Über das Betriebliche Gesundheitsmanagement wird der Blick zunehmend auch auf die Ressourcen gerichtet und im Sinne der Salutogenese damit eine wichtige Chance ergriffen, um Zufriedenheit und Gesundheit von Mitarbeitern aktiv zu fördern.
Hierbei ist der Einfluss von Führung auf die Gesundheit der Mitarbeiter aus erfolgreichen Konzepten des betrieblichen Gesundheitsmanagements nicht mehr wegzudenken. Nicht zuletzt hat der Blick auf die Führungskultur und deren Einfluss auf die Beschäftigten zu einem festen Platz in entsprechenden Handlungsempfehlungen und Leitfäden geführt. Rumpf schreibt, dass die hierarchische Führung in der digitalen Welt an ihre Grenzen stößt, insbesondere aufgrund weniger Kontrolle. Dies bringt uns zu der Frage, wie gesunde Führung in der hybriden Arbeitswelt gestaltet werden sollte. Führungskräfte, welche die Zusammenhänge und besonders die Einflussfaktoren ihres Verhaltens auf die Gesundheit kennen und in ihren Führungsalltag integrieren, erhalten im Gegenzug ein Team mit weniger Belastungsanzeichen, wie Müdigkeit und Abgespanntheit, mit weniger Stresserleben und weniger physischen bzw. psychosomatischen Beschwerden. Vogel nennt im Zusammenhang mit gesunder Führung auch die Bedeutung für den demografischen Wandel und die Chancen, die in einer besseren Gesundheit aller Mitarbeiter damit verbunden sind.
Insgesamt sind Organisation und Führungskraft gemeinsam gefragt. Führungskräfte können ihre Schlüsselrolle nur einnehmen, wenn sie die nötigen Strukturen und Ressourcen durch ihre Organisation zur Verfügung gestellt bekommen und bereit sind, Verantwortung für eine konsequente Umsetzung zu übernehmen.
Kordsmeyer, Mette, Harth & Mache (2020) teilen die Möglichkeiten gesundheitsorientierter Führung in virtuellen Teams in 3 Bereiche.
1) Gesundheitsorientierte Selbstführung der Führungskraft beinhaltet u. a.:
- die Einhaltung von Regenerations- und Erholungszeiten,
- festgelegte Zeiten, in denen die Führungskraft nicht erreichbar ist,
- die bewusste Vorbildrolle durch die Teilnahme an den Angeboten zur betrieblichen Gesundheitsförderung,
- Empowerment in Form von Vorbereitungs- und Trainingsmaßnahmen und
- die Teilnahme bzw. Initiierung von Führungskräfte-Mentoring-Programmen.
Hier kommt insbesondere die Vorbildrolle der Führungskraft zum Vorschein. Mitarbeiter können sich daran orientieren und bekommen sogar die Legitimation für ein daran angelehntes Verhalten.
2) Gesundheitsorientierte Mitarbeiterführung beinhaltet u. a.:
- gemeinsame Unternehmungen, beispielsweise in Form einer Kick-off-Veranstaltung,
- aktive Gestaltung der Erreichbarkeitszeiten, z. B. in Form von Überstundenausgleich, Zeiten, in denen die Mitarbeiter nicht erreichbar sind, Unterstützung bei der Priorisierung und auch Vertretungsregelungen oder festgelegte Antwort- bzw. Reaktionszeiten,
- Förderung des sozialen Austauschs,
- Maßnahmen zur Vertrauensförderung, beispielsweise durch die Reduktion von Konkurrenzdenken im Team,
- festgelegte Regelkommunikation,
- Erweiterung der Gefährdungsbeurteilung auch auf das Homeoffice und
- aktive Initiierung von Gesundheitszirkeln in den hybriden Teams.
Dazu kommen die wichtigen Punkte des Empowerns und der Wertschätzung. Das Befähigen wurde bereits mehrfach genannt und sichert die persönliche und fachliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter.
3) Gesundheitsorientierte Selbstführung der Mitarbeiter greift die Bedeutung der Eigenverantwortlichkeit auf. Hier sollen Führungskräfte die nötigen Rahmenbedingungen schaffen. Hierzu zählen z. B.:
- Zugang zu Onlineangeboten,
- aktive Förderung von Stresskompetenzerweiterung im Team,
- Förderung von Projekt- und Selbstmanagementkompetenzen sowie
- Kommunikationsschulungen für die Etablierung einer Regelkommunikation in beiden Welten.
Gesunde Führung ist immer ein Zusammenspiel aus Selbstführung, sowohl bei der Führungskraft selbst als auch bei den Teammitgliedern und der gesundheitsorientierten Führung durch die Führungskraft.