt) eine wesentliche Rolle: (Sehr) zufriedene Mitarbeiter fehlen weniger häufig als (sehr) unzufriedene. Ein Unterschied ist auch bei verschiedenen Altersklassen zu sehen. Dabei geht die Häufigkeit von Erkrankungen zwar bei älteren Beschäftigtengruppen eher zurück, die Länge überkompensiert dies aber – zumindest ab ca. 50 Jahren. Die Fehlzeiten von Geschlechtern (Mutterschutz und Kind-Krank ausgenommen) unterscheiden sich nur geringfügig. Statistisch unterscheiden sich auch verschiedene Qualifikationsgruppen nur in geringem Maß.
Das Verhalten des Einzelnen ist am Arbeitsplatz schon begrenzt zu steuern, noch weniger im Privaten. Möglich ist ein Einfluss über drei Stellhebel: In der Personalauswahl sind Aspekte wie Gewissenhaftigkeit, Risikobewusstsein und insbesondere die gute Passung zum Job sorgfältig zu beachten. Ein zweiter Ansatzpunkt bieten Aufklärung und Weiterbildung. Und drittens müssen Personalmanagement- und Führungsprozesse entsprechend ausgerichtet sein. Als simples Beispiel: Wenn es in der Kantine nur fettreiche Gerichte und für die Schichtarbeitenden nachts nur einen Automaten mit fett- und zuckerreichen Produkten gibt, dann ist eine Schulung zu gesunder Ernährung wahrscheinlich wenig wirksam.
Im Einzelfall sind weitere Aspekte denkbar, die eine Rolle spielen können, wie Fahrtzeiten zum Arbeitsplatz oder Nebentätigkeiten. Statistisch liegen hierzu wenig belastbare Daten vor. Zu vielfältig und komplex sind allein die Zusammenhänge, die hier jeweils eine Rolle spielen können. Als Beispiel kann hier die Wahrnehmung von Pendelzeiten dienen. So könnte eine kinderlose Professorin einer Fernhochschule die wenigen, wenn auch langen Zugfahrten zu einzelnen, deutschlandweiten Präsenzveranstaltungen als wenig beanspruchend wahrnehmen. Dies im Vergleich zur Wahrnehmung der Belastung von (insg. vergleichbaren) Pendelzeiten im Auto einer alleinerziehenden Pflegefachkraft, die im Schichtdienst mit Rufbereitschaften tätig ist. Dies kann, in Zusammenhang mit begrenzten Betreuungszeiten für die Kinder und unvorhersehbaren Einsatzzeiten und damit auch schwankenden Pendelzeiten, bspw. wegen Staus, schnell zu Stress führen.
Belastbare generelle Daten gibt es dagegen auf Organisationsebene.
- Besonders kommt es auf die Branche und damit die jeweilige Tätigkeit bzw. Arbeitsbedingungen an, wie oben bereits beschrieben.
- Zudem kommt der Betriebsgröße eine Rolle zu: In kleinen Betrieben sind die Raten etwas geringer.
- Auch mit Blick auf die Trägerschaft sind die Differenzen gering: Im öffentlichen etwas höher als im privaten Bereich.
Daraus können allerdings nur mittelbar Schlüsse gezogen werden, bspw. dass ein enger Teamzusammenhalt eher positiv wirkt und sich eine leistungsorientierte Unternehmenskultur bemerkbar macht.
Direkt zu ändern sind diese Aspekte nicht, genauso wenig wie umweltbezogene Aspekte, z. B. klimatische Bedingungen, aber auch gesellschaftlicher Umgang mit diesem Thema sowie gesetzliche Regelungen. Hier kann allenfalls wieder mittelbar gegengesteuert werden, z. B. durch Kommunikation und Schulung. Dies können teilweise auch ganze simple Dinge sein, wie Hinweise zum korrekten Händewaschen an allen entsprechenden Örtlichkeiten mit einer entsprechenden Ausstattung, wie genügend Seife und saubere Handtücher.