3.1 Herausforderungen
Generationsübergreifende Arbeit setzt sich mit der Herausforderung auseinander, die unterschiedlichen Bedürfnisse der diversen Generationen zu erkennen und denen angemessen zu begegnen, um Generationenkonflikte zu vermeiden. Zeitgleich bietet eine generationsübergreifende Zusammenarbeit im Berufsleben auch große Chancen. Es sei bereits jetzt erwähnt, dass heterogene, altersübergreifende Teams produktiver und auch resilienter sind.
Im letzten Abschnitt wurden verschiedene Haltungen, Herangehensweisen, Intentionen, Hintergründe und Bedürfnisse der vier Generationen beschrieben.
Institutionen und Firmen werden mit der Situation konfrontiert, generationsübergreifende Arbeit zu gestalten. Doch wie schafft man ein Arbeitsumfeld, in dem alle Beteiligten gute Ergebnisse erzielen und den Unternehmenserfolg als gemeinsames Ziel ansehen?
Früher haben sich nachfolgende Generationen an bereits etablierte Generationen angepasst. Aufgrund der digitalen verbesserten Qualifikationen und dem zunehmenden Fach- und Führungskräftemangel dreht sich diese Anpassung nun. Häufig bestimmen die jungen Generationen die Bedingungen bei Rekrutierungsgesprächen oder fordern ihre Verhaltensweisen in bestehenden Arbeitsplätzen ein. Dies birgt in der Regel Konfliktpotenzial. Stereotypes Denken erschwert den Prozess der Annäherung, Konflikte unterschiedlicher Art prägen dann die Zusammenarbeit. Unterschiedliche Auffassungen von Beziehungsgestaltung, Rollenverantwortungen, Wertesysteme, Machtgefüge oder Sachthemen verursachen Probleme, die sich auf das eigentliche Ziel – nämlich gute Arbeit zu leisten im Sinne eines von allen gewünschten Unternehmenserfolges – negativ auswirken.
Dem kann man aus psychologischer Sicht entgegenwirken. Die beste Variante, Brücken zwischen unterschiedlichen Generationsbedürfnissen zu bauen, ist den Fokus auf Gemeinsamkeiten zu lenken und offen zu sein, um dem Gegenüber vorurteilsfrei zu begegnen.
3.2 Was verbindet alle Generationen?
Die Antwort ist simpel: Wir sind alle soziale Wesen. Wir sind Menschen.
Um einen gemeinsamen Nenner der Generationen zu finden, ist eine bewusste Auseinandersetzung der psychologischen Urgrundbedürfnisse ein guter Schlüssel. Drei der bedeutendsten menschlichen Urgrundbedürfnisse sind:
- Das Bedürfnis nach Menschlichkeit, Bindung, Zugehörigkeitsgefühl
- Das Bedürfnis nach Sicherheit, Kontrolle
- Das Bedürfnis nach Freiraum, Entwicklung, Autonomie
3.3 Bedeutung für die generationenübergreifende Zusammenarbeit
3.3.1 Menschlichkeit
Menschen wollen vor allem eins: Respekt, Anerkennung, Wertschätzung und Bindung. Und dieses Bedürfnis ist vollkommen altersunabhängig.
Wenn Angehörige verschiedener Generationen aufeinandertreffen, ist dies ein Thema der Haltung:
- Bin ich grundsätzlich offen, meinem Gegenüber menschlich zu begegnen?
- Bin ich bereit, ihn oder sie in seinem/ihrem Kontext und Bedürfnissen bewusst wahrzunehmen?
- Ist mir bekannt, was mein Gegenüber will oder was er zu leisten bereit ist?
Wie finde ich das heraus?
Egal ob als junger oder älterer Vertreter meiner Generation, der Schlüssel liegt in der Kommunikation! Dies gelingt durch:
- Miteinander respektvoll reden,
- offen füreinander sein,
- Fragen stellen,
- zuhören,
- Bedürfnisse analysieren,
- Perspektivenwechsel einzunehmen,
- Rahmenbedingungen klären, ...
Viele der sozialen Kompetenzen sind die Schlüssel für ein gelingendes Miteinander. Und auch soziale Kompetenz ist nicht altersabhängig. Es ist die Haltung zu meinem Gegenüber, vor allem wenn er sich durch diverse Merkmale von mir unterscheidet.
Der erste Schritt ist die Eigenreflektion:
- Welches Bild habe ich von meinem Gegenüber?
- Und bin ich bereit mich auf den Menschen vor mir wahrhaftig einzulassen?
- Sind mir meine eigene Stärken bewusst, erkenne ich die Stärken des Anderen?
- Empfinde ich sein Verhalten als Konkurrenz oder verursacht es Angst, nicht mehr gut genug zu sein?
Diese Fragen sind enorm wichtig, um vorurteilsfrei in eine generationsübergreifenden Begegnung zu gehen. Für diese Reflektion eignen sich auch diese Fragen:
- Was will ein Bewerber der Generation Y?
- Was ist ihm wirklich wichtig?
- Welche Prioritäten setzt er in seinem ganz individuellem Lebenskontext?
- Was ist einem erfahrenen Babyboomer wichtig?
- Welche Erwartungen hat eine Babyboomer an die jüngere Generation?
- Wie wird Bindung im Unternehmen erlebt? Wer gehört zusammen? Wer fühlt sich ausgegrenzt? Hat dies mit Altersgruppen zu tun?
- Wie kann man aktive Bindung und Zugehörigkeitsgefühl innerhalb der Organisation stärken?
Dies sind alles Beispiele an Impulsfragen, die gestellt werden dürfen – von allen Beteiligten.
Das gemeinsame Ziel ist, dass das menschliche Grundbedürfnis nach dem "gegenseitigen Gesehen werden" erfüllt wird. Dies ist eine stabile Basis für ein gelingendes, altersübergreifendes Arbeiten. Wie das konkret aussehen kann, wird im nächsten Kapitel höchst pragmatisch beschrieben.
3.3.2 Sicherheit
Kommen wir zum zweiten menschlichen Urgrundbedürfnis – nach Sicherheit.
Sicherheit war den Babyboomern sehr wichtig. Regelmäßiger Lohn und planbare Karriereverläufe gaben den Babyboomern das Gefühl, sicher durchs Leben zu kommen. Der jüngeren Generation wird oft nachgesa...