Zusammenfassung
Führungskräfte in Teilzeit sind Beschäftigte, die Stellen mit Dispositions- bzw. Entscheidungsbefugnis über Personen und/oder Sachmittel besetzen und deren Arbeitszeit unterhalb der betrieblichen Regelarbeitszeit liegt. In der betrieblichen Praxis findet man Führungskräfte in Teilzeit auf verschiedenen Ebenen wie z. B. Abteilungsleiter- oder Gruppenleiterebene bis hin zu Produktionsleiter und Meister, aber immer noch selten auf Geschäftsführer oder Vorstandsebene.
Führungskräfte äußern immer öfter den Wunsch nach Verkürzung ihrer Arbeitszeit in bestimmten Lebensphasen. Ein Unternehmen wird diesem Wunsch nur nachkommen, wenn dies positive Auswirkungen auf die Finanzlage hat, z. B. weil so gut ausgebildete Führungskräfte trotz z. B. Familien- oder Pflegephase beim Unternehmen verbleiben. Auch im Hinblick auf die Frauenquote sind Führungspositionen in Teilzeit in Zukunft unverzichtbar.
1 Kritische Stimmen zu Führen in Teilzeit
Aus Sicht der Geschäftsführung
- "Karriere bedeutet volle Verantwortungsübernahme, ganzes Engagement – und nicht nur die Hälfte".
- "Als Geschäftsführer brauche ich meine Führungskräfte, da kann ich mich nicht nach deren Privatleben richten".
Aus Sicht der Führungskräfte selbst
- "Es wird erwartet, dass man mit 100 % oder noch viel mehr arbeitet".
- "Mein Image und meine Karriere leiden: Ein teilzeitarbeitender Mann ist kein ganzer Mann."
- "Das A und O ist die Selbstorganisation, ich hab das im Griff, aber wenn ich deswegen früher gehe, werde ich schief angesehen."
- "Ab 18 Uhr wird Karriere gemacht!"
- "Man meint immer, die Positionen sind nicht teilbar, weil man sich selbst für so wichtig hält, aber das stimmt nicht."
2 Bedürfnislage der Führungskräfte
Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen hängt der betriebliche Erfolg von den zum Teil langjährig im Unternehmen tätigen Führungskräften ab. Eine "lebensphasenorientierte Personalpolitik" mit interessengerechten Arbeitszeitmodellen erhöht die Motivation und die Identifikation mit dem Unternehmen und hilft, "Burn-Out"-Syndrome zu vermeiden. Erfahrungsgemäß gibt es kein "Standard-Modell"; insbesondere für Führungskräfte müssen betriebsspezifische und individuelle Lösungen gefunden werden, die oftmals Einzellösungen im Unternehmen bleiben.
Abb. 1: Patchwork-Biografie
Generell sind alle Modelle gefragt, die eine hohe zeitliche Flexibilität und örtliche Mobilität ermöglichen, z. B. in Form eines flexiblen Zeitkontos. In der Praxis ist die 4-Tage-Woche häufig anzutreffen, oftmals verbunden mit dem Wunsch nach einer Kombination mit Homeoffice bei Bedarf.
Abb. 2: Wollen Führungskräfte ihre Arbeitszeit verändern?
3 Gründe für Führen in Teilzeit
Teilzeitarbeit ist in Führungspositionen noch immer wenig verbreitet. Dennoch gewinnt dieses Thema aus mehreren Gründen an Bedeutung:
- Individuelle Wünsche
Wünsche nach Verkürzung der Arbeitszeit nehmen in gewissen Lebensphasen/-situationen – z. B. bei Pendlern, Weiterbildungen oder Familienzeiten – bei Führungskräften zu. Die Befragungen zeigen, dass etwa jede fünfte Führungskraft ihre Arbeitszeit für einen gewissen Zeitraum reduzieren möchte. Gewünscht werden vor allem vollzeitnahe Teilzeit-Lösungen, z. B. die 4-Tage-Woche.
- Betrieblicher Nutzen
Engagierte und flexible Führungskräfte tragen ein erfolgreiches Unternehmen. Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten – auch in der Arbeitszeit – sowie eine Balance von Privatleben und Beruf fördern Zufriedenheit und Motivation der Führungskräfte. Mit dem Angebot lebensphasengerechter Arbeitszeiten bindet das Unternehmen qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und beugt einem drohenden Führungskräftemangel vor. Und im Hinblick auf die gesetzlich geplante Frauenquote ist eine Flexibilisierung der Arbeitszeit in den oberen Managementebenen langfristig von Vorteil.
- Beschäftigungseffekte
Führungskräfte können Einkommensverluste häufig leichter verkraften als Empfänger von Durchschnittseinkommen. Aufgrund der bestehenden Steuerprogression fällt die Nettoeinbuße bei hohen Einkommen geringer aus als im Durchschnitt. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten versuchen daher Initiativen zur Beschäftigungssicherung und -förderung zumeist auch, diese Zielgruppe zu erreichen.
Abb. 3: Teilzeitarbeit in Führung
4 Verschiedene Modelle für Führen in Teilzeit
Führungskräfte wählen eher vollzeitnahe Varianten, die mit Formen von Telearbeit kombiniert werden können. Gerne wird z. B. die 4-Tage-Woche praktiziert, bei der die Führungskraft in Absprache mit Kollegen und dem Team flexibel einen Tag in der Woche festlegt, an dem sie nicht anwesend ist.
Auch Tage, Monate aber auch das Jahr können verkürzt werden. Letzteres findet man oft in Projekten, die z. B. eine Vollzeitphase über mehrere Monate hinweg erfordern, um in den restlichen Monaten in Teilzeit oder gar nicht zu arbeiten.
Die "schöpferische Pause" in Form eines Kurz-Sabbaticals ist ein Angebot, das Führungskräfte gerne wählen. Die freie Zeit kann für Weiterbildungen, Familie, Hobbys oder für eine Weltreise genutzt werden. Damit dieses Modell funktioniert, ist die längerfristige Planung unerlässlich, denn durch sie ist gewährleistet, dass während mehrmonatiger Abwesenheit eine Vertretung vor O...